Wo Speise- und Luftröhre sich kreuzen, bleiben Geisterfahrer nicht aus. Doch oft ist es gar kein Fremdkörper, der die Luftröhre verengt.
Nicht so spektakulär wie im FilmVerschluckt, verletzt, Allergie – Wie man bei Luftnot reagieren sollte
Im Film geht es immer gut aus: Ein Mensch droht akut zu ersticken. Meist während eines opulenten Essens. Der Held rettet ihn oder sie mit einem Taschenmesser und der Plastikhülle eines Kugelschreibers, die er dem Betroffenen durch den Kehlkopf in die Luftröhre schiebt. Der beginnt dann nach einem kurzen Röcheln wieder zu atmen – und ist gerettet.
Aber was ist da überhaupt passiert, was ist die Ursache einer akuten Atemnot? In Wirklichkeit, nicht in Hollywood? Tatsächlich ist der Bereich hinter dem Kehlkopf (oder „Adamsapfel“, auch bei Frauen) eine funktionell schwierige Stelle: Hier kreuzen sich die Atem- und Speisewege, Luft und Nahrung. Immer mal wieder wird versehentlich etwas Spucke oder Nahrung in die Luftröhre verschluckt, der Betroffene hustet und stößt den Fremdkörper durch heftiges und stoßartiges Ausatmen wieder aus der Luftröhre heraus. So weit, so alltäglich. Es kann aber auch zu einer dauerhaften Verengung der Luftröhre kommen. Dann entstehen Husten, Luftnot und oft ein pfeifendes Geräusch. Ursache kann etwa ein verschluckter Gegenstand sein – bei Älteren etwa ein zu wenig gekautes Stück Nahrung. Bei kleinen Kindern auch ein verschluckter Teil eines Spielzeugs (deshalb die Warnhinweise auf deren Verpackung).
„Heimlich“-Manöver nur im absoluten Notfall anwenden
Oft hilft es tatsächlich, mehrmals kraftvoll auf den Rücken zu schlagen. Wiederum im Film fliegt dann ein großes Stück Fleisch im hohen Bogen aus dem Rachen auf den Tisch. In Wirklichkeit kann es tatsächlich ähnlich sein. Bei kleinen Kindern kann es helfen, sie sprichwörtlich übers Knie zu legen.
Dann gibt es noch das umstrittene sogenannte „Heimlich“-Manöver: Man stellt sich hinter den Betroffenen und umarmt ihn, legt die eigene Faust auf dessen Bauch unter den Rippenbogen – und drückt mehrfach und plötzlich schräg nach hinten oben. Mit Glück kann sich auch dadurch ein Fremdkörper in der Luftröhre lösen. Diese Therapie gilt aber als umstritten – und darf nur angewandt werden, wenn der Betroffene zu ersticken droht. Und sie ist bei kleinen Kindern – vor allem unter einem Jahr – ausdrücklich verboten: Die Verletzungsgefahr ist zu groß.
Plötzliche Luftnot: Selten ist ein Fremdkörper der Auslöser
Unabhängig davon: Bei plötzlicher Luftnot muss der Notarzt unter 112 alarmiert werden. Oft ist es auch kein Fremdkörper, sondern eine innere Verletzung, die die Luftröhre verengt. Oder eine allergische Reaktion. Oder die Schwellung nach einem Insektenstich. Oder eine äußere Verletzung. Meist entsteht sie nicht in Sekunden, sondern langsamer.
Der oben genannte Luftröhrenschnitt jedenfalls sollte durch Laien nicht gemacht werden. Die Verletzungsgefahr ist zu groß (und meistens braucht es einen solchen drastischen Eingriff auch gar nicht). Der Notarzt kann, wenn andere Maßnahmen nicht reichen, den Patienten durch Mund oder Nase intubieren und damit eine stabile Luftversorgung wieder herstellen. Oder, wenn auch das nicht geht, tatsächlich durch einen qualifizierten Luftröhrenschnitt den Patienten retten. Der Nicht-Notarzt oder medizinisches Personal im Notfall auch, wenn sie es sich zutrauen. Der Laie auch dann nicht.