Dos and Don'tsWas Laien bei der Massage falsch machen können und wie es richtig geht
Die Massage gehört zu den ältesten Heilmethoden. Bereits der römische Herrscher Julius Caesar soll sie sich, so ist es überliefert, regelmäßig gegönnt haben. Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts ist das systematische Kneten von Haut, Bindegewebe und Muskulatur dank des schwedischen Gymnastiklehrers Per Henrik Ling als Schulmedizin anerkannt. Besonders wohltuend finden die meisten das wohl an einer Körperstelle: dem geschundenen Rücken. Wieviel aber bringt die Rückenmassage zur Entspannung und können das auch Laien?
Der Lockdown verschärft ein Problem, das die Deutschen schon lange haben. Im Rücken zwickt es. Jetzt sitzen viele Menschen den ganzen Tag im Homeoffice. Dazu Homeschooling, soziale Isolation und viele Einschränkungen – Stress und psychische Leiden können sich auf den Rücken auswirken. Das haben viele Studien belegt.
„Die Massage ist als Entspannungsmethode völlig ins Hintertreffen geraten“
Lange Zeit galt in der Medizin die einhellige Meinung, dass man seine Muskulatur im Rücken stärken sollte, um Schmerzen zu lindern. „Die Massage ist dabei als Entspannungsmethode völlig ins Hintertreffen geraten“, erklärt Professor Peer Eysel, Leiter der Orthopädie und Unfallchirurgie an der Kölner Universitätsklinik. „Der Haupttrend ist Sport und Fitness. Alles unter dem Motto: 'Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz.' Aber das stimmt so nicht. Entspannung ist für den Rücken viel wichtiger als Anspannung.“ Was bei einem schmerzhaften Rücken weh tut, ist die extrem verspannte Muskulatur, sagt Eysel. Die bekomme man nicht durch noch mehr Anspannung gelöst.
Wie sinnvoll Massagen für den Rücken wirklich sind, ist allerdings umstritten. Studien, die einen nachhaltigen positiven Effekt belegen, gibt es nicht. „Es ist richtig, dass die medizinische Wirkung von Massagen nicht gut untersucht ist. Die Wirkung von Krankengymnastik aber auch nicht!“, sagt Eysel. Er ist überzeugt, dass es sinnvoller ist, dem Rücken regelmäßig eine Entspannung zu gönnen: „Durch Massage und auch durch Wärme wird die Durchblutung gesteigert, das wirkt sich positiv auf den Rücken aus“.
Praktische Tipps für die Massage
Komm, ich massier' dir mal den Rücken! Dieses Angebot lehnen wohl nur die Wenigsten ab. Aber ist es überhaupt ratsam, Laien an den eigenen Körper heranzulassen? Wir haben mit dem Physiotherapeuten und ausgebildeten Masseur Tim Burwitz gesprochen, der in Köln seine Praxis hat. Ein paar Dos and Don'ts für Anfänger:
Was brauche ich für eine Massage?
Warme Hände und hautverträgliche Öle, Fette oder Butter. Wichtig ist, dass man mit den Hilfsmitteln sparsam umgeht. Weniger ist mehr! Das Gewebe, also die Haut, das Bindegewebe und die Muskulatur sollte man gut greifen können. Wenn man zu viel Öl nimmt, hat man ständig das Gefühl, keine Kontrolle über die Massage zu haben. Man rutscht ab oder alles gleitet einem permanent durch die Hände. Das darf nicht passieren, denn bei einer Massage ist es wichtig, dass sie kontrolliert, dosiert und an der richtigen Stelle ausgeführt wird.
Wo sollte man massieren?
Direkte Massage auf der Wirbelsäule sollte man vermeiden. Lieber in den Bereichen daneben bleiben. Auch den Hals-Nacken-Bereich – also alles zwischen Kopf und T-Shirt-Kragen – eher auslassen. Das sollten nur Profis mit anatomischem Wissen machen. Ansonsten kann man sich am Rücken frei austoben.
Warum ist der Hals problematisch?
Durch den Hals verlaufen wichtige Nerven- und Blutbahnen, die durch eine nicht durchdachte Massage manipuliert werden könnten. All diese Strukturen liegen auf engstem Raum. Schon kleine Fehlgriffe, zum Beispiel eine zu intensive Massage oder eine falsche Lagerung während der Massage, können zu unangenehmen Folgen wie Verspannungen und Schmerzen führen.
Was ist sonst noch wichtig?
Am besten fragt man den Massierten immer nach der Intensität und dem Wohlbefinden. Als Faustregel sollte die Intensität auf einer Skala von null bis zehn zwischen drei und fünf liegen. Bei klassischen Entspannungsmassagen sollten die Bewegungen eher langsam sein. Die Massage sollte gleichmäßig und rhythmisch sein. Mit den Fingern sollte man versuchen, so viel wie möglich zu fühlen und zu ertasten. Für den Massierten ist es sehr angenehm, wenn man knöcherne Ränder und Kanten ertastet – und dann die Muskulatur in unmittelbarer Nähe umkreist.