Seit einigen Wochen stehen Sonnenschutzmittel im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Was also tun? Wir haben zwei Expertinnen gefragt.
Weichmacher, NanopartikelDiese 5 Dinge sollten Sie beachten, wenn Sie Sonnencreme kaufen
Titanium Dioxide. Ethylhexyl Triazone. Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate. Uff, ganz schön viele Fremdwörter! Doch wer sich ein bisschen intensiver mit dem Thema Sonnenschutzmittel beschäftigt und nicht einfach nur das erstbeste Mittel in der Drogerie kauft, der wird ihnen wohl oder übel begegnen. Denn was wir hier aufgezählt haben, sind nur einige der Filter, die in Sonnenschutzmitteln enthalten sein können. Und was zur allgemeinen Überforderung beiträgt, ist die Nachricht, dass einer dieser Filter im Verdacht steht, gesundheitsschädlich zu sein und Weichmacher zu enthalten. Wir haben uns das Thema Sonnencreme von zwei Expertinnen einordnen lassen: Uta Schlossberger ist Dermatologin aus Köln, Lea Lukas arbeitet für die Stiftung Warentest, die regelmäßig und unabhängig Sonnenschutzmittel testet.
Warum brauche ich überhaupt Sonnencreme?
Beginnen wir mit den Grundlagen: In den Sonnenstrahlen steckt unter anderem ultraviolettes Licht, sogenannte UV-A- und UV-B-Strahlen. UV-A dringt tief in die Haut ein und kann dort die Zellen schädigen, UV-B erreicht zwar nur die Oberhaut, greift aber die DNS in den Hautzellen an. Beide können Hautkrebs auslösen. „Wenn die Sonne auf die Haut trifft, löst das eine Gegenreaktion aus. Der Körper beginnt, ein Pigment zu bilden, das die Haut schützen soll“, erklärt Dermatologin Schlossberger. Dieses Pigment sorgt dafür, dass die Haut braun wird und weniger anfällig für die Strahlung ist. „Allerdings weiß man heute, dass schon das Braunwerden ein Hilferuf der Haut ist, aus der Sonne rauszugehen“, so die Hautärztin. Ist unser Körper allerdings zu „langsam“, gibt es einen Sonnenbrand. Zu viele Sonnenbrände können ebenfalls Hautkrebs auslösen, vor allem für Kinder ist das eine große Gefahr. „Wenn Kinder unter zwölf Jahren einmal einen Sonnenbrand haben, erhöht das die Gefahr für schwarzen Hautkrebs um bis das Achtfache.“ Sonnenschutzmittel indes wirkt wie ein Schutzschild für die Haut. Uta Schlossberger rät Erwachsenen dazu, das ganze Jahr über eine Tagescreme zu nutzen, die einen Lichtschutzfaktor enthält. Spätestens jetzt im Frühjahr solle man aber anfangen, die blasse Winterhaut einzucremen, wenn man rausgeht.
Welche Arten von Sonnencreme gibt es?
In Sonnenschutzmitteln werden zwei Arten von Filtern verwendet, erklärt Lea Lukas von der Stiftung Warentest: „Es gibt organische Filter und mineralische Filter. Die mineralischen Filter bestehen aus sehr fein gemahlenen Pigmenten. Mit der Creme werden diese auf die Haut aufgetragen und reflektieren die UV-Strahlen wie winzige Spiegel.“ Manchmal hinterlassen die mineralischen Filter einen weißlichen Film auf der Haut. Die organischen Filter hingegen dringen in die Haut ein, wandeln die UV-Strahlung in der obersten Hautschicht in Wärme um und geben sie so wieder ab. In konventionellen Kosmetikprodukten dürfen UV-Filter beider Gruppen eingesetzt werden, in zertifizierten Naturkosmetikprodukten sind in der Regel nur mineralische Filter zugelassen. Uta Schlossberger empfiehlt, für Kinder vor allem Produkte mit mineralischem Filter zu nutzen, weil diese eben nur auf die Haut aufgetragen werden. „Wenn Produkte in die Haut eindringen, weiß man nie, wie Kinder auf die Inhaltsstoffe reagieren, ob sie beispielsweise eine Allergie entwickeln.“ Die mineralischen Filter heißen zum Beispiel „Titanium Dioxide“ oder „Zink Oxide“. Steht dahinter in Klammern das kleine Wörtchen „nano“ enthalten sie Nanopartikel. Und die sollen nicht in die Haut eindringen. „Ob Nanopartikel durch Creme überhaupt in die Haut eindringen könnten, ist nicht klar“, sagt Dermatologin Schlossberger. „Leider ist die Studienlage noch nicht gut.“
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Wie finde ich eine gute Sonnencreme?
Uta Schlossberger rät dazu, ein Sonnenschutzmittel mit einem möglichst hohen Lichtschutzfaktor zu kaufen, mindestens 50. Es gibt mittlerweile auch Mittel, die Lichtschutzfaktor 80 oder 100 haben. „Und dann drehen Sie die Cremetube um und kaufen das Mittel, wo am wenigsten hinten draufsteht“, sagt die Hautärztin und lacht. „Denn je weniger Inhaltsstoffe ein Kosmetikartikel hat, desto weniger Reaktionen kann er hervorrufen.“ Häufig seien das vor allem die günstigen Sonnenschutzmittel aus der Drogerie oder dem Discounter. Auch bei der Stiftung Warentest haben in den vergangenen Jahren immer wieder sehr günstige Produkte die Bestnoten abgeräumt. Beim aktuellsten Test für Kinderprodukte aus dem vergangenen Sommer erhielten die „Cien Sun Kids“ Creme von Lidl und das „Sunozon Kids Sonnenspray“ von Rossmann die Note „sehr gut“. Gleichzeitig schnitt ein Produkt des Konkurrenten dm mit „mangelhaft“ ab, weil es den ausgelobten Sonnenschutzfaktor nicht einhalten konnte. Lea Lukas von der Stiftung Warentest: „Von außen kann man nicht erkennen, wie zuverlässig ein Sonnenschutzmittel vor UV-Strahlung schützt. Unsere Tests zeigen immer wieder, dass man sich nicht automatisch auf eine bestimmte Marke verlassen sollte.“ Allerdings, das müssen wir noch hinzufügen, sind die Gewinner des letzten Tests der Stiftung Warentest jene Sonnenschutzmittel mit einem chemischen Filter.
Was ist das Problem mit den Weichmachern?
Und einer dieser chemischen Filter ist in den vergangenen Wochen in Verruf geraten. Das Problem: In Urinproben Hunderter Kita-Kinder und Erwachsener hatte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen ein Stoffwechselabbau-Produkt von Weichmachern nachgewiesen. Dieser Stoff gilt als fortpflanzungs- und gesundheitsgefährdend. Als mögliche Quelle gelten nun Sonnenschutzmittel, vor allem, weil der Stoff in den Sommermonaten auffällig hoch war. Der eine Filter, um den es dabei geht, heißt „Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate“, kurz DHHB. Bei seiner Herstellung entsteht offenbar als Nebenprodukt ein Weichmacher. Allerdings weist das Bundesinstitut für Risikobewertung darauf hin, dass auch andere Produkte als Quelle in Frage kämen und gibt in einer Stellungnahme Entwarnung: „Nach derzeitigem Stand des Wissens sind gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Verwendung derart verunreinigter Mittel sehr unwahrscheinlich.“ Lea Lukas: „Es handelt sich bisher um einen Verdacht. Bewiesen ist aber, dass UV-Strahlung die Haut schädigen kann. Deswegen raten wir weiterhin zum großzügigen und umfassenden Schutz der Haut mit Sonnenschutzmitteln.“ Wer vorsorglich auf Produkte mit diesem UV-Filter verzichten wolle, könne auf Sonnenschutzmittel ohne DHHB zurückgreifen. Welche das sind, kann man unter anderem in den Tests der Stiftung Warentest einsehen.
Welche Sonnencreme ist nun die Beste?
Wir halten also fest: Verwenden Sie möglichst Sonnenschutzmittel mit wenigen Inhaltsstoffen, für Kinder am besten solche mit mineralischem Filter, aber ohne Nanopartikel. Erwachsene können chemische Filter nutzen, am besten direkt als Tagescreme, dann hat man auch nur eine Creme. Wenn Sie sich den ganzen Tag draußen aufhalten, baden waren, oder viel geschwitzt haben, sollten Sie das Sonnenschutzmittel alle zwei Stunden auffrischen. Und überhaupt: „Wir haben nicht die Möglichkeit, uns nicht einzucremen“, sagt Uta Schlossberger. Sie rät, es stilistisch den Australiern gleichzutun: Lange Shirts und Hosen, Hut, Sonnenbrille, Creme. Und dann: ab in den Schatten.