Der Frühling ist da und lockt Millionen Deutsche in ihre Gärten. Doch was, wenn man keine nennenswerten Außenflächen besitzt? Die Lösung heißt: Tiny Gardening.
Tiny GardeningWas Gärtnern auf kleinstem Raum ausmacht

Anstelle großer Anbauflächen wird auf minimalem Raum geackert. Begrünt wird zum Beispiel ein schmaler Streifen auf dem Hinterhof.
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Winziges Gärtnern – so lässt sich der platzsparende Gartentrend Tiny Gardening übersetzen. Der Name ist Programm: Anstelle großer Anbauflächen wird auf minimalem Raum geackert. Begrünt wird dabei alles, was da ist: Fensterbänke, Wände und sogar der Straßenrand. Um auf begrenztem Raum erfolgreich Pflanzen anzubauen, kombiniert der Ansatz kreative Techniken mit nachhaltigen Prinzipien. Hier sind die wichtigsten Tipps für die Gestaltung kleiner Gartenparadiese.
Microgreens: Superfood vom Fensterbrett
Mikrogemüse ist der perfekte Einstieg ins Tiny Gardening, denn es braucht extrem wenig Platz und Pflege. Ähnlich wie beim Klassiker Kresse werden hierbei die Samen von Gemüsesorten wie Brokkoli, Radieschen oder Mangold dicht an dicht in ein flaches Gefäß gesät, an einem hellen Ort platziert und feucht gehalten. Sobald die Stängel rund fünf Zentimeter hoch sind, geht es auch schon ans Ernten.
Trotz ihrer geringen Größe gelten Microgreens als echte Nährstoffbomben: Im Vergleich zu ausgewachsenen Pflanzen enthalten die jungen Triebe oft eine höhere Konzentration an Mikronährstoffen – allen voran die Vitamine A und C, Magnesium, Kalium und sekundäre Pflanzenstoffe. Dank ihrer gesundheitsfördernden Wirkung eignen sie sich bestens für eine ausgewogene Ernährung, zum Beispiel als Topping für Salate, Sandwiches oder Smoothies.
Regrowing: Aus Resten Neues ziehen
Den Strunk von Salaten, Frühlingszwiebeln oder Möhren einfach wegwerfen? Nicht beim Regrowing, denn das Nachwachsen aus Gemüseresten ist eine kreative und nachhaltige Methode, aus organischen Abfällen frisches Grün direkt auf der Fensterbank anzubauen – ideal also fürs Gärtnern mit wenig Platz!
Hierzu den Gemüserest in ein Glas Wasser stellen, sodass die Unterseite bedeckt ist. Ab auf die Fensterbank und regelmäßig das Wasser erneuern, um Fäulnis zu vermeiden. Sobald sich Wurzeln bilden, kann das Pflänzchen in die Erde und treibt mit etwas Glück neu aus. Zwar wächst nicht aus allen Resten komplett neues Gemüse, wohl aber frisches Grün, das zum Beispiel in Salaten oder als Pesto verarbeitet werden kann. Besonders spannend ist das kleine Gartenexperiment für Kinder, die neben dem Spaßfaktor mehr über die Herkunft ihrer Lebensmittel erfahren.
Vertikale Gärten: Lebendige Wände
Um Pflanzen platzsparend auf Balkon oder Terrasse anzubauen, eignen sich sogenannte Vertikalgärten. Im simpelsten Fall werden Pflanzgefäße einfach über- statt nebeneinander angeordnet, zum Beispiel in hängenden Pflanzbeuteln, auf Regalen oder in mehrstöckigen Hochbeeten. Auch Materialien wie ausgediente Paletten, Regenrinnen oder Tetrapaks können in kreative Vertikalgärten umfunktioniert werden. Diese Anbaumethode eignet sich besonders für Kräuter und eher kompakte Gemüse- oder Zierpflanzen.
Wandbegrünung funktioniert auch im größeren Stil. Für „Living Walls“, also ganze Fassadengärten, eignen sich neben Kletterpflanzen wie Efeu, Clematis oder Wildem Wein auch Obst- und Gemüsesorten wie Kiwi, Kapuzinerkresse oder Inkagurke. Alternativ kann auch nicht Kletterndes wie Farne, Gräser und Sukkulenten in Gefäßen an der Wand platziert werden. Die Pflanzenwand ist nicht nur schön anzusehen, sie filtert auch Schadstoffe aus der Luft, wirkt schall- und temperaturdämmend und bietet Insekten und Vögeln wertvollen Lebensraum. Zum Schutz von Gebäuden und Passanten unbedingt geeignete Gefäße und Rankhilfen nutzen und bei Mietobjekten vorab die Genehmigung der Inhaber einholen.
Mikrofarming: Hocheffiziente Minifarmen
Ideal für ein begrenztes Platzangebot ist auch der biointensive Anbau. Ob hinter dem Reihenhaus, im Gemeinschaftsgarten oder auf dem Hochbeet: Dank effizienter Flächennutzung können schon wenige Quadratmeter zu Kleinstfarmen werden, die hohe Erträge erzielen. Der Trick: Die Technik nutzt den vorhandenen Raum optimal, setzt auf natürlichen Humusaufbau und eine minimale Bodenbearbeitung. Das erleichtert nicht nur die Arbeit, es unterdrückt auch Beikraut und schont natürliche (und finanzielle) Ressourcen.
Eine beliebte Technik ist unter anderem das Square-Foot-Gardening: Hier wird das Beet in Quadrate von etwa 30 mal 30 Zentimetern (ein Quadratfuß) eingeteilt, die jeweils dicht mit einer Pflanzensorte bepflanzt werden. Nach der Ernte eines Quadrats kann sofort eine neue Sorte kultiviert werden. So produzieren kleinere Flächen deutlich mehr als herkömmliche Gärten, und das ganz ohne synthetische Helfer. Dieser Anbautrend entwickelt sich aktuell sogar zu einem neuen Geschäftsmodell: Bundesweit entstehen Mikrofarmen, die auf kleinen Flächen Gemüse anbauen und es lokal vermarkten – ein Modell nachhaltiger Landwirtschaft mit Potenzial für die Zukunft.