Mount AgungFür ein Selfie tun sie alles – Instagramer posieren vor Bali-Vulkan
Vielen Instagramern scheint die bedrohliche Lage auf Bali nicht bewusst zu sein. Immer mehr Selfies und sexy Fotos vor dem Asche spuckenden Mount Agung tauchen auf Instagram auf.
Frauen räkeln sich in Bikinis vor dem brodelnden Vulkan
Frauen räkeln sich in Bikinis, Männer lassen in Swimming Pools ihre Muskeln spielen, Paare schauen sich tiefe in die Augen, Schwangere zeigen ihre Babybäuche – alles vor der Kulisse des rauchenden Bergs.
Der Trend erinnert an den Dark Tourism beziehungsweise Schwarzen Tourismus: Anhänger reisen dabei beispielsweise bewusst an Kriegsschauplätze, in Katastrophengebiete oder Sperrzonen wie Tschernobyl oder Fukushima, um Selfies aus Todeszonen als Beweise für ihren Mut zu posten.
Der drohende Vulkanausbruch verschafft den Fotos der Instagramer noch mehr Exklusivität: Es fördert ihr Image als draufgängerische Abenteurer, die vor dem bedrohlichen Hintergrund noch besser aussehen.
„Das nenne ich ein ‚Once in a lifetime‘-Foto“
„Ich bin wahnsinnig begeistert über diese Einmal-im-Leben-Möglichkeit, die Natur von ihrer härtesten Seite zu sehen“, schreibt etwa Userin „Katepolishchuk.ua“. Die Hashtags unter ihren Vulkan-Bildern, auf denen sie im Bikini ihre Rückansicht präsentiert: #adventure, #balibody, #volcano und #eruption. „Wenn Du alleine im Resort bist, weil Touristen Angst vor dem Vulkan haben, und Du im Dschungel chillst und Energie auftankst mit der wunderbaren Aussicht auf diese Kraft der Natur“, schreibt sie weiter.
Model Karina Kapris schreibt unter einem Bild, auf dem sie vor Mount Agung posiert: „Das ist, was ich ein ‚Once in a lifetime‘-Foto nenne“. Der fassungslose Instagram-User Osmond Green hat daraufhin unter dem Foto kommentiert: „Während tausende meiner balinesischen Familie ihre Häuser verloren haben, posierst Du dort…“
Instagramer verharmlosen Schicksal der Menschen
So verharmlosen viele Instagramer das Schicksal der Menschen, die nicht nur auf Stippvisite auf Bali sind, um ihre Instagram-Wall mit ein paar weiteren Foto-Trophäen anzureichern. Die Menschen, die rund um den Berg leben, sind in ihrer Existenz bedroht.
Etwa 100 000 Anwohner wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Doch lange nicht alle haben Zuflucht in Notunterkünften gesucht. Viele wollen die Gegend nicht verlassen, weil sie Diebstahl und Plünderungen fürchten. Bei dem Ausbruch des Gungung Agung („Wunderbarer Berg“) 1963 und 1964 kamen mehr als 1100 Menschen ums Leben.
Nach wie vor höchste Gefährdungsstufe
Auch wenn sich die Lage inzwischen etwas entspannt hat und der internationale Flughafen wieder geöffnet ist, gibt es bislang noch keine Entwarnung. Nach wie vor hat die indonesische Katastrophenschutzbehörde die höchste Gefährdungsstufe 4 ausgerufen. Die Sperrzone zehn Kilometer um den Berg soll nicht betreten werden. (dmn/dpa)
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