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Anlegen im ZinstiefKeine Ahnung von Aktien? – So werden Sie Börsenprofi

Lesezeit 9 Minuten
Symbolbild Aktienkurs

„Die Null-Zins-Politik führt bei Sparern in der Bundesrepublik zu erheblichen Einkommensverlusten“, sagt Börsenprofi Beate Sander. Wer clever an der Börse investiert, kann diese ausgleichen.

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf ein Drei-Jahres-Hoch gestiegen. Im Schnitt lag die Zahl derer, die Aktien oder Anteile an Aktienfonds besaßen, bei rund 9,01 Millionen, teilte das Deutsche Aktieninstitut mit. „Die Deutschen haben 2015 wieder Vertrauen in die Aktie und den Aktienfonds gefasst“, hieß es. Grund sind die niedrigen Sparzinsen: Aktien sind als Alternative zu Sparbuch und Festgeld gefragt, die kaum noch etwas abwerfen.

Es ist also höchste Zeit, sich mit Aktien bzw. der Börse auseinanderzusetzen – wer sein Erspartes retten oder auch im Zinstief noch vermehren will, kommt um diese Anlageform nicht herum. An interessierte Einsteiger richtet sich der Aktien- und Börsenführerschein von Beate Sander.

Das Buch ist bereits in der achten Auflage erschienen und wird vom Verlag als „Langzeitbestseller der Börsenliteratur“ beworben. Autorin Beate Sander gehört dem Analystenteam der Börse München für das Mittelstandsegment M:access an und hat zahlreiche Bücher zum Thema Börse geschrieben. Als gelernte Pädagogin hat Sander die „Börsenführerschein“-Serie in Leben gerufen. Auch in der aktuellen Auflage finden sich wieder Testbögen, mit denen Leser ihr frisch erworbenes Wissen überprüfen können.

Für die Expertin steht fest: Die Teilhabe am Börsengeschehen lohnt sich. Auch wenn ein gewisser Mut zum Risiko dazugehört. „Statt Ersparnisse unter dem Kopfkissen oder im Bankschließfach aufzubewahren, heißt die beste Alternative: breit gestreute Anlage in fair bewertete Qualitäts-Einzelaktien, Themenfonds und vor allem ETFs mit Blick auf Kursgewinn und verlässlich steigende Dividende“, rät Sander. Wie das mit den ETFs funktioniert, erklären wir Anlegern auf der nächsten Seite.

Zehn wichtige Börsenbegriffe

Aktie

Aktien sind Wertpapiere, die ein Eigentumsrecht an einem Unternehmen verbriefen. Das heißt: Dem Aktionär gehört ein Teil des Unternehmens. Damit wird auch das unternehmerische Risiko auf viele Eigentümer verteilt. Denn das Grundkapital der Aktiengesellschaft setzt sich aus dem Wert aller ausgegebenen Aktien zusammen. Bei Nennwertaktien entspricht der Anteil am Grundkapital dem Nennwert, der auf der Aktie aufgedruckt ist. Bei Stückaktien ist der Anteil am Grundkapital für jede Aktie gleich groß. Gewinne, die das Unternehmen erzielt, gehören seinen Eigentümern, also seinen Aktionären. Welcher Anteil des Gewinns in Form einer Dividende ausgeschüttet wird, entscheiden die Aktionäre auf der jährlichen Hauptversammlung. Dort können sie außerdem per Mehrheitsbeschluss Einfluss auf Entscheidungen des Unternehmens ausüben. Für die Altersvorsorge haben Aktien eine große Bedeutung. Aktionäre tragen aber hohe Risiken, von Kursschwankungen bis hin zur Unternehmenspleite.

Aktienfonds

Aktienfonds sind Finanzprodukte, die das Geld vieler Anleger sammeln und in Aktien verschiedener Unternehmen investieren. Das Risiko im Vergleich zum Kauf einzelner Aktien ist viel geringer. Denn die Bandbreite an Unternehmen, in die ein einzelner Anleger schon mit kleinen Beträgen investieren kann, ist weit größer als bei Einzelaktien. So wird das Risiko, das gesamte Geld zu verlieren, praktisch eliminiert. Bei den meisten Fonds entscheidet ein Management darüber, in welche Aktien das Geld der Anleger investiert wird (aktives Fondsmanagement). Passiv verwaltete Fonds verzichten auf Analysen und aktive Steuerung, weil sich das Portfolio an der Zusammensetzung bestimmter Börsenindizes orientiert.

Börse

Die Börse ist ein Marktplatz für Finanzprodukte. Dort kaufen und verkaufen professionelle Händler während der Handelszeiten etwa Wertpapiere wie Aktien und Anleihen, Derivate, sowie Zertifikate. An der Börse prallen Angebot und Nachfrage aufeinander, dadurch verändert sich laufend der Preis der einzelnen Produkte. Zusätzlich fließen bei der Kursgewichtung Faktoren wie Emotionen, Krisen, aber auch positive Neuigkeiten mit ein. Mit der Folge: Die Kurse können sich in jeder Sekunde verändern. Bei der Börse handelt es sich um einen regulierten Markt. Der Handel verläuft nach klaren Regeln und wird meist von staatlichen Institutionen überwacht.

Charts

An der Börse geht es nicht nur in eine Richtung. Die Kurse von Wertpapieren, Indizes und Fonds schwanken. Wo die Kurse vor einer Woche oder vor einem Jahr standen, gerät schnell in Vergessenheit. Hier helfen Diagramme: sogenannte Charts stellen den Kursverlauf grafisch dar. Anhand dieser Kurven können Anleger auf einen Blick erkennen, wie sich zum Beispiel der deutsche Aktienindex Dax in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt hat. Allerdings sollten Anleger bei einem Blick auf einen Chart immer bedenken: Es ist ein Blick in den Rückspiegel. Über die künftige Entwicklung eines Wertpapiers oder eines Index lassen sich daraus keine verlässlichen Schlüsse ziehen. Zwar versuchen Chart-Analysten, in den Kursverläufen bestimmte Muster zu finden, die auf eine gewisse Entwicklung hindeuten. Wissenschaftlich erwiesen sind solche Aussagen aber nicht.

Cost-Average

Den Begriff Cost-Average kann man mit Durchschnittskosten-Effekt übersetzen. Er bezeichnet einen Effekt, der häufig als Verkaufsargument für Fondssparpläne und fondsgebundene Rentenversicherungen genannt wird. Dahinter steckt Folgendes: Anleger investieren regelmäßig einen festen Betrag in ihren Fondssparplan – beispielsweise 100 Euro. Je nach Kursentwicklung steigt oder sinkt der Preis für die Fondsanteile. Das bedeutet: Anleger erhalten jeden Monat für 100 Euro unterschiedlich viele Fondsanteile. Steigt der Kurs, sind es weniger Anteile. Fällt er hingegen, können Anleger sich mehr leisten. „Berater schließen daraus, dass Kursschwankungen für Anleger von Vorteil sind. Doch das stimmt nicht. Der Cost-Average-Effekt ist ein Mythos“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Depot

Das Depot ist vergleichbar mit einem Girokonto – nur bewahren Anleger hier keine Geldeinheiten, sondern Wertpapiereinheiten auf. Bei der Depot-Suche sollte man alle anfallenden Kosten vergleichen – also das jährliche Depotführungsentgelt, eventuelle Kosten, die von der Anzahl der verwahrten Wertpapiere abhängen können. Aber auch Kosten für Käufe und Verkäufe, für mögliche Margen oder Aufschläge, sowie die Bestandsprovisionen, die die Bank für die Verwahrung mancher Wertpapiere bekommt, sind wichtig. Bei Direktbanken können Anleger häufig einfache Angebote sogar ohne jährliches Entgelt finden. Hier verdienen die Banken ihr Geld, wenn der Kunde mit Wertpapieren handelt. Andere Anbieter reduzieren Transaktionskosten, fordern aber von ihren Kunden eine Grundgebühr. In der Regel gilt: Je häufiger man kauft und verkauft, desto höher sind die Kosten. Und: Nicht jedes Depot eröffnet dem Kunden die gleichen Möglichkeiten – die Auswahl an Sparplänen auf ETFs und herkömmlichen Investmentfonds kann erheblich variieren.

Dividende

Jedes Jahr können sich Aktionäre aufs Neue freuen. Denn die meisten Aktiengesellschaften überweisen ihren Anteilseignern dann einen zum Teil ordentlichen Geldbetrag. Diese Ausschüttung ist besser bekannt unter der Bezeichnung Dividende. Aktionäre erhalten die Gewinnbeteiligung in dieser Form, weil sie mit ihrer Geldanlage auch für Verluste des Unternehmens geradestehen müssen. Wie viel ein Unternehmen auszahlt, wird jedes Jahr neu festgelegt. Der Vorstand des Unternehmens macht dazu auf Basis des vergangenen Geschäftsjahres einen Vorschlag, der auf der Hauptversammlung beschlossen wird. Ausgezahlt wird die Dividende in der Regel einen Tag nach der Hauptversammlung. Während deutsche Aktiengesellschaften in der Regel nur einmal pro Jahr Dividenden zahlen, sind in anderen Ländern quartalsweise Ausschüttungen üblich. Die Dividende wird in der Regel als Euro-Betrag je Aktie angegeben. Beim Vergleich mit Zinspapieren ist ein Blick auf die Dividendenrendite sinnvoll.

Geld- oder Briefkurs

Wer schauen will, was ein Wertpapier kostet, findet mitunter zwei Angaben: den Geld- und den Briefkurs. Der Geldkurs ist der Preis, zu dem ein Anleger bereit ist, ein Wertpapier zu kaufen. Er wird oft auch als „bid“ („geboten“) bezeichnet. Demgegenüber ist der Briefkurs der Preis, zu dem ein Besitzer eines Wertpapieres bereit ist, dieses zu verkaufen. Dieser Kurs wird häufig auch als „ask“ („gefragt“) bezeichnet. Der Geldkurs liegt in der Regel unter dem Briefkurs. Die Differenz zwischen beiden Kursen wird auch als Geld-Brief-Spanne oder auch als Spread bezeichnet. Beträgt die Spanne 5 Prozent, dann würde ein Anleger einen Verlust von 5 Prozent machen, wenn er das Wertpapier gleich nach dem Kauf wieder veräußern möchte. Je mehr ein Wertpapier gehandelt wird, desto geringer ist in der Regel der Spread. Denn je mehr Stücke gehandelt werden, desto mehr nähern sich die angebotenen bzw. nachgefragten Preise an. Umgekehrt ist bei wenig gehandelten Wertpapieren der Spread oft etwas größer.

KGV – Kurs-Gewinn-Verhältnis

Lohnt sich das Investment, oder ist der Preis der Aktie schon viel zu teuer? Diese Frage stellt sich jeder Anleger, bevor er Anteilsscheine eines Unternehmens kauft. Um sie zu beantworten, werfen viele Anleger einen Blick auf das KGV – das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Berechnet wird es, indem der Kurs der Aktie dem Gewinn in dem Vergleichszeitraum gegenübergestellt wird. Dabei kann es sich beim Gewinn sowohl um feststehende Werte des letzten Geschäftsjahres als auch um für die Zukunft erwartete Werte handeln. Diese Kennziffer sagt aus, mit welchem Vielfachen des Gewinns eine Aktie an der Börse zurzeit bewertet wird. Dabei gilt im Allgemeinen: Je niedriger das KGV, desto günstiger ist ein Wertpapier. Ein sehr hohes KGV deutet meist darauf hin, dass Anleger künftig steigende Gewinne erwarten. Das KGV ist nur eine von vielen Kennziffern zur Aktienkursbewertung.

Risiko

Den Begriff „Risiko“ setzen viele Anleger mit den Möglichkeiten eines Wertverlusts gleich. In der Kapitalmarkttheorie versteht man unter Risiko die Schwankungsintensität einer Geldanlage, auch Volatilität genannt. Vereinfacht ausgedrückt sind Aktien also riskant, weil ihr Wert an der Börse stark schwankt. Anleger müssen sich ihre eigene Risiko-Einstellung bewusst machen – also die Stärke ihres Nervenkostüms bei Verlusten. Ebenso wichtig ist es, die eigene Risiko-Tragfähigkeit zu kennen: ob man sich Verluste finanziell leisten kann. Risiken sollte man nur mit Geld eingehen, das man aktuell nicht dringend braucht. Das Risiko lässt sich zwar nicht vermeiden – aber Anleger können es reduzieren, wenn sie in unterschiedliche Anlagen investieren – beispielsweise Aktien, Zinspapiere, Gold und Immobilien.

Weniger Risiko, geringe Kosten: Für wen sich ETFs lohnen

DAX Kursverlauf in der Zeitung

Der Kursverlauf von Wertpapieren als Tages-, Wochen-, Jahres- und Langzeitchart wird mittels Linien, Balken, Kerzen grafisch dargestellt.

Wer eine kostengünstige Alternative zum klassischen Aktieninvestment sucht, stößt irgendwann auf Exchange Traded Funds (ETF). Diese börsengehandelten Fonds bilden einen Index wie den DAX nach. Für den Anleger sind sie günstig, weil sie passiv gemanagt ohne Analysten und Fondsmanager auskommen.

Für vorsichtige Anleger, die Verluste vermeiden wollen, gehörten Indexfonds unbedingt ins Depot, rät Beate Sander. Investieren kann man mit einer Einmalanlage – oder einem Sparplan, in den regelmäßig eingezahlt wird: „Viele Anleger mögen wegen Transparenz und niedriger Kosten Sparpläne für Index-Zertifikate, Themenfonds und vor allem ETFs. Die Sparrate ist flexibel. Sie dürfen bei finanziellem Engpass die Zahlung aussetzen.“ Dennoch sei Disziplin und Ausdauer geboten, um das langfristige Sparziel zu erreichen.

ETFs bieten sich also an, wenn:

  1. Anleger unsicher sind und nur geringe Risikobereitschaft mitbringen
  2. Anleger breit streuen wollen, aber ein zu geringes Kapital für viele Einzelaktien haben
  3. Anleger hohe Transparenz wünschen – wobei der ETF-Markt boomt und bei der Fülle an Angeboten langsam die Übersichtlichkeit verloren geht

Sanders Tipp für Einsteiger mit kleiner Vermögensdecke und wenig Zeit: „Sie sollten mit einem ETF-Depot starten, das wichtige Märkte abdeckt. Pro Titel sind mindestens 1000 Euro einzusetzen, damit die Transaktionskosten prozentual nur wenig belasten und dennoch ansehnliche Gewinne möglich sind.“

Fazit: Das Buch enthält viele gute Tipps und Musterdepots, an denen sich Anleger orientieren können. Für absolute Börsenlaien ist es nicht geeignet, denn es erklärt nicht Basics wie das Entstehen eines Aktienkurses, und es erläutert beispielsweise auch nicht, wie eigentlich die Börse genau funktioniert. Der Börsenführerschein geht schon einen Schritt weiter, und wer so gar keine Ahnung vom Aktiengeschehen hat, muss ständig hinten im Lexikon der Fachbegriffe nachschlagen.

Auch das Kapitel über nachhaltige Geldanlage kommt etwas zu kurz angesichts des wachsenden Trends, es hätte durchaus noch ein paar mehr Tipps geben dürfen, damit Anleger wirklich nachhaltige Produkte besser erkennen können. Etwas detaillierter wird es zwar bei Solar- und Windkraft-Aktien, aber der Leser vermisst Infos über nachhaltige Investmentfonds. (mit dpa)

Börsenführerschein Cover

 Vom Portfolio-Management über unterschiedliche Anlageklassen bis hin zu ETFs, Fundamentalanalyse, Charttechnik und Börsenpsychologie: Der Aktien- und Börsenführerschein deckt viele Bereiche ab. 

Beate Sander: Der Aktien- und Börsenführerschein: Aktien statt Sparbuch – die Lizenz zum Geldanlegen. FinanzBuch Verlag, 29,99 Euro.

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