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KontowechselAb wann ist das Girokonto zu teuer und wie finde ich ein günstigeres?

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Gibt es überhaupt noch günstige Girokonten?

Köln – Nun erhöht also auch die Sparkasse Köln-Bonn die Kosten fürs Girokonto. Betroffen sind voraussichtlich mehr als eine halbe Million Kunden, die in diesen Tagen schriftlich über die Einzelheiten informiert werden. Zwischen 1 und 8 Euro mehr sollen sie im Monat an Kontoführungsgebühren zahlen. Lohnt sich also ein Wechsel? Welche Banken bieten noch kostenlose Girokonten und worauf sollten Kunden achten, bevor sie tatsächlich kündigen? Wir geben Überblick.

Wie diese Zeitung berichtet hat, wird die Sparkasse Köln-Bonn die Gebühren für ihre Girokonten deutlich erhöhen – für Bestandskunden ab Juli, für neue Kunden ab Mai. Das betrifft etwa das Kontenmodell Giro Extra und damit rund 345.000 Kunden: Statt 7,95 Euro kostet es künftig 9 Euro im Monat und die kostenlose Kreditkarte fällt weg. Stärkere Änderungen gibt es für die rund 100.000 Kunden, die bislang am Modell Giro Classic festhalten. Statt 2,95 Euro wird es künftig 5 Euro kosten, teurer werden außerdem sämtliche Transaktionen. Für jede Überweisung, Abhebung, Daueraufträge und sonstige Buchungen werden 40 Cent fällig. Das günstige Direktkonto und das teure Premiumkonto werden abgeschafft. Wenn die Kunden nicht aktiv einschreiten, werden diese Konten in das Pauschal-Modell für 9 Euro umgewandelt – und damit bis zu 9 Euro teurer.

Höhere Gebühren: Kunden haben Sonderkündigungsrecht

Was können Kunden also tun, wenn sie nicht bereit sind, die höheren Gebühren zu zahlen? Sie können ihr Konto bei der Sparkasse jederzeit kündigen – für gewöhnlich gilt für Girokonten keine Frist. Raus kommen sie aber in jedem Fall: Betroffene Kunden haben bei einseitigen Vertragsänderungen wie der Gebührenerhöhung grundsätzlich ein Sonderkündigungsrecht. Darüber muss die Bank sie ebenfalls schriftlich aufklären, wenn sie die Gebührenerhöhung ankündigt, dazu ist sie gesetzlich verpflichtet. In dem Schreiben wird auch eine Frist genannt, in der Kunden von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen können. Bevor sie kündigen, brauchen sie allerdings ein neues Konto und eine günstige Alternative zu finden, ist gar nicht so einfach.

Richtig kündigen

OnlineKündigen können Kunden online unter Service > Konto > Privatkonto auflösen

Per PostAlternativ können sie ein Schreiben an ihre Filialbank senden. Wichtig ist, später die Kündigung nachweisen zu können, deshalb am besten per Einschreiben schicken. Das Konto darf dabei nicht im Minus sein.

Eine Formulierung wäre: „Aufgrund der angekündigten Preiserhöhung zum 1. Juli 2021 mache ich hiermit von meinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch und kündige hiermit meinen Vertrag für das genannte Konto außerordentlich zum nächstmöglichen Zeitpunkt“. Am besten verweisen die Kunden auf das Schreiben, in dem die Erhöhung angekündigt wurde. Ansonsten reichen Kontonummer, Name, Anschrift und eine Bankverbindung, auf die das restliche Guthaben überwiesen werden soll, mit Datum und Unterschrift.

Denn immer mehr Banken erhöhen ihre Gebühren oder führen welche ein, erheben Strafzinsen für hohe Guthaben oder streichen Gratis-Leistungen. Ein Grund seien die anhaltenden Niedrigzinsen und damit verbunden wegfallende Einnahmen, erklärt die Sparkasse. Das betrifft Filialbanken, aber zunehmend auch Direktbanken. Erst im März hatten Comdirect und die Consorsbank angekündigt, ihre kostenlosen Girokonten künftig an verschiedene Bedingungen zu knüpfen – sind diese nicht erfüllt, erheben sie künftig ebenfalls Gebühren. Die Direktbank ING Deutschland ging diesen Schritt bereits im Vorjahr.

Stiftung Warentest: Kostenlos Girokonten vergleichen

Gibt es also überhaupt noch günstige Girokonten? Stiftung Warentest bietet dazu einen umfassenden Girokonten-Vergleich und sagt auch, auf welche Punkte es außer den Kosten sonst noch ankommt bei der Wahl einer Bank. Seit Anfang April werden dort mehr als 300 Girokontenmodelle von mehr als 130 überregionalen und regionalen Banken und Sparkassen aufgestellt und können miteinander verglichen werden. Für jedes Konto sind über 50 Merkmale erfasst, neben Kontogebühren zum Beispiel die Höhe von Dispozinsen oder Gebühren für Kreditkarten.

Im Gegensatz zu anderen Tests und Vergleichen von Stiftung Warentest ist dieser kostenlos einsehbar. Der Grund: Eine europäische Richtlinie verpflichtet Deutschland dazu sicherzustellen, dass mindestens eine objektive Vergleichswebsite für Girokonten für jede und jeden kostenlos zugänglich ist.

Filialbank oder Onlinebank: Worauf muss ich achten?

Wichtige Kriterien sind neben Kosten für das Konto, Karten und Buchungen, aber auch Zinsen und Dispozinsen, die Servicequalität und Geldabhebemöglichkeiten vor Ort. „Für ein Girokonto inklusive Girocard und Onlinebuchungen sollte niemand mehr als 5 Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr bezahlen“, rät Stiftung Warentest. Da liegt die Sparkasse mit ihrem Pauschalmodell klar drüber. Wer mehr zahlt, solle einen Wechsel in Betracht ziehen, heißt es weiter.

Aber nicht nur die Kosten seien entscheidend bei der Wahl der passenden Bank. Verbraucher sollten sich überlegen, welche Kriterien für sie selbst wichtig sind. Das kann stark variieren: Wer geschäftlich viel reist, legt Wert darauf, dass er auch im Ausland günstig an Bargeld kommt. Wer häufiger ins Minus rutscht, sollte auf günstige Dispozinsen achten. Und wer keine Onlinebank möchte und eher ländlich wohnt, ist vor allem auf eine Bankfiliale in erreichbarer Nähe angewiesen.

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Vor allem in dem Punkt erreichbare Geldautomaten liegen die Sparkassen und Volksbanken deutlich vor den günstigen Konkurrenten.

• Sparkassen: 23.600 Geldautomaten

• VR-Banken: 17.669 Geldautomaten (Volksbank, Raiffeisenbank, PSD-Banken)

• Cash Group: 9000 Geldautomaten (Commerzbank, Deutsche Bank, Hypo-Vereinsbank, Postbank, Shell-Tankstellen)

• CashPool: 3200 Geldautomaten (Santander, Sparda-Banken, Targobank und mehr als 20 weitere)

• ING: 1200 Geldautomaten (ING, oft in Einkaufszentren und Tankstellen)

Quelle: Stiftung Warentest

Weitere Vorteile der Filialbanken: Die physische Anlaufstelle und Mitarbeiter vor Ort, die persönlich beraten können – Kriterien, auf die Menschen Wert legen, die ihre Bankgeschäfte auch aus Sicherheitsbedenken nicht online erledigen wollen. Für Direktbanken sprechen dagegen die meist deutlich niedrigeren Kosten, dass Kunden sich nicht an Öffnungszeiten halten müssen und dass das Online-Banking alle angebotenen Funktionen abdeckt.

Bank ist verpflichtet, beim Kontowechsel zu helfen

Wer sich dazu entscheidet, für das Girokonto die Bank zu wechseln, kann Hilfe der Banken einfordern. Seit 2016 sind sie gesetzlich verpflichtet, einem Kunden beim Wechsel zu helfen. „Die bisherige Bank muss eine Übersicht aller Buchungen der letzten 13 Monate liefern“, schreibt Stiftung Warentest, die künftige Bank alle Zahlungspartner über die neue Kontoverbindung schriftlich informieren. So solle der Wechsel in wenigen Wochen erledigt sein. Und: Beide Banken haften für Schäden. „Viele Banken bieten zusätzlich einen eigenen Konto-Wechselservice“, so Stiftung Warentest. Damit seien Online-Kunden meist besser beraten. An einige Punkte müssen die Kunden beim Wechsel aber selbst denken.

Hier eine kleine Merkliste:

• Alle Zahlungspartner informieren: insbesondere den Arbeitgeber oder seine Buchhaltung, für Fixkosten, die regelmäßig vom Konto eingezogen werden

• Daueraufträge neu einrichten

• Nicht vergessen: Jährliche Buchungen wie Versicherungen, Finanzamt etc.

• Auch bei anderen Zahlungsdiensten wie zum Beispiel Paypal die Kontoverbindung ändern

• Vorsicht bei Online-Bestellungen, für die eine Kontoverbindung gespeichert ist