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Besonderer Tag in den USAWas feiern die Amerikaner da an Thanksgiving eigentlich?

Lesezeit 4 Minuten
Im Laufe der Zeit haben sich rund um Thanksgiving viele Traditionen gebildet. Zu den bekanntesten gehören: die „Macy‘s Thanksgiving Day“-Parade in New York City.

Im Laufe der Zeit haben sich rund um Thanksgiving viele Traditionen gebildet. Zu den bekanntesten gehören: die „Macy‘s Thanksgiving Day“-Parade in New York City.

In den USA gehört der Feiertag zu den wichtigsten Familienfesten des Jahres. Doch um was geht es bei Thanksgiving überhaupt?

Rund einen Monat vor Weihnachten feiern die US-Amerikaner Thanksgiving. „Turkey Day“ gilt als eines der wichtigsten Familienfeste und ist neben Halloween einer der einzigartigsten Feiertage des Landes. Wir werfen einen Blick auf die Ursprünge und Eigenheiten von Thanksgiving.

Wann ist Thanksgiving 2024?

In den USA findet Thanksgiving immer am vierten Donnerstag im November statt; in diesem Jahr fällt der Feiertag also auf den 28. November. Auch in Kanada ist Thanksgiving vielerorts ein Feiertag, dort findet er aber schon am zweiten Montag im Oktober statt.

Sind Erntedank und Thanksgiving dasselbe?

Wörtlich übersetzt bedeutet „thanksgiving“ Danksagung. Da liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei Thanksgiving um die nordamerikanische Variante des in Europa gebräuchlichen Erntedankfestes handelt – falsch. Denn während Erntedank ein religiöser Feiertag ist, handelt es sich bei Thanksgiving um einen explizit säkularen, also weltlichen Feiertag, der auf ein gemeinsames Fest zwischen den ersten Siedlern (pilgrim fathers, deutsch: Pilgerväter) und den Ureinwohnern zurückgeht.

Zwar waren die Pilgerväter alles andere als unreligiös, und sicherlich sind in Thanksgiving Traditionen des europäischen Erntedankfestes aufgegangen, dennoch unterscheiden sich beide Feiertage in ihrer heutigen Ausprägung enorm.

USA: Die Geschichte von Thanksgiving

Während das erste Thanksgiving im Herbst 1621 noch als ein Akt der Annäherung zwischen europäischen Siedlern und amerikanischer Urbevölkerung verstanden werden kann, hat der Feiertag in seiner modernen Form kaum noch Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Fest.

Die angestrebte Harmonie zwischen Pilgervätern und Ureinwohnern war bekanntlich nur von kurzer Dauer. Und obwohl die Kolonialisierung des amerikanischen Kontinents für die Ureinwohner eine Geschichte der Vertreibung und Unterdrückung ist, hat Thanksgiving das Wesen eines friedlichen Familienfestes bewahrt. Was immer wieder auch für Kritik am Festhalten an der Tradition sorgt.

Dieser Umstand ist vor allem Abraham Lincoln zu verdanken: Um das verfeindete Land zu einen, erklärte der US-Präsident Thanksgiving mitten im amerikanischen Bürgerkrieg 1863 zu einem jährlich wiederkehrenden nationalen Feiertag. 1941 schließlich legte der amerikanische Kongress Thanksgiving auf den vierten Donnerstag im November fest.

Welche Bräuche verbindet man mit Thanksgiving?

Im Laufe der Zeit haben sich rund um Thanksgiving viele Traditionen gebildet. Zu den bekanntesten gehören: die „Macy‘s Thanksgiving Day“-Parade in New York City, das „Turkey Day“-Footballspiel, das in den letzten Jahren coronabedingt ausfallen musste, und natürlich das große Familienessen, bei dem einem Truthahnbraten besondere Aufmerksamkeit zukommt.

„Turkey Day“: Was hat es mit Truthähnen an Thanksgiving auf sich?

Für viele wäre ein Thanksgiving ohne Truthahn wie Halloween ohne Kürbis. Doch woher stammt der Brauch des Truthahnessens eigentlich, und was hat der US-Präsident damit zu tun?

Thanksgiving Day nutzen Familien in den USA traditionell, um einen Tag lang inne zu halten und sich für die guten Dinge im Leben zu bedanken. Und wie bei großen Familienfesten üblich, spielt Essen dabei eine wichtige Rolle. Zu Gründungszeiten war Truthahn in Nordamerika eine Nahrungsquelle, die durch die kargen Wintermonate half. Schon beim ersten Thanksgiving soll daher ein gebratener Truthahn mit Süßkartoffeln, Kürbis und weiteren landesüblichen Gemüsesorten aufgetischt worden sein.

Dieser Brauch hat sich fortgesetzt. Heute verspeisen die Amerikanerinnen und Amerikaner laut CNBC rund 40 Millionen Truthähne, meist in Form eines Bratens, allein an Thanksgiving.

Truthahnbegnadigung vorm Weißen Haus

Dem Truthahn wird so viel Bedeutung beigemessen, dass er zu einer präsidentiellen Angelegenheit geworden ist: Jedes Jahr ruft der amtierende US-Präsident einige Tage vor Thanksgiving den Feiertag offiziell aus. Dabei wird ihm im Rahmen der „National Thanksgiving Turkey Presentation“ ein lebendiger Truthahn vor dem Weißen Haus überreicht. Traditionell wurde das Tier anschließend für das formale Präsidentendinner zubereitet.

George Bush Senior ist es jedoch zu verdanken, dass der Vogel seit den 1990er Jahren offiziell „begnadigt“ wird und so dem Bräter entgeht. Schon Präsident Kennedy ließ sich vom traurigen Schicksal des Thanksgivingtruthahns zu den Worten bewegen: „Let‘s keep him going“ (deutsch: „Lasst uns ihn am Leben halten“). Ob er beim späteren Dinner auf den Braten verzichtete, ist unbekannt.

Truthahnwissen für die Thanksgiving-Dinnerparty:

Bei 88 Prozent aller Amerikaner kommt an Thanksgiving Truthahn auf den Tisch.Das größte Treffen von als Truthahn verkleideter Menschen fand am 24 November 2011 in Dallas statt. Für den Rekord stülpten sich 661 Menschen ein Truthahnkostüm über.Das typische Kollern des Truthahns ist den männlichen Artgenossen vorbehalten; weibliche Truthähne geben klickende Geräusche von sich.In freier Wildbahn lebende Truthähne können fliegen. Die für Thanksgiving gemästeten Vögel sind so schwer, dass ihnen die Fähigkeit abhanden gekommen ist.Während Truthahn in den USA an Thanksgiving gegessen wird, verspeisen die Briten ihren „turkey roast“ eher an Weihnachten.Truthahnfedern wurden von den amerikanischen Ureinwohnern verwendet, um Pfeile zu stabilisieren und zeremonielle Kleidung zu schmücken. Cowboys nutzten die Haut eines Truthahns für Stiefel und Gürtel.In den USA gibt es zahlreiche Orte, die nach dem Hauptgericht an Thanksgiving Day benannt sind: In Turkey, Texas lebten bei der letzten Volkszählung im Jahr 2010 421 Menschen. Als berühmtester Einwohner gilt der US-amerikanische Country-Musiker Bob Wills.Die Truthähne, die für die präsidentielle Zeremonie ausgewählt werden, leben bis zu ihrer Überreichung an den US-Präsidenten im Willard InterContinental Hotel in Washington, D.C.(rnd)