Zehn Fragen zu AllergienDie Pollensaison ist eröffnet

Bei frühlingshaftem Wetter leiden Allergiker unter dem Pollenflug.
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1 Wie lange bleibt die Wirkung von Pollen in der Wohnung erhalten?
So merkwürdig es klingt: Zum Thema Pollen in Wohnungen gibt es weltweit fast keine Untersuchungen. Sicher ist, dass Pollen durch geöffnete Fenster in die Wohnung kommen, sich dort ablagern und erst bei Bewegungen – etwa beim Staubsaugen – aufgewirbelt werden und dabei Heuschnupfen-Symptome hervorrufen. Experten schätzen, dass Pollen mindestens drei Monate ihre allergene Aktivität beibehalten.
Das Ärztenetzwerk Allergocologne und der Ärzteverband Deutscher Allergologen bieten für Betroffene in Köln einen Patiententag zum Thema Allergie an. In Vorträgen berichten Experten über den aktuellen Forschungsstand. Der Eintritt ist frei.
Termin: Samstag, 9.3., ab 14 Uhr, in der Wolkenburg, Mauritiussteinweg 59, 50676 Köln. Programm und Informationen unter:euregio-allergie-symposium.de
2 Wie viele Pollen reichen aus, um eine allergische Reaktion auszulösen?
Das kommt auf die Pollen an. Ambrosia-Pollen etwa sind sehr allergen. Bei diesen haben Forscher in Versuchen eine untere Grenze von zehn Pollen ermittelt, die – wenn sie auf die Nasenschleimhaut kommen – zu akuten Symptomen wie Niesen und Jucken führen.
3 Stimmt es, dass gegen Augenjucken ein Mundschutz schützt, weil die Pollen nur über Atemluft aufgenommen werden?
Nein, das ist falsch. Pollen kommen auch direkt mit den Augen in Kontakt und lösen dort Tränen, Juckreiz und Rötung der Augenbindehäute aus.
4 Allergien gegen Katzen haben viele. Kann man auch auf Menschen allergisch reagieren?
Nein, nicht im eigentlichen Sinne. Nur wenn die Menschen Allergene auf der Kleidung tragen – zum Beispiel Katzenhaare bei Katzenbesitzern.
5 Sind Allergiker dank ihrer Allergie besser vor anderen Krankheiten geschützt?
Tatsächlich zeigte erst im vergangenen Jahr eine US-Studie, dass der erhöhte Gehalt an Immunglobulin E im Blut von Allergikern verbunden ist mit einem geringeren Risiko, ein Gliom, also einen bösartigen Hirntumor, zu entwickeln.
6 Kann man eine Allergie vererben?
Ja, das ist ein gesicherter Befund. Kinder von Eltern, bei denen beide Elternteile unter Heuschnupfen leiden, haben ein Risiko von 70 bis 80 Prozent gegenüber Kindern, bei denen kein Elternteil Allergiker ist – da liegt das Risiko bei fünf Prozent. Ist nur ein Elternteil betroffen, sind es 50 Prozent.
7 Hängt es von der Tagesform des Allergikers ab, wie starke Symptome er hat?
Tatsächlich wird eine allergische Reaktion durch sogenannte Kofaktoren verstärkt. Das können virale oder bakterielle Infektionen sein, aber auch körperliche Anstrengung, Stress, Schmerzmittel oder Alkohol. Allergie bedeutet immer eine Entzündung. Deshalb kommt es auch zu einer verstärkten Reaktion, wenn die Schleimhäute bereits entzündet sind.
8 Kann man auch mitten in der Pollensaison mit einer Immuntherapie anfangen?
Die klassische Hyposensibilisierung wurde mit reinen, also unveränderten Allergenen durchgeführt. Wenn die in der Pollensaison, in der die betroffenen Organe durch den Kontakt mit Allergenen bereits sehr empfindlich waren, gespritzt wurden, war die Gefahr schwerer allergischen Reaktionen groß. Deshalb riet man Patienten von der Therapie in der Saison ab. Inzwischen gibt es aber auch Präparate, in denen die Allergene chemisch vorbehandelt wurden, man spricht dann von Allergoiden. Bei Therapien mit ihnen treten schwere allergische Reaktionen sehr viel seltener auf. Deshalb kann man sogar noch zu Anfang der Pollensaison mit einer Immuntherapie mit Allergoiden beginnen. Allerdings: Vergleichsstudien zwischen den reinen Allergenen und den Allergoiden gibt es noch nicht.
9 Ist Kortison eine Lösung für Allergiker – oder sollte man die Finger davon lassen?
Kortison ist sehr wohl eine Lösung für Allergiker, weil es gut gegen Entzündungen wirkt. Bei der Therapie kommt es allerdings auf die Anwendungsform an. Um die schwerwiegenden Nebenwirkungen zu vermeiden, sollten Allergiepatienten das Mittel nicht in Tablettenform nehmen, sondern lokal anwenden – etwa in Form von Nasensprays, die bei Heuschnupfen sehr effektiv sind.
10 Wird man sich irgendwann einmal gegen Allergien impfen können?
Gegen bereits ausgebrochenen Heuschnupfen kann man sich schon jetzt impfen – mittels der Immuntherapie. Aber eine Impfung gegen das Auftreten einer Allergie ist bislang unmöglich.
Die Fragen wurden beantwortet von der Kölner Allergologin Dr. Astrid Schareina und Prof. Karl-Christian Bergmann, Leiter des Polleninformationsdiensts.