StilkolumneDie aktuellen Stiefel sehen aus wie Amphibienfahrzeuge am Fuß
- Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
- Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
- Die aktuelle Schuhmode für Frauen ist derb: Klobige knöchelhohe Schuhe mit dicken Profilsohlen. Eva Reik erklärt, warum das im Winter und bei Regen zwar praktisch sein mag, aber nicht wirklich schön ist.
Köln – Sollten Sie gerade darüber nachdenken, Ihre zwar sehr geliebten, mittlerweile jedoch vollkommen abgetragenen Stiefeletten wegzuwerfen, kommt hier der Hinweis: Tun Sie es nicht!
Haben die antiken Modelle womöglich noch ein kleines Plateau, für ein bequemeres Gehen etwa, oder auch nur deshalb, weil sie mit 2,5 Zentimeter Höhe mehr Körperlänge zaubern, wird aus dem Hinweis eine dringende Empfehlung: Trennen Sie sich unter keinen Umständen von ihnen! Sollten Ihre Stiefeletten außerdem über eine elegante Optik mit moderater Spitze und einer Absatzhöhe von bis zu acht Zentimetern verfügen, dann gehören sie erst recht zum Schuster und anschließend wieder an Ihre Füße. Niemals in die Mülltonne! Denn adäquaten Ersatz werden Sie die nächsten Jahre nicht finden.
Im Moment gibt es ausschließlich knöchellange Modelle, die Amphibienfahrzeugen gleichen. Von Prada bis Bata, von Dior bis Deichmann. Klobig. Massiv. Monströs. Es sind Klötze am Fuß, mit denen man auch Bundeswehreinsätze in Mali meistern und trockenen Fußes Gewaltmärsche durch bengalische Sumpfgebiete bewältigen könnte. Selbst verlässliche Marken, die Jahrzehnte auf Eleganz statt Penetranz gesetzt hatten – Bottega Veneta, Fendi, Louboutin etc. –, kleiden nun Frauen am Fuß mit der Anmutung eines Elefanten.
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Darf man den bisherigen Wellen und Launen der Designer vertrauen, dann dauert eine Trend-Halbwertzeit wenigstens vier Saisons, gefühlt aber ganze Dekaden, wenn der eigene Stil gar nicht oder nur bedingt mit dem Trend übereinstimmt. Man denke nur an Skinny- und Boyfriend-Jeans. Zwischen dem Wechsel lagen zehn Jahre, bis sich knallenge Schnitte unter all den müllsackähnlichen Gebinden so gestrig anfühlten wie eine Vorliebe für Steak Frites und Gauloises Blondes im 21. Jahrhundert. Was derzeit für die Jeans gilt – an der Taille geschnürt, unterhalb undefiniertes Denim-Design –, das setzt sich nun am Fuß fort.
Möge der Spuk beim Schuhwerk mit den Gummiklötzen bitte schneller vorübergehen. Schichtsohlen heißen sie im Fashion-Sprech. Was eine geradezu harmlose Beschreibung für eine Profilansicht ist, die mit ihren tiefen Furchen einem greisen, lückenhaften Gebiss eines Haifischs gleicht. Die durchschnittliche Zahngröße des Meeresriesen beträgt vier bis sechs Zentimeter.
„Wie geht’s?“
In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)
Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de
Selbstverständlich mag eine solche Anschaffung für den nahenden Winter sinnvoll und – klar – nachhaltig sein. Denn mit der voluminösen Ausrüstung des besagten Amphibienfahrzeugs an den Füßen, lassen sich Schnee, Matsch, Kälte, Nässe und vermutlich auch Eis problemlos bewältigen. Die Investition in eines dieser Modelle erspart einem den Kauf neuer Sneaker, Gummistiefel, Fellschuhe oder Moonboots. Und vermutlich auch Pumps. Sie sollen nämlich zu allem getragen werden. Ja, auch zum langen wie kurzen Rock.
Das Gute ist: Man muss nicht jede Mode mitmachen. Und diese schon gar nicht. Die Schuster werden diesen Winter viel zu tun haben. Zumindest mit den Gestrigen und Verzweifelten.