Die Homeoffice-Zeit ist vorbei. So gelingt es, Chef oder Chefin davon zu überzeugen, dass Hunde im Büro der Firma guttun.
Zurück aus dem HomeofficeSo schaffen Sie es, dass der Hund mit ins Büro darf
In der Pandemie haben sich viele Menschen einen Hund angeschafft. Dank Homeoffice war es möglich, das Tier nicht allzu lange alleine zu lassen und in der Pause mit ihm raus zu gehen. Jetzt kehren viele ins Büro zurück, nicht überall ist ein Hund als Begleiter erlaubt. Wie kann es gelingen, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass ein Hund bei der Arbeit gut für die Stimmung und die Produktivität ist? Wie soll man mit skeptischen Kollegen umgehen? Und worauf ist zu achten, damit es dem Hund im Büro gut geht? Markus Beyer, Coach, Hundetrainer und Vorsitzender des Bundesverbands Bürohund e.V., beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie ist die rechtliche Lage? Darf der Arbeitgeber alleine entscheiden, ob Hunde erlaubt sind oder nicht?
Markus Beyer: Grundsätzlich gibt es keinen Anspruch darauf, den Hund mit ins Büro zu nehmen. Ausnahmen gelten nur für Assistenzhunde, wie zum Beispiel Blindenhunde. Der Arbeitgeber hat das sogenannte Direktionsrecht, also das Recht, auf Grundlage des Arbeitsvertrages gegenüber dem Arbeitnehmer Weisungen zu erteilen. Auch der Betriebsrat hat ein Mitspracherecht und kann intervenieren, wenn der Chef Hunde im Büro verbietet oder wenn versucht wird, das Thema zu verschieben. Er muss aber auch involviert werden, wenn das Thema Zustimmung findet.
Wie geht man als Hundehalter am besten vor, wenn man seinen Hund mitnehmen möchte?
Sie müssen verstehen, dass Argumente alleine nicht reichen, um jemanden zu überzeugen. Eine Entscheidung wird an erster Stelle über eine bereits lange vorher festgelegte emotionale Reaktion getroffen. Erst danach greifen die Argumente. Ob jemand positiv oder negativ auf Hunde reagiert, hat etwas mit der persönlichen Erfahrung zu tun, die er in seinem Leben mit Hunden gemacht hat. Wer also etwas Schlechtes erlebt hat, ruft diese emotionale Erinnerung als Erstes ab und beginnt erst dann mit der Begründung, ob Hunde ok sind oder nicht. Man muss also über die Emotionen kommen, um das Thema zu realisieren.
Wie macht man das?
Indem Sie vermitteln, was das Gute an Hunden im Büro ist. Sie können uns Menschen beschützen und dem Unternehmen einen gewaltigen Vorteil am Arbeitsmarkt schaffen. Arbeitgeber sollten begreifen, dass in Zukunft die psychischen Belastungen der Menschen noch schmerzhaft ansteigen werden, weil sich die Welt immer schneller verändert und nichts mehr sicher ist. Unser Gehirn will aber Planbarkeit und Rituale. Mit Hunden im Büro kann man dagegen arbeiten, weil die Tiere den psychischen Stress der Angestellten senken und ihre Resilienz erhöhen können. Zudem hat sich während der Pandemie der Wert der Arbeit verändert, die Menschen wollen nicht mehr in das Hamsterrad zurück. Arbeitgeber werden sich in Zukunft mehr darum bemühen müssen, ihre Leute zu halten oder gute Bewerbungen zu bekommen. Uns rufen mittlerweile sehr bekannte Firmen an, um sich zum Thema Bürohund beraten zu lassen. Sie haben verstanden, dass es ein Vorteil im Kampf um Fachkräfte ist, Hunde bei der Arbeit zu erlauben und werben damit.
Was sind die größten Fehler, die man machen kann?
Die falsche Frage stellen, nämlich den Chef fragen: „Kann ich meinen Hund mitbringen?“. Mit dieser Frage schalten Sie das Kopfkino an und verlieren die Kontrolle. Ein weiterer Fehler ist es, als Erstes eine Umfrage zu machen, ob der Hund mitkommen soll oder nicht. Denn so aktivieren Sie wieder nur die emotionale Verbindung, die Menschen zu Hunden haben. Wenn Sie als Arbeitgeber Hunde erlauben, ist es wichtig, klare Aussagen zu machen: Hunde sind willkommen, andere Haustiere nicht. Arbeitgeber können auch festlegen, wie viele Hunde pro Abteilung oder Flur erlaubt sind.
Warum sind Hunde im Büro eine gute Sache?
Die Nähe zum Hund macht Menschen gesünder. Durch das Streicheln wird das Bindungshormon Oxytocin frei gesetzt, Stresshormone heruntergefahren und das Glückshormon Dopamin aktiviert. Hunde sorgen außerdem für regelmäßige Unterbrechungen. Das klingt erstmal schlecht, ist aber wichtig, weil dadurch negative Gedankenschleifen, Stress und psychische Erschöpfung unterbrochen werden. Bewegung ist natürlich auch ein großer Vorteil mit Hunden. Das allerwichtigste ist aber die Kommunikation. Wenn ein Hund da ist, kommt man plötzlich mit Menschen ins Gespräch und lernt viele ganz anders kennen, auch die Vorgesetzten. Durch den Hund kommt plötzlich ihre menschliche Seite zum Vorschein.
Welche Regeln sind wichtig, wenn Hunde mit zur Arbeit kommen?
Wenn die Erlaubnis erteilt wird, den Hund mitzunehmen, sollten Sie unbedingt vorher ein Gesamtkonzept haben und ankündigen, damit sich niemand übergangen fühlt. Sehr wichtig sind auch Absprachen mit allen Beteiligten. Wer allergisch ist oder Angst hat, muss geschützt werden. Dazu muss festgelegt werden, ob und wo die Hunde frei laufen dürfen und wo sie angeleint sein müssen. Es können auch komplett hundefreie Bereiche – bestimmte Meetingräume, Fahrstühle und Flure – definiert werden. Ein Hund darf niemals zulasten einer Gruppe gehen. Es empfiehlt sich auch, dass die Hundehalter eine Haftpflichtversicherung haben.
Was braucht der Hund, damit er sich im Büro wohlfühlt?
Die wichtigste Regel ist, dass der Hund niemals Mittel zum Zweck, sondern gleichwertiges Teammitglied ist. Damit sein Wohl gewährleistet ist, müssen zunächst die Basics wie Wasser und Bewegung gegeben sein. Außerdem brauchen Hunde unbedingt einen Rückzugsort und sollten nicht zwischen Schreibtisch und Tür liegen. Sonst fühlen sie sich verantwortlich für alles, was auf dem Flur passiert, wollen den Eingang bewachen und können sich nicht entspannen. Wenn Sie zwischen dem Hund und der Tür sitzen, zeigen Sie ihm, dass Sie die Verantwortung übernehmen und er nichts machen muss. Es sollte auch klar sein, dass nicht jeder hereinkommen und ihn streicheln kann, sondern dass die Situation passen muss. Wenn der Hund gerade schläft oder Ruhe braucht, sagen Sie freundlich: „Gerade passt es nicht so gut, aber ich rufe dich sofort an, wenn wir hinausgehen, dann kannst du gerne mitkommen.“
Brauchen Mitarbeiter mit Hunden mehr Zeit, weil sie mit den Tieren Gassi gehen müssen und weniger am Arbeitsplatz sind?
Ich als Chef würde jedem eine halbe Stunde seiner Arbeitszeit geben, in der er sich um seinen Hund kümmern kann. Denn die Unterbrechung, das Streicheln, das Lachen und die Bewegung tun dem Menschen und damit auch mir als Unternehmen gut. Wer sich wohlfühlt, wird auch gut über das Unternehmen sprechen. Sollte jemand die Freiheit jedoch ausnutzen, sollte man diese Person ansprechen und neue Regelungen finden.