Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Nach dem AbnehmenSo werden Sie die lästige Fettschürze los

Lesezeit 4 Minuten

Vor der Operation zeichnet Dr. Jens Baetge, Facharzt für plastisch-ästhetische Chirurgie und Chefarzt an der Nürnberger Klinik für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, die Bauchdeckenstraffung vor.

Nach dem mühevollen Abnehmen kommt bei vielen Übergewichtigen der Frust: Zwar haben sie es geschafft, ihr Gewicht in den Griff zu kriegen, haben jetzt aber ein neues Problem: Überall am Körper hängt die Haut schlaff herunter.

In solchen Fällen ist der Gang zum plastischen Chirurgen häufig der einzige Ausweg, so Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Notwendig sei eine Operation besonders dann, wenn die überschüssige Haut nicht nur zu einem ästhetischen, sondern auch zu einem gesundheitlichen Problem wird. Doch solche Eingriffe bergen oft Risiken. Bei einem extremen Gewichtsverlust bildet der Körper die stark ausgedehnte Bauchdecke nicht mehr zurück, weiß Prof. Thomas Dirschka vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. „Mit Massagen oder Cremes lässt sich eine vollkommen überdehnte Haut nicht wieder in eine schöne straffe Form bringen.“ Grund dafür sind erschlaffte oder gerissene Gewebestrukturen.

Entzündungen und Pilzinfektionen drohen

Vor allem am Bauch kommt es vor, dass diese Haut eine große Falte bildet, die dann wie eine Schürze runterhängt. Hautlappen können aber auch an den Oberschenkeln, am Rücken oder den Brüsten bleiben und dort gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen: „Die Patienten schwitzen, und es kann zu Entzündungen und Pilzinfektionen kommen“, warnt von Saldern. Durch Reibung entstehen zusätzlich wunde Stellen. Ständige Schmerzen können die Folge sein. „In diesen Fällen rate ich zu einer Operation.“Doch häufig ist der Leidensdruck der Patienten nicht nur gesundheitlicher Natur, weiß von Saldern. Wer sich im Sommer leichter bekleidet zeigen möchte, leidet unter der überschüssigen Haut: „Wenn Hautlappen am Körper hängen, ist das für viele nicht nur ein kleines Schönheitsproblem. Das kann für sie richtiggehend entstellend sein.“

Koffeinhaltige Cremes helfen bedingt

Massagen, Sport oder spezielle Cremes würden nur bei bei leichtem Gewichtsverlust Abhilfe verschaffen. „Koffeinhaltige Cremes können einen leichten Effekt auf das Bindegewebe haben. Aber tatsächlich nur bei ganz leichten Fällen“, sagt Prof. Dirschka.Doch bevor Patienten einen kosmetischen Eingriff vornehmen lassen, sollte das Gewicht mindestens ein halbes Jahr stabil bleiben. „Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Patienten sich schnell runterhungern“, sagt von Saldern. Sport- und Ernährungsfragen spielten hier eine wesentliche Rolle. Nimmt der Patient nach der OP wieder Gewicht zu, kann dieses auf die frischen Narben drücken.

Grundsätzlich wird bei jeder Bauchdeckenstraffung knapp über dem Schambereich ein langer waagerechter Schnitt gesetzt, wie die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) erklärt.

Der Bauchnabel wird dann in der Regel mit einem runden Schnitt vom Hautgewebe abgetrennt. Überschüssige Haut wird entfernt und der Hautlappen angenäht.

Für die Neupositionierung des Nabels wird ein neuer Zugang in die Haut geschnitten. Die alte Nabelstelle wird vernäht.

Ärzte warnen vor Risiken

Ein solcher Eingriff bringt aber auch „nicht unerhebliche Risiken“ mit sich, erklärt von Saldern. Große Narben und Wundflächen können die Folge sein: „Hier kann es Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Nachblutungen geben.“

Außerdem werden bei den Operationen kleine Gefühlsnerven an der Haut durchtrennt. „Es können Stellen übrig bleiben, wo sich das Gefühl nicht mehr vollständig normalisiert.“ Mehrmalige Nachoperationen sind durchaus üblich.Daher sollte man den Chirurgen mit Bedacht auswählen: Jeder Arzt darf sich laut DGÄPC ungeachtet seiner Ausbildung etwa „Schönheitschirurg“, „Kosmetischer Chirurg“ oder „Ästhetischer Chirurg“ nennen. Anders ist das bei den Bezeichnungen „Facharzt für Plastische Chirurgie“, „Plastischer Chirurg“, „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ oder „Plastischer und Ästhetischer Chirurg“. Die Fachgesellschaften versenden auf Anfrage Listen ihrer Mitglieder. Auch über den Verlauf der OP sollte man sich im Vorfeld gründlich informieren.

Spätere Nahtverläufe sollten etwa mit Abbildungen verdeutlicht werden, rät die DGPRÄC. Außerdem muss klar sein, wie lange der stationäre Aufenthalt dauern wird, dass einige Nachsorgeuntersuchungen anfallen und dass eventuell auch mit Wundheilungsstörungen zu rechnen ist.

Krankenkassen übernehmen die Kosten nur im Einzelfall

Die Kostenerstattung bei solchen Eingriffen ist schwierig. Hier komme es auf die Bewertung der jeweiligen Krankenkasse im Einzelfall an, sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband.

Falls es sich um ein medizinisches Problem mit Beeinträchtigungen von Körperfunktionen handle, zahle die Kasse. Bei einem rein ästhetischen Problem würden die Kosten nur übernommen, wenn es sich um eine Entstellung mit „beachtlicher Erheblichkeitsschwelle“ handele.

(dpa, jto)