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Höhere Auflösung, weniger BildfehlerSo gelingt das perfekte Panorama-Foto

Lesezeit 6 Minuten
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Es braucht nicht immer eine Drohne für einen schönen Ausblick. Dieses zweizeilige Panorama ist aus insgesamt 18 aus der Hand gefertigten Einzelaufnahmen entstanden, da ich bei diesem Abendspaziergang kein Stativ dabei hatte. Sony A7 III | 20 mm | ISO 1600 | f/2.0 | 1/250 s (Panorama aus 18 Einzelbildern)

  1. Mit der Panorama-Technik erhalten Landschaftsaufnahmen in gängigen Seitenverhältnissen eine höhere Auflösung. Oft brauchen Sie dafür nicht mal ein Stativ.
  2. Wir geben Tipps, was Sie bei der Panorama-Fotografie beachten müssen.

Beim Begriff "Panorama" sehen viele Menschen weite Landschaften auf einem breiten, schmalen Bild vor sich. Manchmal ist dieses Format sinnvoll, um die volle Schönheit einer Szenerie zeigen zu können. Andere Panoramen sind jedoch auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen, denn sie haben ein Seitenverhältnis von 16:9 oder sogar von 1:1. Solche Bilder kombinieren mehrere Einzelaufnahmen für eine hohe Auflösung und einen besonders großen Bildwinkel. Dabei sorgt die Technik auch für eine überlegene Bildqualität im Vergleich zum Ultraweitwinkelobjektiv, das unweigerlich hässliche Randunschärfen und Verzeichnungen produziert.

Natürlich sind der Technik Grenzen gesetzt: Da für das fertige Bild etliche Einzelfotos aufgenommen und zusammengesetzt werden müssen – das sogenannte Stitching – stellen bewegte Objekte und Helligkeitsänderungen eine meist schwer bis gar nicht zu überwindende Hürde dar. Gerade bei Panoramen mit vielen separaten Aufnahmen kommt es leicht zu sichtbaren Übergängen – selbst bei exakt gleichen Aufnahmeparametern. Ein klassisches Beispiel dafür sind Polarlichter. Bewegen sich diese sehr schnell, ist es fast unmöglich, sie in einem Panorama aus fünf bis zehn Bildern einzufangen.

In Kooperation mit heise+

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Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei heise+ – dem digitalen Abo für IT und Technik

Doch gelingt das Vorhaben, entstehen fantastische Bilder, die Sie sich aufgrund der hohen Qualität und Auflösung extra groß an die Wand hängen können!

Ganz grundsätzlich gilt für die Panorama-Technik: Probieren Sie sich aus, haben Sie keine Scheu. Solange Sie Panorama-Aufnahmen als Ergänzung zu Ihrer normalen Einzelbildfotografie sehen, kann gar nichts schiefgehen. Im Gegenteil: Wenn ein Bild gelingt, haben Sie einen ganz besonderen Bonus von Ihrer Reise oder Wanderung. Wenn nicht, haben Sie etwas dazugelernt.

Panoramen mit Smartphone und Multicopter

Smartphone:

Wie sagt man so schön? Die beste Kamera ist die, die man dabeihat. In der Tageslichtfotografie gilt dies immer mehr für Smartphones, da sich ihre Bildqualität zunehmend verbessert. Selbst bei einigen Profis ersetzen die Telefone in manchen Situationen schon die klassische Digitalkamera. Mir als Nacht- und Astrofotograf geht es ähnlich. Oft habe ich tagsüber keine Lust, Kamera, Stativ und weiteres Equipment mit mir herumzutragen, sodass ich immer häufiger zur Kamera meines iPhones greife. Insbesondere die Panorama-Funktion liefert eine beeindruckende Qualität, sofern das Licht stimmt.

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Die vielen Kehren der Stilfserjoch-Pass-Straße ließen sich an diesem leicht bewölkten Tag wunderbar mit der Smartphone-eigenen App einfangen. Das Panorama war in wenigen Sekunden gemacht. Seine Breite liegt bei knapp 10.000 Pixeln. Bei einer Druckbreite von einem Meter hätte es immer noch eine völlig ausreichende Druckauflösung von 235 dpi.

Die Vorteile dieses "Panorama-Equipments" liegen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand:

  1. Das Smartphone ist in der Regel immer verfügbar, da wir es sowieso in der Hosentasche tragen.
  2. Ein Panorama ist dank der integrierten Funktion bei den meisten Smartphones schnell gemacht und muss nicht noch am Rechner mithilfe einer speziellen Software zusammengesetzt werden.
  3. Leichte Bewegungen im Motiv lassen sich ausgleichen, da das Bild quasi in einem Rutsch aufgenommen wird statt als separate Einzelbilder mit Pausen.
  4. Die Auflösung ist durchaus beachtlich und lässt großformatige Drucke zu.

Die Aufnahme gelingt jedoch nicht immer, wie man es sich vorstellt: Manchmal sieht man Übergänge zwischen den Einzelbildern. Auch auf eine gerade Ausrichtung des Smartphones sollten Sie achten, um beim späteren Beschnitt oder einer eventuell notwendigen Bilddrehung nicht allzu viel Höhe zu verlieren. Dies ist gleichzeitig eine entscheidende Limitation der Smartphone-Panoramen: Es lassen sich lediglich einzeilige Panoramen aufnehmen, die schnell sehr breit und schmal werden.

Perspektiv-Wechsel durch Drohnenaufnahmen:

Die Qualität, die die Kameras von Drohnen liefern, ist bei ausreichender Helligkeit ebenfalls beeindruckend. Für Fotografen eröffnen sich so äußerst spannende neue Perspektiven. Jedoch ist es oft trotz einer Höhe von mehr als 100 Metern über dem Motiv schwierig, dessen ganze Weite in einem Einzelbild festzuhalten.

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Dieses nahezu quadratische Panorama entstand aus vier querformatigen Drohnenbildern und zeigt den Col d’Izoard in den französischen Alpen am Tag vor der Tour de France. Ein Quadrocopter wie der DJI Mavic Air arbeitet mit einem 1/2,3-Zoll großen CMOS-Bildsensor mit einer Auflösung von 12 Megapixeln. Etwa 800 Euro kostet so ein Modell. DJI Mavic Air | ISO 100 | f/2.8 | 1/1250 s (manuelles Panorama)

Viele Drohnen bieten daher die Möglichkeit, automatische Panoramen aufzunehmen und auch direkt zusammenzusetzen – bis hin zu 360-Grad-Bildern.Da das automatische Stitching bei vielen (auch hochpreisigen) Drohnen nur mäßig gut funktioniert und fast immer sichtbare Übergänge im fertigen Bild zu sehen sind, habe ich folgende Vorgehensweise zur Aufnahme eines mehrzeiligen Panoramas entwickelt:

  1. Ich positioniere die Drohne entsprechend meines geplanten Panoramas in der Luft und richte sie auf die hellste Stelle des späteren Bildes. Direkte Sonne im Bild versuche ich dabei zu vermeiden.
  2. Die Aufnahmeparameter stelle ich im Fotomodus manuell entsprechend der Lichtsituation ein. Den ISO-Wert versuche ich dabei so gering wie möglich zu halten.
  3. Nun richte ich die Drohne auf den rechten oder linken oberen Rand meines geplanten Panoramas aus, indem ich den Blickwinkel maximal nach oben führe und die Drohne dabei lediglich drehe, statt ihre Position zu ändern.
  4. Ich löse die erste Aufnahme aus und drehe die Drohne danach leicht nach rechts oder links, um die daneben liegende Aufnahme zu machen. Wichtig ist auch hier wieder, nicht die vertikale oder horizontale Position zu verändern. Es sollte dabei eine ausreichende Überlappung zum ersten Bild geben, was man recht schnell durch Augenmaß hinbekommt.
  5. Auf diese Art erstelle ich nacheinander alle Aufnahmen der oberen Reihe meines Panoramas. Dabei drehe ich die Drohne jeweils nur leicht in horizontaler Richtung.
  6. Am Ende der Reihe ändere ich statt des horizontalen den vertikalen Blickwinkel – lasse die Drohne also quasi nach unten schauen. Aus dieser Perspektive nehme ich dann die erste Aufnahme der zweiten Reihe auf.
  7. Nacheinander fertige ich dann alle Aufnahmen der zweiten Reihe in umgekehrter Richtung zur oberen Reihe an, bis ich wieder am Ausgangspunkt angekommen bin.

Auf diese Weise kann ich in kurzer Zeit alle Aufnahmen meines gewünschten Panorama-Bildes im Querformat aufnehmen und diese später selbst zusammensetzen. Da die Aufnahmen im DNG-Format vorliegen, lassen sie sich noch vergleichsweise umfassend bearbeiten. Die automatisch von der Drohne zusammengefügten Panoramen kommen meist als JPEGs aus der Kamera und bieten entsprechend wenig Bearbeitungspotenzial.

Die besten Erfahrungen habe ich bei Drohnenpanoramen mit der Panorama-Funktion in Adobe Lightroom gemacht, welche die Bilder meist sogar nahtloser zusammenfügt als manch spezialisierte Software.

Einfache Panoramen mit Systemkamera

Haben Sie keine Drohne oder möchten nicht auf die Qualität Ihrer Smartphone-Aufnahmen vertrauen, können Sie natürlich mit jeder Spiegelreflexkamera oder spiegellosen Systemkamera Panoramen aufnehmen. Insbesondere bei Landschaften ohne nahe Vordergrundobjekte lassen sich die Einzelaufnahmen dafür sogar gut aus der Hand aufnehmen – vorausgesetzt, Sie haben genügend Licht zur Verfügung, um ohne Stativ arbeiten zu können. Achten Sie mit Augenmaß darauf, dass sich die Bilder ausreichend überlappen.

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Es braucht nicht immer eine Drohne für einen schönen Ausblick. Dieses zweizeilige Panorama ist aus insgesamt 18 aus der Hand gefertigten Einzelaufnahmen entstanden, da ich bei diesem Abendspaziergang kein Stativ dabei hatte. Sony A7 III | 20 mm | ISO 1600 | f/2.0 | 1/250 s (Panorama aus 18 Einzelbildern)

Konkrete Tipps zum Vorgehen

Auch für diese Art der Panorama-Aufnahme möchte ich Ihnen ein paar Tipps geben:

  1. Nehmen Sie alle Einzelaufnahmen des späteren Panoramas im Hochformat und mit den gleichen Kameraeinstellungen im manuellen Modus auf. Das Raw-Format erlaubt es, in der späteren Bearbeitung mehr aus den Bildern herauszuholen.
  2. Ermitteln Sie die korrekten Belichtungseinstellungen am besten anhand des hellsten Teils des Panoramas, um überbelichtete Bereiche zu vermeiden. Bei zu großen Helligkeitsunterschieden innerhalb eines Panoramas empfiehlt es sich, mithilfe der Bracketing-Funktion der Kamera mehrere Belichtungen pro Einzelbild aufzunehmen, um diese später als HDR-Panorama zusammenzusetzen.
  3. Probieren Sie verschiedene Brennweiten aus! Ein Weitwinkelobjektiv erfordert zwar weniger Aufnahmen, Brennweiten zwischen 50 und 100 mm können jedoch beeindruckende Panoramen mit einer extremen Detailtiefe und Auflösung hervorbringen.
  4. Auch mehrzeilige Panoramen lassen sich mit ein wenig Übung aus der Hand ohne weitere Hilfsmittel aufnehmen. Achten Sie nur darauf, dass Überlappung ausreichend groß ausfällt.
  5. Planen Sie am oberen und unteren Rand Ihres Panoramas etwas Puffer ein, da Sie aus der Hand meist keine exakt gerade Ausrichtung hinbekommen und das fertige Bild entsprechend beschneiden müssen.
  6. Experimentieren Sie ein wenig mit dem Panorama-Format und lösen sich dabei vom typischen Breitbild-Look. Stattdessen können Sie beispielsweise durch drei nebeneinanderliegende Hochformataufnahmen das 16:9-Format erzeugen. Natürlich funktioniert dies auch mit drei übereinanderliegenden Querformataufnahmen für ein 16:9-Hochformat.
  7. Nehmen Sie vor der ersten und nach der letzten Aufnahme Ihrer Panorama-Serie jeweils ein Trennbild auf – beispielsweise durch eine vorgehaltene Hand. So können Sie die zusammengehörigen Bilder einer Serie später am Rechner leichter identifizieren.

Mit der entsprechenden Software fügen Sie die Einzelbilder in der Regel automatisch zusammen. Die Panorama-Funktion von Lightroom empfehle ich als ersten und einfachsten Weg. Diese beherrscht mittlerweile auch mehrzeilige Panoramen und die Bedienung geht intuitiv von der Hand. Mehr Möglichkeiten bieten Ihnen professionelle Panorama-Programme wie PTGui (circa 150 Euro), welches in der Pro-Version (circa 300 Euro) HDR-Panoramen automatisch aufbaut und störende Elemente im Bild durch Masken "verschwinden" lassen kann.

Nodalpunktadapter erleichtert die Arbeit

Müssen Sie auf einem Stativ arbeiten – beispielsweise, weil Sie Langzeitbelichtungen in der Nacht oder mit einem Graufilter aufnehmen möchten – dann lässt sich dies durchaus mit einem normalen Kugelkopf mit Panorama-Funktion realisieren. Da Sie jedoch stets im Hochformat arbeiten sollten und die Basis des Kugelkopfes nach jeder Aufnahme drehen, ist eine gerade Ausrichtung des Stativs sehr wichtig. Richten Sie lediglich die Kamera auf dem Kugelkopf gerade aus, so werden Sie nach ein paar Drehungen schiefe Bilder aufnehmen, die natürlich zu einem insgesamt schiefen Panorama führen.

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Dieses Bild im 16:9 Format ist nicht als Panorama zu erkennen, besteht jedoch aus insgesamt 72 Einzelbildern. Für eine ausgeglichene Lichtdarstellung wurde jedes der 24 Bilder dieses dreizeiligen Panoramas mit drei verschiedenen Belichtungen aufgenommen. Ein Nodalpunktadapter war hier die entscheidende Hilfe! Nikon 1 AW1 | 39 mm | ISO 100 | f /7.1 | 1,3 – 20 s (62 mm im Kleinbildformat)

Nehmen Sie häufig mehrzeilige Panoramen vom Stativ aus auf, erleichtert Ihnen ein sogenannter Nodalpunktadapter das Leben. Er verhindert einen Parallaxeneffekt, bei dem sich Vordergrund- und Hintergrundelemente durch die Perspektivänderungen zueinander verschieben. Sehr deutlich erleben Sie diesen Effekt, wenn Sie Ihren hochgestreckten Daumen abwechselnd mit dem linken und rechten Auge betrachten. Dies führt in der Panorama-Fotografie bei nahen Vordergrundobjekten dazu, dass das Panorama später nicht korrekt zusammengesetzt werden kann. Um den Vorteil eines Nodalpunktadapters nutzen zu können, müssen Sie ihn einmalig exakt auf Ihre spezifische Ausrüstung abstimmen. Zahlreiche Anleitungen dazu finden Sie im Internet.

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Vor allem Landschaftsfotografen spart der Adapter viel Zeit und Nerven – sowohl während der Aufnahme, als auch später am PC. Er sorgt dafür, dass alle Einzelbilder eines Panoramas gerade ausgerichtet und dank einer Rasterung beim Drehen mit der immer gleichen Überlappung aufgenommen werden. Insbesondere bei Nachtaufnahmen, wo Sie nur bedingt über Live-View- oder Sucherbild arbeiten können, gibt dies zusätzliche Sicherheit. Nichts ist ärgerlicher, als ein wunderschönes Milchstraßenpanorama wegen einer unzureichenden Überlappung in den Papierkorb schieben zu müssen.

Einen Nodalpunktadapter zur Aufnahme mehrzeiliger Panoramen bekommen Sie für knapp über 100 Euro, er kann jedoch je nach Qualitätsanspruch sowie Größe und Gewicht des Equipments auch mit mehr als 700 Euro zu Buche schlagen. Wenn Sie wie ich häufig Astroaufnahmen machen, werden Sie außerdem um ein spezielles Panorama-Programm wie PTGui nicht herumkommen, mit dem sie sogenannte Kontrollpunkte setzen können. Diese benötigt die Software, um gleiche Stellen in benachbarten Bildern für das spätere Stitching zu erkennen. Speziell bei Aufnahmen des Sternenhimmels versagt die Automatik in dieser Hinsicht oft.

Fazit

Ob Sie nun Panoramen mit dem Smartphone, der Drohne oder Ihrer Systemkamera aufnehmen – diese Technik zu üben, lohnt sich aus meiner Sicht allemal, um die Qualität der eigenen Aufnahmen zu steigern. Den Mehraufwand können Sie dank der heutigen Technik fast vernachlässigen! Und denken Sie daran, die besten Panoramen sind diejenigen, die gar nicht als solche zu erkennen sind.

Weitere Infos: Bildbearbeitung ohne Photoshop in Gimp komponieren und optimieren