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dm bietet es schon anStudentin erfindet simples Armband, das vor K.o.-Tropfen schützt

Lesezeit 3 Minuten
K.o._Tropfen_in_Drinks

Wer feiern geht, sollte sein Getränk niemals unbeaufsichtigt lassen. 

Karlsruhe – Es ist traurig, aber wahr: Fast jede erwachsene Frau kennt den Hinweis, das eigene Getränk auf einer Party oder im Club nicht aus den Augen zu lassen. Warum? Weil es immer wieder vorkommt, dass Unbekannte dieses in einem unbemerkten Moment mit narkotisierenden Stoffen versetzen, um die Inhaberin zu betäuben und damit wehrlos zu machen. Im harmlosesten Fall ist danach die Tasche weg, im schlimmsten Fall folgt eine Vergewaltigung.

Viele Frauen kennen ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis, aber nicht jede reagiert darauf so entschlossen wie die 25-jährige Studentin Kim Eisenmann, die jetzt ein Armband erfunden hat, das Frauen vor solchen Übergriffen schützen soll. In ihrem Freundeskreis traf es eine 17-Jährige, der auf einem Stadtfest bei Karlsruhe K.o.-Tropfen ins Getränk gemischt wurden. Sie wachte am nächsten Morgen unbekleidet in einem Park auf – und ohne Erinnerung an den Vorabend. Später stellten Ärzte bei der jungen Frau Rückstände von Gamma-Hydroxy-Butyrat (GHB) fest – kurz „Liquid Ecstasy“ genannt. GHB ist ein gängiges Mittel, das als K.o.-Tropfen eingesetzt wird.

Die Substanzen sind zwar seit 2002 verboten, doch relativ leicht herzustellen oder im Internet als Reinigungsmittel getarnt zu bestellen. Tief schockiert dachte Eisenmann damals: „Es hätte auch mir passieren können“, erklärte sie Business Insider.

Armband „Xantus“ sieht aus wie ein Festival-Bändchen

Nach dem Vorfall entstand die Idee zum Armband „Xantus“, das starke Ähnlichkeit mit einem Festival-Bändchen hat. Damit sollen Feiernde ganz unkompliziert die Möglichkeit haben, während einer Party innerhalb weniger Minuten zu bestimmen, ob sich die gefährlichen Substanzen in ihrem Drink befinden. Und das ist auch dringend nötig, denn sehen oder schmecken kann man sie nicht: Die Tropfen sind farb- und geruchslos. Wer sie einnimmt, wirkt auf andere einfach nur sehr betrunken, wird vollkommen wehrlos und hat anschließend einen Filmriss. Schon nach wenigen Stunden sind die K.o.-Tropfen im Körper der Opfer nicht mehr nachweisbar.

Färbt sich der Teststreifen blau, sind K.o.-Tropfen im Drink

Das Armband hingegen soll die Tropfen sichtbar machen. Und so funktioniert der Schnelltest: Das Armband wird am Handgelenk angebracht und das zu testende Getränk umgerührt. Dann tröpfelt man einige Tropfen des Getränks auf ein Testfeld. Sind K.o.-Tropfen im Getränk, färbt es sich innerhalb von zwei Minuten blau. Pro Armband können zwei Getränke getestet werden.

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„Wir haben uns aus drei Gründen für ein Armband entschieden“, erklärt Erfinderin Kim Eisenmann. Allein das Tragen des Armbandes schütze präventiv, meint sie. „Täter werden im Vorfeld abgeschreckt.“ Zudem sei das Armband durch die einfache Handhabe partytauglich. Man müsse nicht extra dran denken. Außerdem sei es dadurch, dass man es am Handgelenk trägt, immer präsent.

Inzwischen ist das Armband in das Online-Sortiment der Drogeriemarkt-Kette dm aufgenommen worden. Wenn es nachgefragt werde, wolle dm den Schnelltest auch in den Filialen anbieten, erklärte Marketing-Chef Sebastian Bayer gegenüber Business Insider. Der Bedarf müsste eigentlich groß sein: Die Dunkelziffer der Opfer durch K.o.-Tropfen wird auf 800.000 Menschen geschätzt, laut UNO sind die gefährlichen Substanzen das „größte Drogenproblem weltweit“.

Bei Party-Veranstaltern ist die Resonanz noch zögerlich: „Wir haben mit mehr als 80 Club-Besitzern gesprochen und jeder sagt das gleiche: Wenn ich euer Produkt bei mir verkaufe, dann heißt es ja, dass es bei mir K.o.-Tropfen gibt“, sagt Studentin Eisenmann. Ihre Hoffnung ist nun, mit dem erfolgreichen Produkt Druck auf die Veranstalter aufzubauen. (sar)