Neue StudieViele Frauen haben lieber Solo-Sex als mit dem Partner
Köln – „Sich einen runterholen“, „keulen“ oder „einen von der Palme wedeln“ – Ausdrücke für Selbstbefriedigung, oder im Fachjargon auch Onanie genannt, gibt es viele. Doch geht es bei diesen ausdrücken wirklich um die menschliche Selbstbefriedigung oder nicht etwa vielmehr um die männliche Selbstbefriedigung? Geht es um Frauen, sprechen wir eher von „es sich selbst machen“ oder „an sich rumspielen“. Klingt direkt ganz anders – eher nach Porno (für Männer). Die weibliche Lust wird seit jeher tabuisiert.
Doch das verstaubte Image der Selbstbefriedigung wird nun nach und nach aufpoliert. Egal ob die Heldinnen der Großstadtsaga „Sex and the City“ im TV offen über ihre Vibratoren reden oder die steigende Popularität des Womanizers, das Sextoy verspricht einen Orgasmus innerhalb weniger Minuten: weibliche Lust ist „in“ – und vor allem sprechen wir in der Öffentlichkeit darüber.
Selbstbefriedigung wird zur „Self-Care“
Selbstbefriedigung wird also aus der Schmuddelecke geholt. Heute wird „Self-Care“ – also Selbstpflege, damit sind Maßnahmen, die einem gut tun – ausgerufen. Wer will, dass es ihm körperlich und seelisch gut geht, der legt selbst Hand an: Self-Care kann eine Jogaeinheit oder ein leckeres Essen sein – aber eben auch Masturbieren.
In Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut PSB befragte Der japanische Sex-Spielzeughersteller Tenga mehr als 10.000 Männer und Frauen in neun Ländern zu ihrem Sexleben und ihrem körperlichen, emotionalen und gesellschaftlichen Wohlergehen. Dabei kam heraus: 89 Prozent der befragten Deutschen hat schon mal selbst Hand angelegt. Im internationalen Ranking sind nur die Spanier (93 Prozent) und die Briten (91 Prozent) aktiver in Sachen Selbstbefriedigung.
Vier von 10 Frauen haben lieber Solo-Sex als mit einem Partner
Doch noch interessanter, ist die Antwort auf die Frage, ob Sex mit einem Partner oder Selbstbefriedigung als schöner empfunden wird. 4 von 10 Frauen haben lieber Solo-Sex – während jeder zweite Mann beides gleich schön findet. Dabei geht es nicht um reine Bedürfnisbefriedigung: Acht von zehn Befragten – Männer als auch Frauen – tun es auch, wenn sie in einer Beziehung sind – wenn die sexuellen Bedürfnisse also theoretisch auch von dem jeweiligen Partnern oder gemeinsam gestillt werden könnten. Die „Zeit für mich“ in Form von Masturbation lässt sich offensichtlich niemand nehmen: Gleich hinter Schlafen und Musik hören nennen die Deutschen Sex und Selbstbefriedigung als beliebteste Stresskiller, so die Studie.
Von einem glücklichen Sexualleben inklusive Selbstbefriedigung können wir in vielerlei Hinsicht profitieren: So gab mehr als Dreiviertel aller Befragten an, dass regelmäßige Selbstbefriedigung weitere positive Effekte auf ihr Leben habe, so seien sie gesünder, hätten mehr Selbstbewusstsein und auch die Gehirnleistung werde gesteigert.
In Beziehungen masturbieren mehr Frauen als Männer
Das klingt überraschend, doch wenn man an das Orgasm Gap denkt, wieder doch nicht: In Beziehungen masturbieren laut der Umfrage mehr Frauen (84 Prozent) als Männer (78 Prozent).Trotzdem sprechen viele Deutschen nicht gerne über Selbstbefriedigung: Vier von zehn Befragten haben noch nie mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin über Masturbation gesprochen.
Volker Wittkamp ist Urologe und Autor des Buchs „Fit im Schritt“. Er hat die Tenga-Forscher bei ihrer Studie beraten: „Die meisten Menschen reden nicht gerne über Selbstbefriedigung, weil das Thema in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu ist. Ich glaube aber, dass wir davon profitieren können, wenn wir offen über Sexualtität sprechen.“ Sexuelle Lust und Spaß an der Sache zu haben, sei einer der besten Wege, Self-Care zu betreiben, weil man so viele unterschiedliche physische und mentale Vorteile daraus ziehen könne, meint der Experte.
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„Die Vagina ist eben nicht ein Negativabdruck des Penis“
Frauen in Beziehungen legen also lieber selbst Hand an, als Sex mit dem Partner zu haben. Sex-Expertin Dr. Sheila de Liz überrascht das nicht. In ihrem Ratgeber „Unverschämt - Alles über den fabelhaften weiblichen Körper“ erklärt sie, dass reine Penetration nur 20 bis 30 Prozent der Frauen zum Höhepunkt bringe. Sie empfiehlt den Frauen, selbst Hand anzulegen und die Klitoris zu stimulieren. „Die weibliche Sexualität ist eben nicht die Umkehrfunktion der männlichen Sexualität und die Vagina nicht ein Negativabdruck des Penis.“
Sie plädiert für mehr Selbstbefriedigung und einen normalen Umgang damit. Sie erklärt. Warum Solo-Sex super ist: „Nur wenn ich weiß, was mir gefällt, kann ich es meinem Partner sagen oder zeigen. Außerdem hilft es, Stress abzubauen, sich gut zu fühlen. Manche Frauen masturbieren jeden Tag, andere nur sporadisch.“ Das sei völlig in Ordnung. Ein weiterer Vorteil der Masturbation: Wenn man merkt, dass es an diesem speziellen Tag – aus welchen Gründen auch immer – zu keinen Höhepunkt reichen wird, kann man die Zelte einfach abbrechen und aufhören: Man ist dem Partner keine Rechenschaft schuldig, denn „er hat sich ja so viel Mühe gegeben“. Dafür spricht: Im Tenga-Report berichten fast die Hälfte der Frauen, die Solo-Sex praktizieren, dass sie nicht immer dabei zum Orgasmus kommen. (sar)