Statt London und MadridAcht Alternativen zu Europas Touri-Hauptstädten
Bei Italien denken viele Leute direkt an Rom oder Mailand. Beim Stichwort Schweden kommt einem sofort Stockholm als Reiseziel in den Sinn. Dabei gibt es in Europa noch viele andere Städte, die einen Besuch wert sind. Acht Vorschläge für einen Städte-Trip abseits der großen Touristen-Metropolen.
Gent statt Brügge
Wer schon einmal in Brügge war, weiß, dass die Stadt besonders im Sommer überlaufen ist. Brügge ist das neue Brüssel, Rucksacktouristen aus der ganzen Welt, aber auch Besucher aus Deutschland und den Niederlanden haben den schnellen Wochenend-Trip über die belgische Grenze für sich entdeckt. Doch für Belgien-Touristen gibt es ein neues Ziel: Gent. Die mittelgroße Stadt in Flandern besticht durch ihre flämische Architektur und die vielen Sehenswürdigkeiten.
Während des Mittelalters war Gent ein Hauptumschlagsplatz für den Tuchhandel und eine der wohlhabendsten Städte in Europa. Der Geist jener Zeit ist auch heute noch in der Stadt zu spüren. Die Sankt-Bavo-Kathedrale ist ein solches Relikt, dort finden sich viele religiöse Kunstwerke.
Überhaupt hat Gent eine sehr lebendige Kunst- und Kulturszene, im Sommer finden hier mehrere bedeutende Festivals statt. Das Gentse Feesten zählt zu den bekannteren Kunst-Festivals- Vom 17. bis 26. Juli treten in diesem Jahr wieder diverse Theaterkünstler, Musiker und bildende Künstler auf. Die vielen Studenten sorgen für ein aktives Nachtleben, die Elektro- und Rockszene hat bereits bekannte Musiker wie beispielsweise Soulwax hervorgebracht.
Porto statt Lissabon
Porto ist die zweitgrößte Stadt Portugals, viele sagen auch, dass sie die heimliche Hauptstadt des Landes sei. Im Norden Portugals, an der Küste zum Atlantik gelegen, herrscht dort stets ein maritimes Klima. Im Sommer wird es nicht zu heiß, die Winter sind mild. Wer aber glaubt, in Porto könne man nur mit einem Glas Vinho Verde am Hafen sitzen und sonst nichts tun, der liegt falsch.
Die Stadt hat eine ähnlich aktive Kultur-Szene wie Lissabon, auch wenn Porto einen anderen Rhythmus hat. Viele Dinge passieren hier langsamer und gemächlicher als in der Hauptstadt. In den zahlreichen Galerien stellen bekannte Künstler der Gegenwart aus, das Serralves Museum zählt zu den größten Sehenswürdigkeiten des Landes. Viele Architekturstudenten bieten außergewöhnliche Führungen durch die Altstadt und die Umgebung an. Im Sommer finden einige Straßen- und Musikfestivals in Porto statt. Besonders junge Leute werden sich wohlfühlen.
Zermatt statt Sankt Moritz
Ganz im Süden der Schweiz, nahe an der italienischen Grenze, liegt der Ort Zermatt. Am Nordfuß des gewaltigen Matterhorns gelegen ist die Region unter Wintersportlern und Wanderern sehr beliebt. Dank eines neu gebauten Skilifts sind die drei großen Ski-Gebiete der Gegend gut miteinander verbunden, mit einem weiteren Lift kann man auf den Gipfel des kleinen Matterhorns fahren, mit 3800 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Aussichtspunkt Europas.
Vor 150 Jahren hat der englische Bergsteiger Edward Whymper als erster Mensch mit einer siebenköpfigen Truppe das Matterhorn erklommen. Dieses Jubiläum wird im Sommer 2015 mit vielen Aktionen in Zermatt gefeiert, unter anderem mit einer Nacherzählung des dramatischen Bergaufstiegs von 1865. Egal ob wandern, Skifahren, klettern oder einfaches spazieren gehen: In Zermatt kommen Naturfreunde das ganze Jahr über voll auf ihre Kosten.
Göteborg statt Stockholm
Während Stockholm von Zeit zu Zeit eine schicke, durch die Königsfamilie sogar leicht glamouröse, Atmosphäre versprüht, besticht Göteborg durch seinen industriellen Charme. Das größte in Skandinavien erbaute Segelschiff, die Viking, liegt im städtischen Hafen vor Anker. Doch neben Werft und Hafen findet sich inzwischen auch eine sehr aktive, junge Kunstszene in Göteborg wieder.
Zahlreiche Bars, Restaurants und Kaffeehäuser, von denen sich besonders viele im Altstadt-Viertel Halma befinden, laden zum Verweilen ein. Außerdem eignet Göteborg sich hervorragend zum Shoppen, viele Modeboutiquen und Designer dort setzen Trends, die sich früher oder später auf ganz Europa ausweiten.
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Segovia statt Madrid
Wem der Trubel in der spanischen Hauptstadt zu viel wird, sollte unbedingt einen Ausflug nach Segovia machen. Die Kleinstadt liegt knapp hundert Kilometer nördlich von Madrid und ist mit dem Zug schnell und einfach zu erreichen. Die Altstadt von Segovia ist Weltkulturerbe, hier finden sich zahlreiche historische Kirchen, ein kleines Schloss und Teile der alten Stadtmauer. Ein Aquädukt aus dem ersten Jahrhundert nach Christi zählt zu den Hauptattraktionen der Stadt. Bis in die Siebzigerjahre hinein wurde die Wassertrasse genutzt, um die Stadt in den Bergen mit Wasser aus dem entfernten Fluss Río Frío zu versorgen.
Wer sich für Kultur und Architektur interessiert, kann hier also leicht mehrere Tage verbringen. Für alle anderen lohnt sich Segovia auch als Tagesausflug. Im Sommer klettern die Temperaturen in dieser Region leicht über 40 Grad, ein Besuch im Frühling oder Herbst könnte daher angenehmer sein.
Plowdiw statt Sofia
In ein paar Jahren wird Plowdiw in sämtlichen Reiseführern auftauchen, Trips in die Stadt werden en masse verkauft werden. Ab 2019 wird Plowdiw kein Geheimtipp mehr sein, denn dann ist sie die Kulturhauptstadt Europas. Dabei zählt die zweitgrößte Stadt Bulgariens schon lange zu den schönsten Orten Osteuropas. In den vergangenen Jahrzehnten wurden erstaunlich viel Ruinen freigelegt, darunter auch das Amphitheater mitten im Shopping-Viertel der Stadt.
Viele alte Häuser wurden inzwischen liebevoll restauriert und zu Museen, Restaurants und Hotels umgebaut. Plowdiw hat den Schleier des alten Ostblocks abgelegt und mausert sich zu einer modernen, jungen Metropole. Und noch sind die Preise dort günstig. Wenn der Rest Europas die Stadt im Rhodope-Gebirge erst mal für sich entdeckt hat, ändert sich das gewiss schnell.
Salisbury statt London
Für viele Reisende war die Stadt im Süden Englands lange nur eine Station auf dem Weg nach Stonehenge, einer Grabenanlage aus der Steinzeit, die als Unesco-Weltkulturerbe jährlich tausende Besucher anzieht. Dabei hat Salisbury selbst einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten und wird besonders in diesem Jahr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.
Grund dafür ist der 800. Jahrestag der Magna Carta, ein historisches Dokument aus dem 13. Jahrhundert, das damals die Macht des Adels gegenüber dem Volk beschränkte. Heute gilt es als Grundlage des englischen Verfassungsrechts. Eines der vier Bestandteile der Magna Carta befindet sich in der bekannten Kathedrale von Salisbury, die in 2015 Mittelpunkt diverser Feierlichkeiten sein wird. Ausstellungen, Andachten und ein Blumenfestival laden im Sommer nach Salisbury ein.
Naturfreunde können in der schönen Landschaft der Grafschaft Wiltshire in der Umgebung entspannen.
Verona statt Mailand
Die meisten kennen Verona nur aus William Shakespeares Drama „Romeo und Julia“. Dabei ist Verona eine der ältesten und sehenswürdigsten Städte Norditaliens. Der Einfluss der Römer ist in vielen alten, gut erhaltenen Bauten sichtbar, wie beispielsweise dem Amphitheater aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Auch die Ponte Pietra, eine Brücke aus der Römerzeit, zählt zu den Besonderheiten der Stadt.
In Verona ticken die Uhren anders - italienischer - als in der Mode-Metropole Mailand. Hier verbringen die Menschen viel Zeit in den kleinen Cafés auf den Straßen, treffen sich auf einem der zahlreichen Plätze und genießen den Tag. Wer also italienisches Städteleben in einer entschleunigten Form sucht, ist hier richtig.
In unmittelbarer Nähe zum Gardasee und mit vielen Weingütern in der Region lassen sich außerdem schöne Tagesausflüge ins Umland gestalten.