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Tabu-KrankheitenBeschwerden, über die keiner spricht

Lesezeit 5 Minuten

Krankheiten wie Blähungen oder Verstopfung sind für viele ein Tabu.

Köln – „Ich habe Hämorrhoiden“, der Satz kommt kaum einem über die Lippen. Dabei ist das gar nicht ungewöhnlich. Mit Hämorrhoiden ist man nämlich gar nicht so einsam, wie man annehmen könnte. Schätzungen zufolge leiden fast 50 Prozent der über 30-Jährigen im Laufe ihres Lebens an den vergrößerten Gefäßpolstern im Darm.

Auch ein Scheidenpilz hört sich fies an – eine Seltenheit ist er nicht. Bei drei von vier Frauen taucht er mindestens einmal im Leben auf. Fußpilz, ebenfalls häufiger verbreitet als angenommen, hört sich gar nicht mehr so eklig an, wenn man die englische Bezeichnung verwendet. Dort heißt er „Athlete's foot“ (Sportlerfuß) weil Sportler, die in ihren Sportschuhen schwitzen und Duschkabinen und Umkleiden mit vielen anderen teilen, häufiger betroffen sind.

Die gute Nachricht: Oft sind die peinlichen Beschwerden gar nicht so schwer zu behandeln. Ursachen, Symptome und was man gegen die Tabu-Krankheiten tun kann, haben wir zusammengefasst.

Blähungen

Blähungen dpa

Ein gewisses Maß an Blähungen ist ganz normal und lediglich ein Zeichen dafür, dass der Darm arbeitet.

Symptome: Im Darm ist zu viel Luft. Diese Darmgase wollen nach draußen, das verursacht peinliche Geräusche und unangenehme Gerüche.

Ursachen: Sie sind vielfältig aber meistens harmlos: Falsche Ernährung, zu hastiges Essen oder Stress. Seltener sind Blähungen auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder auf eine Darmerkrankung zurück zu führen.

Was hilft? Oft schon, langsamer und ballaststoffärmer zu essen und gut zu kauen. Bei andauernden, starken Blähungen sollte man die Ursache von einem Arzt abklären lassen.

Blasenschwäche

Symptome: Bei einer Blasenschwäche verlieren Frauen Urin. Etwa beim Husten oder Niesen (schwacher Grad), beim Laufen oder Heben (mittlerer Grad) oder sogar im Stehen (schwerer Grad). Betroffen ist etwa jede fünfte Frau.

Ursachen: Häufig ist der Beckenboden durch Schwangerschaft und Geburt stark belastet worden. Aber auch eine Fehlstellung der Gebärmutter, eine Bindegewebsschwäche oder Östrogenmangel kann die Ursache sein.

Was hilft? Kann der Arzt eine Blasenentzündung oder Östrogenmangel ausschließen, ist Beckenbodentraining die effektivste Maßnahme.

Fußpilz

Symptome: Die Haut am Fuß ist gerötet, juckt und schuppt. Meistens tritt Fußpilz zuerst zwischen dem vierten und dem kleinen Zeh auf.

Ursachen: Bestimmte Hautpilze, die von Menschen übertragen werden. Das passiert dort, wo Menschen barfuß laufen: in Schwimmbädern und Saunen etwa, denn Feuchtigkeit fördert das Pilzwachstum zusätzlich.

Was hilft? Der Arzt verschreibt ein Pilz abtötendes Mittel (Antimykotikum). Es kann allerdings mehrere Wochen dauern, bis der Pilz wirklich verschwunden ist. Außerdem sollte man die Zehen sauber und trocken halten und Socken aus Baumwolle tragen, die man bei 60 Grad wäscht.

Hämorrhoiden

Symptome: Helles Blut am Toilettenpapier ist das häufigste Symptom. Es zeigt, dass eine kleine Ader im Darm geplatzt ist. Bei größeren Hämorrhoiden sind Jucken oder Schmerzen häufige Hinweise.

Ursachen: Die kleinen Gefäßpolster im Darm, in denen sich Blut staut, entstehen zum Beispiel bei Verstopfungen und zu hartem Stuhl. Manchmal ist es aber auch Veranlagung.

Was hilft? Bei Blut im Stuhl sollte der Arzt eine andere Erkrankung, wie einen Tumor im Darm, ausschließen. Sind die Beschwerden nicht so stark, müssen Hämorrhoiden nicht unbedingt behandelt werden. Oft hilft bereits ballaststoffreiches Essen, viel Wasser trinken und Bewegung.

Herpes

Herpes dpa

Herpesviren schlummern in den meisten Menschen. 

Symptome: Die betroffene Hautstelle an der Lippe spannt und juckt zunächst, dann bilden sich Bläschen.

Ursachen: Herpes ist eine Infektion, die durch Herpes-Viren übertragen wird. Mit dem häufigsten Herpes-Virus (HSV-1) sind rund 85 Prozent der Bevölkerung infiziert. Meist hält das Immunsystem das Virus in Schach, ausbrechen kann es zum Beispiel bei Stress oder Sonnenbrand. Bei Erwachsenen ist das meistens harmlos, bei Säuglingen kann ein Ausbruch schwer verlaufen. Deshalb sollten Eltern darauf achten, ihr Neugeborenes nicht mit dem Virus anzustecken.

Was hilft? Salben mit einem antiviralen Wirkstoff können akute Beschwerden lindern, die Viren bleiben im Körper.

Kopfläuse

Symptome: Perfide, mehr als die Hälfte der befallenen Personen haben zunächst keine Symptome. Bei stärkerem Befall juckt die Kopfhaut und man erkennt die abgelegten Eier (Nissen).

Ursachen: Die Übertragung geschieht von Mensch zu Mensch oder über Kämme oder Kissen. Besonders in Schulen und Kindergärten verbreiten sich die Parasiten.

Was hilft? Ein Läuse abtötender Wirkstoff, mit dem die Haare shampooniert werden. Nach acht bis zehn Tagen muss ein zweites Mal behandelt werden. Zusätzlich sollte man das benutzte Bettzeug bei 60 Grad waschen, Stofftiere kann man in einer Plastiktüte zwei Tage ins Tiefkühlfach legen.

Mundgeruch

Mundgeruch dpa

Kaugummis oder Pfefferminz-Bonbons sind bei Mundgeruch nur kurzfristige Lösungen.

Symptome: Tückisch ist, dass die meisten Betroffenen ihren übel riechenden Atem gar nicht wahrnehmen. Und kaum jemand traut sich, einen Betroffenen darauf anzusprechen.

Ursachen: In 90 Prozent der Fälle liegt die Ursache im Hals-, Nasen- oder Rachenraum und kann gut behandelt werden. Der Geruch entsteht zum Beispiel durch Zahnfleischentzündungen oder mangelnde Zahnhygiene, verminderten Speichelfluss oder Halsentzündungen.

Was hilft? Meistens kann der Zahnarzt helfen. Etwa mit einer Zahnsanierung und indem er über die richtige Mundhygiene aufklärt.

Scheidenpilz

Symptome: Hinweise sind starker Juckreiz und ein Brennen in der Scheide und an der Scham. Beide sind oft rot und geschwollen. Hinzukommen kann ein weißlicher, krümeliger Ausfluss.

Ursachen: Pilze, die nicht zur normalen Besiedelung der Scheidenflora gehören. Ist das Immunsystem geschwächt, kann es die Pilze nicht abwehren. Auch übertriebene Hygiene durch Intimsprays kann die natürliche Scheidenflora beeinträchtigen.

Was hilft? Scheidenzäpfchen und Salben mit sogenannten Antimykotika.

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Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose)

Symptome: Starke Feuchtigkeit, vor allem unter den Achseln, an Händen und Füßen. Unter den Achseln zum Beispiel kann der Schweiß plötzlich auftreten.

Ursachen: Kann man ein Stoffwechselerkrankung, eine Hormonstörung oder eine andere Krankheit ausschließen, bezeichnet man die Hyperhidrose als primär. Die genaue Ursache für das übermäßige Schwitzen ist nicht bekannt. Auch Angst, Stress oder Schmerzen können eine vermehrte Schweißproduktion auslösen.

Was hilft? Vorbeugen kann man, indem man auf Alkohol und Zigaretten und scharfe Gewürze verzichtet, die das Schwitzen anregen. Als letzte Konsequenz können vegetative Nervenbündel in einer Operation durchtrennt werden. Diese regen die Schweißdrüsen an. Auch das Nervengift Botox wird gegen die übermäßige Schweißproduktion gespritzt.

Verstopfung

Symptome: Seltener und besonders harter Stuhl, der sich nur durch schmerzhaftes, hartes Pressen entleeren lässt.

Ursachen: Häufig geht Verstopfung auf eine falsche Ernährung zurück. Der Grund können aber auch bestimmte Medikamente oder eine Darm-Funktionsstörung sein.

Was hilft? Häufig bereits eine Ernährungsumstellung. Verstopfend wirken zum Beispiel Weißmehlprodukte, Schwarzer Tee und Schokolade. Gut ist dagegen ballaststoffreiches Essen, viel Wasser und Früchtetee. Akut hilft Trockenobst, wie Pflaumen oder Aprikosen, am besten eingeweicht. (ef)