Alles FakeDas „beste Restaurant Londons“ bei Tripadvisor gibt es gar nicht
London – Was für ein Erfolg für Oobah Butler– sein Restaurant „The Shed at Dulwich“ wurde bei Tripadvisor im November als bestes Restaurant in London gelistet, wie der Londoner Evening Standard berichtet. Der Haken: Das Restaurant existiert überhaupt nicht.
Fußsohle garniert mit Spiegelei
Der freiberufliche Autor hatte Tripadvisor mit gefälschten Fotos und einer Fake-Internetseite ausgetrickst. Butler hat seine Inszenierung in einem bei Vice erschienen Artikel selbst offenbart: So habe er die vermeintlichen Gourmet-Gerichte mit Rasierschaum, Schwämmen, Bleiche und Farbe getürkt und für die Restaurant-Seite appetitlich in Szene gesetzt. Auf einem Bild habe er sogar seine Fußsohle garniert mit einem Spiegelei fotografiert, doch der Fake fiel niemandem auf.
Termine nur nach Vereinbarung
Das Restaurant arbeite nur mit Terminvergabe und habe keine offiziellen Öffnungzeiten, heißt es auf der Homepage. Lange sei es privat geführt worden, erst 2017 habe es offiziell eröffnet. Damit wollte Butler dem Restaurant ein exklusives Image verpassen. Um sich von anderen Restaurants abzuheben, benannte er die Gerichte auf der Online-Speisekarte nach Gefühlen wie„Liebe“oder „Lust“.
Früher habe er für zehn Pfund Fake-Rezensionen für Restaurants geschrieben, erklärt Butler. „Ich kam zu dem Schluss, dass TripAdvisor eine Fake-Welt ist.“ Er fragte sich, ob es möglich sei, seine Gartenlaube in das beste Restaurant Londons zu verwandeln? Er kauft ein Prepaid-Handy und gibt bei Tripadvisor nur eine vage Adresse an, um das Restaurant verifzieren zu lassen – mit Erfolg. „Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass Sie erfolgreich in unser Verzeichnis aufgenommen wurden“, teilt Tripadvisor ihm mit.
Freunde und Bekannte schreiben Bewertungen
Er beauftragt Freunde und Bekannte Bewertungen zu schreiben und seine Gartenlaube arbeitet sich im Ranking der besten Londoner Restaurants immer weiter hoch – ohne dass dort jemals ein Gericht serviert wurde. „Die ersten paar Wochen sind ein Kinderspiel: Im Nu sind wir unter den besten 10.000.“
Dann klingelt tatsächlich sein Prepaid-Handy: Jemand möchte einen Tisch reservieren. „Tut mir leid, wir sind für die nächsten sechs Wochen völlig ausgebucht“, lügt Butler. Immer mehr Interessiere melden sich bei ihm. „Wir sind, gefühlt über Nacht, auf Platz 1.456 aufgestiegen.“ PR-Firmen wollen das Restaurant vermarkten, Prominente endlich einen Tisch ergattern, Firmenchefs ihren Business-Lunch in seine Gartenlaube verlegen.
Wie konnte er Tripadvisors Sicherheits-Vorkehrungen umgehen?
Schließlich bekommt er eine Mail von Tripadvisor und glaubt, er sei aufgeflogen. Dabei will das Unternehmen nur gratulieren: „The Shed in Dulwich“ sei am 1. November zum „besten Restaurant Londons“ aufgestiegen.
Butler kann nicht fassen, was passiert ist. „In einer der größten Metropolen der Welt, auf der vielleicht vertrauenswürdigsten Bewertungsseite der Welt, ist ein Restaurant zum Spitzenreiter geworden, das gar nicht existiert und noch nie eine Mahlzeit serviert hat.“
Butler wendet sich an Tripadvisor: Wie konnte er die Sicherheitsvorkehrungen der Seite umgehen? „Meist handelt es sich bei den Personen, die falsche Restaurant-Einträge machen, nur um Journalisten, die einen fehlgeleiteten Versuch machen, uns zu testen“, habe ihm ein Sprecher per Mail geantwortet. „In der echten Welt gibt es keinen Anreiz, ein falsches Restaurant zu bewerben, weswegen wir dieses Problem mit unserer regulären Community nicht haben.“ Tripadvisor hat das Fake-Restaurant schließlich von seiner Seite gelöscht.
Mikrowellengerichte zur Eröffnung
Butler hatte jedoch ein schlechtes Gewissen gegenüber den vielen Menschen, die vergeblich auf einen Tisch gewartet hatten und erweckte das Fake-Restaurant tatsächlich für einen Abend zum Leben: Serviert wurden dann allerdings nicht „Fußsohle mit Spiegelei“ oder „Schwamm an Rasierschaum“, sondern günstige Mikrowellengerichte. (rer)
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