PMDSWenn der Zyklus Frauen unberechenbar macht
Die Tage vor den Tagen sind für viele Frauen eine unangenehme Zeit. Sie haben etwa Kopfschmerzen oder spannende Brüste – diese Symptome sind auch unter dem Sammelbegriff Prämenstruelles Syndrom (PMS) bekannt. Doch wenn auch psychische Beschwerden hinzukommen, handelt es sich um die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS), die die Betroffenen vollkommen aus der Bahn werfen kann. Professor Stephanie Krüger ist Spezialistin auf dem Gebiet und weiß, wie Frauen mit PMDS geholfen werden kann. Die Psychiaterin leitet als Chefärztin das Zentrum für Seelische Frauengesundheit am Vivantes Humboldt-Klinikum Berlin.
Was ist die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) und inwiefern unterscheidet sie sich vom Prämenstruellen Syndrom (PMS)?
Bei PDMS haben Frauen in der zweiten Zyklushälfte, also etwa zwei Wochen vor der Menstruation, nicht nur die bei PMS auch auftauchenden körperlichen Beschwerden wie Bauchkrämpfe, Rückenschmerzen oder spannende Brüste. Bei ihnen kommt eine psychische Komponente hinzu. Sie sind innerhalb dieser Zeit zum Beispiel sehr gereizt, weinerlich, aggressiv oder auch impulsiv. Das Entscheidende ist, dass sie sich in dieser bestimmten Phase vollkommen anders verhalten als sonst, sodass man den Eindruck gewinnt, es handele sich um einen ganz anderen Menschen. Mit Beginn der Menstruation ist schlagartig wieder alles beim Alten.
Wie viele Frauen sind von PMDS betroffen?
In einer leichten Form leiden etwa zehn bis fünfzehn Prozent aller gebärfähigen Frauen an PMDS. Sie können damit ganz gut leben. Bei fünf bis sieben Prozent ist die Störung allerdings so stark ausgeprägt, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können. In extremen Fällen sind sie in diesen zweiwöchigen Phasen vor der Periode sogar gewalttätig oder kommen mit dem Gesetz in Konflikt. Andere sind sehr bedrückt und ziehen sich sozial vollkommen zurück. Darunter kann zum Beispiel die Beziehung zum Partner oder zu den Kindern leiden, manche Betroffene verlieren womöglich ihren Job. Wenn man die Phasen zusammenrechnet, sind die Frauen sieben Jahre ihres Lebens sozusagen außer Gefecht gesetzt.
Was ist die Ursache für PMDS?
Wichtig ist, dass es sich um eine biologische Ursache handelt: und zwar um eine Veränderung im Hormonstoffwechsel der Frauen. Bevor der Eisprung stattgefunden hat, gibt es auch bei den betroffenen Frauen eine optimale Hormonkonstellation – und sie sind dementsprechend ausgeglichen. Nach dem Eisprung allerdings können bestimmte Hormone an den entscheidenden Stellen im Gehirn nicht mehr ausreichend andocken. Dadurch reagiert ihr Gehirn in dieser Phase plötzlich besonders sensibel auf Veränderungen im Hormonhaushalt.
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Wie kann man PMDS diagnostizieren?
Am besten, indem die Frauen drei Zyklen lang ein Stimmungstagebuch führen. Wenn psychische Probleme regelmäßig in der zweiten Zyklushälfte auftreten, kann man die Diagnose in der Regel stellen. Das Problematische ist, dass viele Ärzte die Erkrankung nach wie vor bagatellisieren oder gar nicht auf dem Schirm haben. Frauenärzte gehen auf die psychischen Aspekte oft nicht ein und Psychiater erfassen Zyklusveränderungen sowie die damit einhergehenden körperlichen und seelischen Beschwerden meist nicht. Wenn eine Frau vermutet, an PMDS zu leiden, sollte sie am besten zu einem Psychiater gehen, der ein Zusatzinteresse an gynäkologischen Themen hat, oder zu einem Frauenarzt, der sich auch mit psychiatrischen Erkrankungen auskennt. Leider sind diese Konstellationen nicht besonders häufig. Es geht bei der Erkennung der Krankheit um das ideale Zusammenspiel zwischen Gynäkologie und Psychiatrie.
Wie kann den betroffenen Frauen geholfen werden?
Manchen Frauen helfen schon Ernährungsumstellungen oder sportliche Aktivitäten, damit sie sich besser fühlen. Außerdem gibt es bestimmte Antibabypillen, die den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht bringen. Alternativ ist es auch möglich, in sehr geringen Dosierungen in der kritischen Phase vor der Periode Antidepressiva zu nehmen, die danach sofort wieder abgesetzt werden. Diese so genannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sorgen dafür, dass die Symptome nicht mehr auftreten.