Leichter, flexibler, faltbarDiese Technik–Trends für 2020 sollten Sie kennen
- Ob Laptop oder Tablet, die neuen Geräte kommen faltbar daher.
- Gamer erwarten mit Spannung die fünfte Playstation-Generation.
- Unser Autor Steffen Haubner stellt die Techniktrends für 2020 vor.
Köln – Die Prognosen der Vergangenheit sind Realität geworden. Dienste, Inhalte und sogar Rechenleistung werden zunehmend in die Cloud ausgelagert. Statt leistungsstarker Rechner unter dem Schreibtisch genügt eine schnelle Internetverbindung. Dokumente werden gemeinsam im Netz bearbeitet, der Kollege kann im Zug rasch mal über die Präsentation schauen. Dienste wie Office 365, LTE und 5G, der Mobilfunk der nächsten Generation, machen alles überall und jederzeit verfügbar. Am Abend schaut man Filme auf Netflix oder spielt online im Playstation Network und über Google Stadia. Die Spiele muss man nicht einmal mehr herunterladen, sie werden wie Filme und TV-Serien gestreamt.
Leichter, flexibler, faltbar - das liegt im Trend
Auch für die Hardwarehersteller bedeutet das einen grundlegenden Wandel. Sie müssen auf die Herausforderung der sich ändernden Nutzerverhaltens reagieren. Konkret äußert sich das in dem Versuch, die Barriere zwischen Nutzern und Funktionen immer kleiner werden zu lassen. Die Zeit der protzigen Kisten ist vorbei. Viele Geräte bestehen fast nur noch aus berührungsempfindlichen Displays mit flexiblen Tastaturen und lassen sich mit wenigen Handgriffen der jeweiligen Situation anpassen. Nur wer immer noch etwas schlanker, leichter und vielseitiger ist als die Konkurrenz, kann auf dem Markt bestehen.
Mit dem „Galaxy Fold“ brachte Samsung im Herbst vergangenen Jahres das erste faltbare Smartphone auf den Markt. Die Einführung hatte sich zunächst wegen massiver technischer Probleme verzögert. Aktuelle Tests des mehr als 2000 Euro teuren Geräts verliefen gut, Samsung wurde für seine „Pionierleistung“ gelobt.
Faltbarer Laptop von Lenovo
Experten sind sicher, dass flexible Bildschirme bald zum Alltag gehören werden. Ein wichtiger Grund dafür ist das Bedürfnis nach immer größeren Bildschirmen, das sich nur durch eine ausgeklügelte Falttechnik mit der Kompaktheit mobiler Geräte verknüpfen lässt. Nun hat der Technologiekonzern Lenovo auf der CES in Las Vegas den weltweit ersten faltbaren Laptop vorgestellt. Das „ThinkPad X1 Fold“ wurde nach Auskunft des Herstellers aus einer Kombination aus leichten Legierungen und Karbonfasern hergestellt und ist mit einer Lederabdeckung überzogen. Das Gewicht liegt bei unter einem Kilogramm. Verbaut wurde ein 13,3 Zoll großes OLED-Faltdisplay, durch das sich der mobile PC nahtlos von einem kompakten Gerät in ein vollkommen flaches Display verwandeln kann. Das „X1 Fold“ soll ab Mitte des Jahres für rund 2500 Dollar plus Mehrwertsteuer erhältlich sein.
Grenzen zwischen Laptop und Handy verschwimmen
Die Grenzen zwischen Laptop- und Handy-Nutzung verschwimmen immer mehr. Das legt es nahe, alle Funktionen in einer Hardware zu vereinen. Diesem Grundgedanken folgt Lenovo auch mit dem „ThinkBook Plus“ (ab Mai für rund 1300 Euro erhältlich), das sich für all jene anbietet, die faltbaren Displays noch nicht trauen – oder denen sie schlicht zu teuer sind. Das Gerät hat auf der Außenseite ein innovatives E-Ink-Display, das dem Wort „Notebook“ neue Berechtigung verleiht. Denn darauf lassen sich mit einem speziellen Stift Zeichnungen und Notizen anfertigen, während auch bei geschlossenem Deckel wie bei einem Smartphone wichtige Hinweise angezeigt werden. Für die elementare Funktionen muss das Gerätecover also nicht mehr aufgeklappt werden.
Microsoft hat sich mit seinen Surface-PCs in den vergangenen Jahren zu einem der innovativsten Hardware-Hersteller gemausert. Wegweisend war die Trennung des Bildschirm und der Tastatur, die zugleich als Display-Cover dient. Zuletzt veröffentlichte der Windows-Konzern das „Surface Pro X“ (ab rund 1150 Euro im Handel), das mit seiner extrem dünnen Bauart, mobilem Internet über LTE und hoher Energieeffizienz für die Arbeit unterwegs konzipiert ist. Auch für dieses Modell gibt es einen digitalen Stift für handschriftliche Notizen. Kürzlich präsentierte Microsoft in New York die „Zukunft der Serie“, erste Geräte sollen Ende dieses Jahres erscheinen. Statt eines Faltmechanismus besitzen die Geräte zwei LCD-Displays, die über spezielle Scharniere und mehr als 60 haardünne Kabel miteinander verbunden sind. Die 5,6 mm dünnen Displays sind beim „Surface Neo“ 9 Zoll groß, beim „Surface Duo“ 5,6 Zoll, aufgeklappt messen sie demnach knapp 13 beziehungsweise gut 8 Zoll.
Der Wechsel vom Tablet zum Notebook und wieder zurück wird also künftig noch nahtloser von Statten gehen, mit dem „Surface Duo“ gibt es dann auch ein Notebook für die Hosentasche. Die hauchdünne physische Tastatur wird bei Bedarf einfach über das zweite Display geklappt, das dadurch zur Hälfte verdeckt wird. Eigens dafür entwickelt Microsoft sogar ein neues Betriebssystem: Windows 10X basiert auf Windows 10, ist aber speziell für den Einsatz auf Endgeräten mit zwei Displays konzipiert. Größte Überraschung allerdings: Dank einer Partnerschaft mit Google wird das „Surface Duo“ auch mit Android als Betriebssystem arbeiten.
Einen interessanten Mittelweg geht die Firma Asus. Das „ZenBook Flip 15“ (ab 1500 Euro bereits erhältlich) besitzt neben der Tastatur einen zweiten Mini-Bildschirm. Die Tastatur wird über ein „ErgoLift-Scharnier“ beim Öffnen des Displaydeckels angehoben, um für besseren Komfort beim Arbeiten und eine bessere Belüftung zu sorgen. Die „ZenBook Duo“-Reihe (Preise zwischen 1500 und 3500 Euro) benutzt die oberhalb der Tastatur gelegene Hälfte des Geräts als zweites Display. Die Arbeitsfläche des 14 Zoll großen Hauptdisplays wird damit durch ein 12,6 Zoll großes „ScreenPad“ erweitert. So kann man oben eine Präsentation bearbeiten, während man parallel dazu unten weitere Fenster abgelegt, mit Kollegen kommuniziert oder Infos aus dem Internet abruft. Alternativ können Inhalte über die gesamte Fläche angezeigt werden. Alle Fenster lassen sich per Drag & Drop mit dem Finger verschieben und passen sich automatisch der verfügbaren Displayfläche an.
„Stadia" vs. Playstation und Co.
Google hat mit seinem Streamingdienst „Stadia“ den Konsolenherstellern den Kampf angesagt. Das scheint diese aber eher zu beflügeln als zu verunsichern. 2020 wird gleich eine ganze Reihe neuer Spielkonsolen auf den Markt kommen. Am spannendsten dürfte die Veröffentlichung der für Ende des Jahres angekündigten fünften Playstation-Generation werden. Vielmehr als das wenig überraschende Logo ist über die PS5 derzeit allerdings noch nicht bekannt. Immerhin soll es 3D-Sound, eine Ultra-High-Speed-SSD als Datenspeicher und ein UHD-Blu-Ray-Laufwerk besitzen.Datenträger mit Filmen in 4K-Auflösung hatten zuletzt einen schweren Stand, entsprechende Abspielgeräte konnten bislang nur absolute Technikfans begeistern. Wenn die PS5 solche Medien tatsächlich abspielen kann, würde das Filmsammlern, die sich für Streaming nicht erwärmen können und sich ihre Filme auch weiterhin ins Regal stellen wollen, sicher etwas optimistischer in die Zukunft blicken lassen. Aber natürlich verschließt sich auch der Playstation-Konzern Sony nicht dem Trend zu Spielen auf Abruf. Der hauseigene Streaming-Dienst „PlayStation Now“ soll Google ausbremsen, der Online-Dienst „PlayStation Plus“ konnte bis Ende 2019 38,8 Millionen aktive Nutzer verzeichnen.
Dass Nintendos erfolgreiche Switch-Konsole nach der „Switch Lite“ weitere Ableger bekommen wird, dürfte außer Frage stehen. Bereits Mitte 2020 soll nach Analysteninformationen ein neues Modell verfügbar sein. Es soll angeblich ein edleres Äußeres und einen verbesserten Hauptprozessor bekommen. Andere sagen voraus, dass eine zum Weihnachtsgeschäft verfügbare, rund 400 Dollar teure „Switch Pro“ mehr Rechenleistung bietet, 4K-Auflösung unterstützt und größere Speicherkarten nutzen kann.
Gänzlich unerwartet hat der Hardwarehersteller Dell auf der CES einen portablen Gaming-PC namens „Concept UFO“ vorgestellt präsentiert. Die Ähnlichkeiten des Prototyps zur Nintendo Switch sind unübersehbar, doch es handelt sich um einen Windows-10-PC. Spiele könnten damit von der derzeit größten digitalen Vertriebsplattform Steam bezogen werden. Das Modell wiegt mit 900 Gramm dreimal so viel wie das Vorbild. Eine Eigenschaft, die so gar nicht zum derzeitigen Trend passen will.