Grüne BaumscheibenWer für die Flächen zuständig ist – und wem sie etwas nutzen
- Baumschulinhaber Oliver Fink erklärt im Gespräch: Auf einer Baumscheibe im öffentlichen Raum zu gärtnern, kann zwar unangenehm sein – die Arbeit lohnt sich aber doppelt.
- Von Kissenberberitzen und Heckenmyrten bis hin zu bodendeckenden Rosen und Erdbeersträuchern sind der Kreativität theoretisch keine Grenzen gesetzt.
- Mit diesen Tipps gelingt die Pflege nach dem Grundsatz: Jede einzelne Pflanze ist besser als keine.
Köln – Was wächst nicht alles auf einer Baumscheibe! Im Frühjahr sprießen Hyazinthen und Narzissen. Der Storchschnabel bekommt frisches Laub, und die Vergissmeinnicht blühen blau. Die Fetthenne wächst heran, die kleine Rose blüht auf. Der Löwenzahn siedelt sich von selber an, manchmal auch die Vogelmiere. Im Sommer werden die Sonnenblumen und Stockrosen groß, Feuerwanzen sammeln sich an warmen Stellen. Im Herbst bedecken trockene Blätter das kleine Beet – und in manchen Wintern liegt es unter einer Schneedecke.
Der Herbst ist die beste Jahreszeit
Viel Platz bietet eine Baumscheibe, also das kleine Beet, das um den Stamm eines Baumes herum angelegt ist, meist nicht. Aber wenn sie gut genutzt ist, entsteht hier ein Mini-Garten, der das ganze Jahr über schön sein kann. Die Fläche bekommt Licht und Luft von allen Seiten, das Blätterdach des Baumes ist hoch über dem Boden. In vielen Straßen gehören die bunt bepflanzten Beete bereits zum Bild, aber es gibt immer noch unzählige Baumscheiben, die durch Stauden und kleine Gehölze aufgewertet werden können. Jetzt im Herbst ist die beste Zeit, zu beginnen: Blumenzwiebeln kommen in die Erde, und auch Stauden werden gepflanzt.
Wer im öffentlichen Raum gärtnert, ob in der Großstadt Köln oder einer kleinen Gemeinde, merkt schnell, dass die Baumscheibe keine Insel ist. Immer wieder glauben Hundebesitzer, das Beet eigne sich als Hundetoilette. Immer wieder finden sich leere Flaschen oder anderer Müll darin. Dort zu gärtnern ist manchmal unangenehm, aber eine Arbeit, die sich doppelt lohnt. Denn nicht nur die Menschen haben etwas davon, wenn es unter dem Baum grünt und blüht. Auch der Straßenbaum selbst profitiert davon, wenn die Erde um seinen Stamm locker und feucht gehalten wird. „Wenn ich eine Baumscheibe bepflanze und pflege, halte ich Gefahren vom Baum fern“, sagt Oliver Fink, Baumschulinhaber aus Refrath. „Ich pflanze quasi einen Schutzring.“
Die Erde muss in gutem Zustand gehalten werden
Denn jedes Mal, wenn die Erde am Wurzelwerk betreten wird oder gar ein Reifen darüber rollt, wird sie weiter verdichtet. Und das hat Konsequenzen: „Beim verdichteten Boden fließt das Wasser nur ab und kann nicht versickern.“ Auch fehlt dann die Luft in den Bodenporen, die ganz entscheidend für ein gesundes Erdreich ist. Die Baumscheibe ist jedoch bei Straßenbäumen die wichtigste Stelle, wenn es um die Wasserversorgung des Baumes geht. Fließt der Regen weg auf den Asphalt, gehen dem Baum diese lebensnotwendigen Ressourcen verloren. Umso wichtiger ist es, die Erde in gutem Zustand zu halten. Und das geht am besten mit einer Bepflanzung. „Jede Pflanze ist besser als keine“, sagt Oliver Fink.
Ganz entscheidend ist allerdings, wie alt der Baum ist. Steht er seit Jahrzehnten am Platz oder wurde er gerade erst gepflanzt? Bei Jungbäumen gelten eigene Regeln, denn sie können keine Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser vertragen, wenn sie gut anwachsen sollen. Ein Baum verschönert nicht nur das Straßenbild. Er spendet Schatten, bringt Sauerstoff in die Luft und sorgt für ein angenehmes Kleinklima. Um sich heute in der Stadt bewähren zu können, braucht er den besten Start, der möglich ist.
Wie beginnen?
Bei einem älteren Straßenbaum ist die umgebende Erde meist stark verdichtet. Hier beginnt alles mit gründlichem Wässern und einer behutsamen Aufbereitung des Bodens. Vorsichtig, ohne Wurzeln zu verletzen, sollte spatentief gelockert werden. Kompost, Bodenaktivator, eventuell auch organischer Dünger können hinzugegeben werden. Denkbar ist es auch, im Frühjahr zunächst eine Gründüngung wie Phacelia oder Lupinen einzusäen, rät Oliver Fink. Sie lockern mit ihrem Wurzelwerk die Erde auf, am Ende der Saison können die Pflanzenreste ins Beet eingearbeitet werden. Danach wird gepflanzt. Auf den frisch gelockerten Boden können auch ein, zwei Säcke gute Pflanzerde gegeben werden. Doch hierbei ist weniger mehr: besser nur Kuhlen auffüllen als eine dicke Erdschicht auftragen. Das kann dem Baum nämlich schaden, da die Wurzelatmung eingeschränkt wird.
Was tun beim jungen Baum?
Ein junger Baum braucht alle verfügbaren Nährstoffe und Wasservorräte, um gut anwachsen zu können. Bei Gehölzen, die noch von einem Dreibock umgeben sind, muss der Gießbereich vollkommen frei gelassen werden. Die Pflanzen auf der Baumscheibe dürfen keine Konkurrenz darstellen – Sonnenblumen zum Beispiel scheiden genauso aus wie stark zehrende Storchschnabelsorten. „Ziersalbei, Mädchenauge, oder auch Purpurglöckchen sind aber kein Problem“, sagt Oliver Fink. Bei einem jungen Baum sollte das Gärtnern jedoch eng mit dem Grünflächenamt abgestimmt werden. Auch die Pflege des Gehölzes – sei es bei Schädlingen oder einem notwendigen Schnitt – ist Sache der kommunalen Gärtner.
Was pflanzen?
Ob Staude oder kleines Gehölz: „Ist der Baum etabliert und eingewachsen, kann man nicht viel falschmachen“, sagt Oliver Fink. Essbares wie Erdbeeren zu setzen mag nicht die beste Idee am Straßenrand sein, wo auch Hunde entlangkommen. Alles Weitere bleibt der eigenen Vorliebe überlassen oder auch, wie viel Arbeit man sich machen möchte. Selbst einfache Bodendecker – niedrige Heckenkirschen oder Cotoneaster – sind besser als gar keine Pflanzen auf der Baumscheibe.
Mehr Informationen zu Baumscheiben
Für Patenschaften für Baumbeete und Grünflächen:www.stadt-koeln.de/artikel/05239/index.htmlKontakt für Anfragen aus dem linksrheinischen Stadtgebiet: Tel. 0221 / 221-29419;...für Anfragen aus dem rechtsrheinischen Stadtgebiet: Tel. 0152 / 54548671,E-Mail: 67-ehrenamt@stadt-koeln.deIn Ehrenfeld ist eva e.V., der Ehrenfelder Verein für Arbeit und Qualifizierung, aktiv und sucht noch Paten für Baumscheiben: www.evaggmbh.de
Kissenberberitzen und Heckenmyrten, bodendeckende Rosen und den Fingerstrauch empfiehlt zum Beispiel die Stadt Köln. Salbei und Lavendel bieten Insekten Nahrung, Storchschnabel gibt es für beinahe jeden Standort, und wer Gräser mag, pflanzt Seggen. Schleifenblumen und Polsternelken können gut am Straßenrand gedeihen, außerdem Spornblumen und Fetthennen.
Was ist tabu?
Alles, was rankt, ist tabu. Kletterpflanzen wie Efeu oder Wilder Wein gehören nicht auf die Baumscheibe. Auf Chemie, ob als Dünger oder zum Pflanzenschutz, ist zu verzichten, außerdem auf Steine oder kleine Zäune, heißt es bei der Stadt Köln. Wichtig ist auch, einen Radius von einem halben Meter – gemessen von der Außenkante des Baumstammes – komplett frei zu halten.
Einfach loslegen?
So verlockend es ist, einfach Stauden zu kaufen und einzupflanzen: Ehe auf einer Baumscheibe gegärtnert wird, sollte das Grünflächenamt der Stadt oder Gemeinde kontaktiert werden. Auf der Internetseite der Stadt Köln finden sich Tipps, was bei einer Patenschaft für eine Baumscheibe zu beachten ist, sowie Kontaktmöglichkeiten.