Von müde bis depressivWas es bedeutet, unter dem Prämenstruellen Syndrom zu leiden
Köln/Kiel – Ein unfreundlicher Satz treibt einem die Tränen in die Augen, dazu fühlt sich frau einfach nur schlapp und müde. Wenn kurz darauf die Periode einsetzt, scheint die Ursache klar. PMS, das Prämenstruelle Syndrom hat einen wieder erwischt.
Die meisten Frauen kennen körperliche und psychische Beschwerden vor und während ihrer Menstruation. Etwa sieben von zehn sind regelmäßig zwischen Eisprung und Periode oder darüber hinaus davon betroffen. Während manche in ihrem Alltag gar nicht eingeschränkt sind, beklagen andere Frauen Beschwerden, die nur mit starken Schmerzmitteln auszuhalten sind. Doch was hat es damit genau auf sich?
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu PMS:
Was sind die Symptome von PMS?
Die Symptome empfindet jede Frau unterschiedlich: Die Beschwerden können körperlicher oder psychisch-emotionaler Art sein und in ihrer Stärke wechseln. Darunter fallen etwa Wassereinlagerungen mit Spannen der Brust, Gewichtszunahme, aber auch eine Zunahme des Appetits. Auch Eigenschaften wie eine Reizbarkeit, Schwunglosigkeit oder Empfindsamkeit, die die Frauen für sich selbst als ungewohnt und belastend empfinden, können auf PMS hindeuten. „Mit den körperlichen Symptomen wissen viele Frauen noch irgendwie umzugehen, aber die psychischen Veränderungen können extrem heftig sein“, weiß Gynäkologin Dr. Dorothee Struck, die neben ihrem Praxisalltag auch Webinare zum Thema abhält.
Was passiert dabei im Körper?
„Unter dem Prämenstruellen Syndrom versteht man körperliche und emotionale Veränderungen, die mit dem Absinken des Östrogen-Spiegels in der zweiten Zyklushälfte und vor allem in den Tagen vor Beginn der Menstruation verbunden sind“, erklärt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Bei PMS spricht man allgemein von den „Tagen vor den Tagen“, bei manchen Frauen treten die Beschwerden aber auch während der Periode auf. PMS ist allerdings nicht messbar, der Tipp der Experten lautet daher immer: Wer denkt, dass er vom Prämenstruellen Syndrom betroffen ist, sollte über einen längeren Zeitraum ein Zyklus-Tagebuch schreiben, genau notieren, welche Beschwerden wann auftreten und anschließend mit dem Frauenarzt auswerten.
Welche Rolle spielen Hormone?
Das Hormon Östrogen wirke sich eigentlich positiv auf die Stimmung aus, erklärt Albring: „Viele Frauen erleben das besonders in der ersten, östrogendominierten Hälfte des Zyklus und auch während der Schwangerschaft.“ Während der zweiten Zyklushälfte leiden Frauen mit PMS dann häufig unter einem Mangel des Sexualhormons Progesteron, das uns entspannen lässt und als „Anti-Ängstigungshormon“ wirkt.
Was begünstigt PMS?
Stress spielt eine große Rolle, meint Dorothee Struck. Dieser begünstigt viele prämenstruelle Beschwerden und hormonelles Ungleichgewicht. Während für einige Frauen in der ersten Zyklushälfte noch das Gefühl vorherrscht, die Welt erobern zu können, so dreht sich dieses Empfinden in der zweiten Zyklushälfte komplett. Nun herrscht der Wunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit vor. Das Problem: „In unserem modernen Leben muss Frau funktionieren und so tun, als wäre jeder Tag gleich“, erklärt die Gynäkologin.
Was hilft gegen PMS?
Wer unter PMS leidet, muss sich nicht damit abfinden. Oft hilft schon das Wissen, warum es einem so geht, wie es einem geht, meint auch Christian Albring. „Vielen Frauen hilft es schon festzustellen, dass die körperlichen und seelischen Veränderungen mit ihrem Zyklus zusammenhängen, weil sie dann absehen können, dass es sich immer nur um einige Tage handelt, bis diese Phase vorüber ist“, so der Frauenarzt. Durch einen gesunden Lebensstil lassen sich die Beschwerden lindern. Denn Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsarmut, zu viel Koffein, Nikotin und Alkohol wirken sich auch auf die Beschwerden vor und während der Periode aus.
Manchen Frauen helfen pflanzliche Mittel, wobei es für die unterschiedlichen Beschwerden verschiedene Heilpflanzen gibt. Sie müssen allerdings über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um eine Wirkung zu zeigen. Struck empfiehlt PMS-Patientinnen bei Östrogendominanz zusätzliches Magnesium und B-Vitamine einzunehmen. Auch Heilpflanzen können helfen, so die Erfahrung der Frauenärztin, dazu zählen Lein, Nachtkerzenöl, Borretschsamen, Cimicifuga, Mönchspfeffer und Keuschlamm.
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Was ist PMDS?
Es gibt noch eine Steigerung zum Prämenstruellem Syndrom: PDMS, die Prämenstruelle Dysphorische Störung. Von ihr sind weltweit etwa drei bis acht Prozent aller Frauen betroffen, erklärt Prof. Anke Rohde. Bei PDMS leiden Frauen unter Reizbarkeit, Aggressivität, Anspannung und depressive Verstimmung. „Man muss allerdings davon ausgehen, dass die Mehrzahl betroffener Frauen keine angemessene Therapie erhält“, erläutert Rohde. Denn für die PMDS gibt es bisher im international gültigen Diagnosesystem ICD 10 keine entsprechende Diagnosekategorie. Dabei sei durch zahlreiche Studien hinreichend belegt, dass mit Antidepressiva, die schwerpunktmäßig auf das Serotoninsystem wirken, PMDS sehr gut behandelbar ist. Eine andere oftmals hilfreiche Strategie zur Therapie könne die durchgehende Gabe einer Pille, so die Medizinerin.