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„Tag des Nichts“Warum wir einfach mal nichts tun sollten

Lesezeit 5 Minuten

Sich bewusst eine Auszeit zu gönnen, macht uns im Alltag produktiver.

Die Idee klingt doch eigentlich super: Einen Tag, an dem man einfach nur da sitzt und relaxt. Der Journalist Harold Pullman Coffin stieß ständig auf alle möglichen Feiertage, an denen man irgendetwas feiern, ehren oder beachten musste. Daher wollte er den Amerikanerin den „Tag des Nichts“ geben. Dafür auserkoren hat er den 16. Januar. Im Jahr 1973 rief er den „National Nothing Day“ erstmalig aus. Doch können wir überhaupt auf Knopfdruck „Nichtstun“? Coach Dr.Bernd Slaghuis erklärt, warum wir mehr Auszeiten brauchen und wie wir uns diese Zeit des „Unproduktiv-sein“ dringend nehmen sollten. Er plädiert für mehr bewusste Auszeiten im Alltag.

Brauchen wir einen Tag des Nichts (tuns)? Und wenn ja, warum?

Dr. Slaghuis: Nein, wir brauchen nicht einen Tag, sondern das grundsätzliche Bewusstsein, dass zur Ruhe kommen und Phasen der Entspannung für jeden von uns notwendig sind, um neue Kraft zu tanken. Kraft, die wir im nächsten Moment im Job und im Leben benötigen. Ein Tag des Nichtstuns ist ein guter Anlass, sich dessen bewusst zu werden. Ausgerechnet heute aber einmal nichts zu tun, das ist von außen aufgezwungenes Verhalten und wenig hilfreich.

Dr. Bernd Slaghuis ist in seiner Kölner Coaching-Praxis als Systemischer Coach tätig. Der promovierte Ökonom hat sich auf Karriereplanung und berufliche Neuorientierung sowie das Coaching von Führungskräften spezialisiert. Er betreibt den Karriere- Blog Perspektivwechsel, hält Vorträge und ist Gastautor für Karriere- und Management- Magazine.

Ist „Nichtstun“ nicht einfach nur verlorene Zeit?

Ja, für viele Menschen ist es dies heute. Sie laufen im Automatikmodus durch ihr Leben und sehen nur, welche Aufgaben noch auf sie warten, was sie nicht schaffen und welche oftmals unerreichbar erscheinenden Anforderungen ihr Umfeld an sie stellt. Aus dieser Perspektive ist Nichtstun vergeudete Zeit.

Doch Studien zeigen, dass die Seele baumeln lassen, Entspannung und Zeit für sich selbst eine positive Wirkung auf den Blutdruck und das Immunsystem haben. Nach Ruhepausen sind wir leistungsfähiger, daher ist diese Zeit effektiv nicht verloren, sondern überaus nützlich. Zudem zeigt sich, dass nach Ruhephasen oder bewusstem Abschalten die Kreativität steigt und wir besser auf gute neue Ideen kommen.

Was können wir für den Alltag mitnehmen?

Der Tag des Nichtstuns erinnert uns daran, aus der Routine und den längst gewohnten Automatismen auszubrechen. Für Ihren Alltag bedeutet dies, bewusst für sich wahrzunehmen und zu entscheiden, wann Pausen nicht nur gut für Ihre Gesundheit, sondern auch für die Aufgaben und Tätigkeiten sind, mit denen Sie sich gerade beschäftigen.

Vielleicht kennen Sie es von sich selbst: Morgens beim Zähne putzen kommen einem oft die besten Ideen. Der Hintergrund: In der Nacht hat unser Unterbewusstes gearbeitet – und präsentiert uns morgens die Lösung für ein Thema, das uns am Vortag beschäftigt hat. Manchmal reichen auch schon wenige Minuten Auszeit und damit Abstand von einem Thema, anderen Menschen um uns herum oder emotional belastenden Situationen, um die Dinge anders zu sehen und die eigene Denk- und Handlungsweise lösungsorientiert zu verändern.

Wie oft sollte man sich eine Auszeit gönnen?

Für Auszeiten gibt es keine allgemeine Dosierungsanleitung. Wer sich bewusst selbst wahrnimmt und auch auf die Signale des eigenen Körpers hört, der merkt, wann es Zeit für eine Auszeit wird. Doch oftmals ist uns genau dieses Gefühl mit der Zeit abhanden gekommen und wir haben verlernt, uns selbst konsequent wichtige Auszeiten zu verordnen. Denn Faulenzen und Nichtstun sind verpönt. Viele Menschen plagen Schuldgefühle, wenn sie wirklich einmal nichts tun. Wichtig für eine erholsame Auszeit ist die eigene Erlaubnis hierfür.

Wie soll eine Auszeit aussehen? Was sollte ich in der Auszeit machen?

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Beim Nichtstun bleibt nichts ungemacht.“ Wir können nicht nichts tun. Selbst wenn Sie eine Stunde durch das Wohnzimmerfenster in den Garten schauen, dann sehen Sie sich die Bäume und Blumen an oder beobachten die Vögel und Sie werden dabei auch an bestimmte Dinge denken.

Nichtstun bedeutet, das zu tun, was Ihnen im Moment wichtig ist. Vielleicht genießen Sie es, einfach auf der Couch zu liegen, vielleicht hören Sie schöne Musik, vielleicht ist es auch der Spaziergang mit dem Hund oder die Joggingrunde. Auszeit ist das, was Ihnen gut tut.

Was Sie zur Ruhe kommen und abschalten lässt und Ihre Akkus wieder auflädt, das entscheiden Sie selbst. Füllen Sie für sich das Nichtstun mit Leben und schaffen Sie hierfür die nötigen Freiräume im hektischen Alltag. Genießen Sie Ihre kleinen oder großen Auszeiten und vielleicht gelingt es Ihnen auch, regelmäßiges Nichtstun zur Routine werden zu lassen. Sie werden bemerken, dass es Ihr Leben bereichern wird.

Neugierig geworden? Dann lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Tipps der Experte gibt, damit es mit dem Nichtstun klappt

In zehn Schritten zum Nichtstun

Was tun? - Überlegen Sie, wie Sie Ihr Nichtstun mit Leben füllen möchten

Stellen sie sich die Frage: „Nichtstun – will ich das wirklich?“

Machen Sie sich die Vorteile klar: „Was bringt Nichtstun mir und anderen?“

Entscheiden Sie sich bewusst für das Nichtstun

Schaffen Sie aktiv Freiräume fürs Nichtstun

Informieren Sie das eigene Umfeld, dass Sie sich jetzt Zeit für sich nehmen

Damit schließen Sie alle Störfaktoren des Alltags aus

Nichtstun und genießen

Die Auszeit bewusst wieder beenden

Machen Sie eine Routine daraus und schalten Sie regelmäßig ab

Was tun? - Überlegen Sie, wie Sie Ihr Nichtstun mit Leben füllen möchten

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Machen Sie sich die Vorteile klar: „Was bringt Nichtstun mir und anderen?“

Entscheiden Sie sich bewusst für das Nichtstun