AboAbonnieren

Eigentlich ungefährlich, aber …Wann man mit Nasenbluten zum Arzt gehen sollte

Lesezeit 3 Minuten
Eine Person hält sich ein teilweise blutgetränktes Taschentuch vor die Nase 

Bei Nasenbluten tritt oft nicht viel Blut aus. Trotzdem sollte man in bestimmten Fällen zum Arzt gehen.

Es gibt viele Gründe für Nasenbluten. Magnus Heier erklärt, was man tun sollte, wenn Blut aus der Nase läuft. Und wann es ernst wird.

In der Jugendherberge: Einer der Schüler hatte Nasenbluten. Das kannte er schon, er selbst war nicht beunruhigt. Statt die Blutung zu stillen, schmierte er im Badezimmer Waschbecken, Wasserhahn und Spiegel mit Blut voll (dazu reicht sehr wenig Blut). Er legte sich selbst auf den Boden – und schrie um Hilfe. Der erste Lehrer (oder eine Lehrerin) muss natürlich von lebensgefährlichen Verletzungen ausgegangen sein. Der Schock des Lebens!

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

mehr

So bösartig läuft es meist nicht ab. Aber Nasenbluten sieht meist sehr spektakulär aus, obwohl nur wenige Milliliter Blut fließen. Der „Blutverlust“ selbst ist geradezu lächerlich gering, entsprechend harmlos ist das Nasenbluten. Wenn man richtig reagiert. Was also tut man bei Nasenbluten?

Zunächst einmal ist wichtig, was man nicht tut. Nicht totzukriegen ist die Empfehlung, den Kopf nach hinten zu überstrecken, „in den Nacken zu legen“. Das ist grundfalsch! Denn man kann sich, erstens, am eigenen Blut verschlucken. Was zu Hustenanfällen führen kann. Und man wird in dieser Lage, zweitens, das eigene Blut natürlich herunterschlucken. Aber Blut wirkt im Magen wie ein Brechmittel. Und der Druck des Würgereizes beim Übergeben kann das Nasenbluten weiter steigern.

Nasenbluten: leicht vornübergebeugt hinsetzen

Die richtige Haltung ist: aufrecht und leicht vornübergebeugt hinsetzen. Am besten sitzen Sie auf einem umgedrehten Stuhl, auf die Rückenlehne aufgestützt. Dann lassen Sie zunächst das Blut aus der Nase in eine Schale oder einen Becher abfließen. Anschließend drücken Sie die Nasenlöcher für etwa fünf Minuten ohne Unterbrechung zu, beide. In vier von fünf Fällen sollte die Blutung allein dadurch stoppen.

Reicht das allein nicht aus, können Sie Eiskompressen in den Nacken legen. Allerdings in ein Tuch eingewickelt, nicht direkt auf die Haut! Denn sonst drohen „Verbrennungen“ (Erfrieren und Verbrennen ist für die Haut fast der gleiche Vorgang). Blutet die Nase trotzdem weiter, müssen Sie zum Arzt. Der kann Fremdkörper entfernen – vor allem bei Kindern finden sich oft erstaunlich große Teile. Die Ärztin, der Arzt kann die Nase tamponieren. Den Blutdruck messen. Die Schleimhäute in der Nase kontrollieren.

Die Ursachen für einmaliges Nasenbluten sind meist „Unfälle“ – etwa beim Nasebohren. Oder eine ungewöhnlich trockene und damit verletzliche Nasenschleimhaut – vor allem auch im Winter in überheizten und trockenen Räumen. Tritt das Bluten dagegen regelmäßig auf, kann auch ein hoher Blutdruck die Ursache sein. Oder eine Gerinnungsstörung. Oder bestimmte Medikamente. Oder ein Infekt. In sehr seltenen Fällen auch eine genetische Störung, die Oslersche Krankheit.

Hier dauere die Diagnose oft bedauerlich lange, wie eine Kollegin neulich versicherte. Es gibt also zwei Botschaften: Nasenbluten ist ungefährlich, wenn man richtig reagiert. Regelmäßiges Nasenbluten dagegen sollte vom Arzt abgeklärt werden. Oft reicht schon ein bisschen Salbe, um trockene Schleimhäute unempfindlicher zu machen.