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In Sachen LiebeIch bin seit langem in eine Frau aus der Nachbarschaft verliebt

Lesezeit 3 Minuten
  1. Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer neuen Kolumne „In Sachen Liebe“.
  2. Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psycholgen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und alles, was Paaren begegnet.

Ich (Single, 49) bin seit langem verliebt in eine Frau aus der Nachbarschaft mit Partner und Kind. Eigentlich ein Tabu für mich. Nun sagt sie, sie weiß gar nicht so genau, warum sie noch mit ihrem Freund zusammen ist. Verändert das für mich die Lage?

Erlauben Sie, dass ich direkt bin? Die schlechte Nachricht ist: Nein, das verändert die Lage für Sie nicht. Es gibt tausend und einen möglichen Grund, warum die Dame Ihres Herzens Ihnen gegenüber Zweifel an der Beziehung zu ihrem Freund geäußert hat. Sie hält aber nach wie vor an der Partnerschaft fest, und der Status quo bleibt bestehen.

Was Ihr Tabu betrifft, ehrt es Sie, dass Sie einer gebundenen Frau gegenüber keine Avancen machen möchten, aber es scheint Sie ja in eine Zwickmühle zu bringen, aus der Sie seit geraumer Zeit nicht herausfinden. Was ist das für ein Tabu? Geistern Ihnen Aussagen im Kopf umher im Sinne von: „Er hat die Ehe / Partnerschaft von x und y zerstört. Und dabei haben sie ja ein Kind zusammen!“ – begleitet von moralisch entrüstetem Kopfschütteln? Vergessen Sie solche Sätze bitte. Eine erfüllte Partnerschaft von außen zu „zerstören“ wird kaum möglich sein. Und dem Kind geht es gut, wenn es den Eltern gut geht, das kann durchaus auch in einer anderen Paarkonstellation der Fall sein.

Möglicherweise geht es hier um Schuld und Verantwortung, die ja zwei Seiten derselben Medaille sind. Die Verantwortung für die Partnerschaft und das Wohl des Kindes liegt bei Ihrer Nachbarin und deren Partner. Ihre Verantwortung, lieber Leser, liegt darin, Ihre Herzenswünsche ernst zu nehmen, sie zu überprüfen und wenn möglich zu realisieren. Es zumindest zu versuchen. Und das ist jetzt die gute Nachricht: Die Situation hat sich noch nicht verändert, aber Sie können die Situation verändern. Sie sollten eine Entscheidung treffen, denn das Leben ist dann irgendwie doch verdammt kurz.

Leseraufruf

Jede Woche beantwortet einer aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt; Wo Sie sich einen guten Rat wünschen!

Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben.

Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de

Also Option A: Werben Sie um Ihre Angebetete, und tun Sie es mit vollem Herzen. Gehen Sie aus der Deckung, öffnen Sie sich, vertrauen Sie auf die Kraft Ihrer Gefühle. Falls die Nachbarin Sie zurückweist, müssten Sie damit leben. Ob sie den Kontakt zu Ihnen dann noch aufrechterhalten will, steht in den Sternen. Aber was wollen Sie auf Dauer von dem Kontakt zu einer Frau, die Ihre Gefühle nicht erwidert. Sie müssten auch damit zurechtkommen, wenn Sie auf Gegenliebe stoßen, dass es möglicher weise nicht leicht wird – eine Trennung, eine Veränderung der Lebenssituation, das ist kein Pappenstiel. Aber was ist schon leicht im Leben.

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Option B: Sie verabschieden sich innerlich von dieser Frau, die so tiefe Gefühle in Ihnen weckt, Sie aber bisher nicht glücklich macht. Lassen Sie sie mit guten Wünschen ziehen und suchen Sie Ihre Liebe anderswo. Treffen Sie andere Frauen, geben anderen, die Sie weniger in Konflikt mit Ihren moralischen Überzeugungen bringen, eine Chance. Nur Mut! Diese Entscheidung, A oder B, können und dürfen Sie treffen.

Die Psychologin Damaris Sander ist als Psychoanalytikerin in eigener Praxis in Köln tätig. Ihre Behandlungsschwerpunkte sind Depressionen, Angststörungen und psychosomatische Beschwerden.