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Gruinard IslandWarum niemand auf der idyllischen schottischen Insel leben will

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Blick über die Bucht Gruinard Bay, in der auch die Insel „Gruinard Island“ liegt.

Edinburgh – Grüne Hügel und schroffe Steinfelsen, umgeben vom wilden Atlantik: Die idyllische Insel „Gruinard Island“, die rund einen Kilometer vor der Nordwestküste Schottlands im Meer liegt, wirkt wie das perfekte Urlaubsziel oder auch wie ein guter Ort zum Leben.

Doch die knapp zwei Quadratkilometer große Insel, die sich auf halbem Weg zwischen den Orten Gairloch und Ullapool in der Bucht „Gruinard Bay“ befindet, ist unbewohnt. Wie kann das sein?

Auf Gruinard wurden Biowaffen getestet

Der Grund ist in der Geschichte der Insel zu suchen. Im Zweiten Weltkrieg wurden auf Gruinard Biowaffen getestet, wie die BBC und der britische „Daily Star“ berichten. Hierzu wurde die Insel durch die britische Regierung von den ursprünglichen Besitzern beschlagnahmt. Zwischen 1942 und 1943 wurden im Auftrag des britischen Kriegsministeriums auf der Insel 80 Schafe dem Erreger ausgesetzt, der Anthrax beziehungsweise Milzbrand auslöst.

Milzbrand befällt in der Regel Paarhufer und andere pflanzenfressende Tiere. Doch auch Menschen können an Anthrax erkranken, wenn sie Milzbrandsporen, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind, ausgesetzt sind. Dabei ist das vom Erreger produzierte Milzbrandtoxin extrem giftig.

Milzbrand kann bei Menschen tödlich enden

So können Menschen durch das Einatmen der Sporen Lungenmilzbrand bekommen, der ähnlich einer schweren Lungenentzündung verläuft, und sehr ansteckend ist. Unbehandelt verläuft die Erkrankung mit Symptomen wie hohem Fieber und blutigem Auswurf meist nach einigen Tagen tödlich.

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Über kontaminierte Lebensmittel können Menschen außerdem an Darmmilzbrand erkranken, der mit Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergeht und ohne Behandlung oft nach ein paar Tagen zum Tod führt. Am häufigsten ist jedoch der harmlosere Hautmilzbrand, bei dem die Sporen über kleine Verletzungen in die Haut eindringen und kleine Bläschen hervorrufen. Doch darüber hinaus kann jede Form des Milzbrands auch zu einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung führen.

Anthrax-Bomben wurden zur Explosion gebracht

Bei den Versuchen auf Gruinard Island wurde der Erreger über den Schafen unter anderem von einem Flugzeug aus abgeworfen, wie die BBC berichtet. Auch Anthrax-Bomben wurden demnach zur Explosion gebracht. Nach drei Tagen starben die ersten Tiere, bis schließlich kurz darauf alle Schafe verendet waren. Die Wissenschaftler verbrannten damals nicht nur die Kadaver, sie sprengten sogar eine Klippe, um die Kontamination einzudämmen. Doch dieses Ansinnen schlug fehl. Alle Bemühungen, die verseuchte Insel zu dekontaminieren, blieben vergebens.

Die getestete Biowaffe wurde von den Briten zwar nicht eingesetzt. Doch allein die Auswirkungen der Versuche waren für Gruinard Island verheerend.

Die „Anthrax-Insel“ blieb für Jahrzehnte kontaminiert

Noch 1979 entnommene Bodenproben auf Gruinard seien mit 3.000 bis 45.000 Sporen pro Gramm belastet gewesen, schreibt die BBC. Ein halbes Jahrhundert hätten nur Wissenschaftler und zwei Festlandbewohner in Schutzanzügen, die die Warnhinweise auf den Schildern neu strichen, die Insel betreten. Gruinard wurde als „kontaminiertes Monster“ und „Anthrax-Insel“ verschrien. Die verseuchte Insel wurde auf unbestimmte Zeit unter Quarantäne gestellt und der Zutritt verboten.

Niemand möchte auf der heute dekontaminierten Insel leben

Erst 1986 wurde mit der Dekontamination der Insel begonnen: 280 Tonnen Formaldehydlösung, gemischt mit Meerwasser, wurden versprüht. Eine Schafherde wurde daraufhin auf der Insel ausgesetzt – und blieb gesund. Am 24. April 1990 erklärte das britische Verteidigungsministerium Gruinard für wieder bewohnbar, sie ging kurz darauf an die Erben der ursprünglichen Eigentümer zurück.

Doch auch heute noch ist die Insel, die leicht per Boot zu erreichen ist, aufgrund der Angst vor einer andauernden Kontamination unbewohnt. (rer)