Erpressern keine Chance geben: Unser Technik-Experte Steffen Haubner gibt eine kleine Auffrischung zum Schutz vor Online-Bedrohungen.
Ein kleiner Selbstverteidigungs-KursSo schützen Sie sich und Ihre Daten im Internet mit einfachen Mitteln
Es ist ein bisschen wie mit dem Erste-Hilfe-Kurs: Man weiß in etwa, worum es geht. Ob man aber im Ernstfall gut vorbereitet ist, da ist man sich dann doch nicht ganz sicher. Auch bei der Abwehr von Bedrohungen aus dem Internet sollte man sich daher von Zeit zu Zeit eine Auffrischung gönnen.
Insbesondere sogenannte „Ransomware“ ist und bleibt eine große Bedrohung, deren Verursacher sich immer wieder neue Tricks einfallen lassen. Sie verschlüsseln alle Daten auf betroffenen Rechnern und fordern – „Ransom“ bedeutet „Lösegeld“ – einen bestimmten Betrag, um sie wieder freizugeben.
Die neueste Masche: Weil viele Nutzer inzwischen vorgewarnt sind und Datensicherungen machen, setzt sich die schädliche Software erst einmal im Verborgenen fest und bleibt zunächst inaktiv. Macht man dann ein Backup, wird der Schädling unbemerkt mitkopiert. So können später die auf einem neu aufgesetzten PC wiederhergestellten Daten abermals verschlüsselt werden. Ferner speichern die Täter Festplatteninhalte auf ihren Servern, um mit der Veröffentlichung sensibler Informationen zu drohen.
Backups machen
Heben Sie nicht nur immer die aktuellsten, sondern auch ältere Daten auf. Das Beste ist, Sie kopieren Ihre wichtigsten Dokumente zusätzlich auf einem externen Datenträger und trennen diesen vom Internet. Als Maximallösung erstellen Sie ein sogenanntes Image all Ihrer Festplatten.
Backup-Programme können die großen Datenmengen so komprimieren, dass sie nicht allzu viel Platz einnehmen, im Notfall aber schnell verfügbar sind. Vertrauliche Daten können zusätzlich verschlüsselt gespeichert werden.
System wasserdicht machen
Spielen Sie Updates für Windows und Ihre sonstige Software immer sofort ein. Schauen Sie in den Einstellungen (Windows-Taste + I) unter „Windows Update“ nach, ob es neue Sicherheits-Patches gibt. Benutzen Sie ein Antivirenprogramm mit Ransomware-Schutz. Wenn Sie auf den Windows Defender setzen, aktivieren Sie den Echtzeitschutz in den Einstellungen unter „Datenschutz & Sicherheit“, „Viren- und Bedrohungsschutz“ und „Ransomware-Schutz“.
Installieren Sie nur Programme, die Sie wirklich brauchen, und nur aus vertrauenswürdigen Quellen. Seien Sie grundsätzlich misstrauisch beim Klicken auf Links oder Herunterladen von Dateien.
Mit persönlichen Daten geizen
Die Weitergabe personenbezogener Daten sollte nur erfolgen, wenn Sie verifizieren können – im Zweifel hilft ein Anruf bei der Bank, der Behörde oder dem Unternehmen, die etwas von Ihnen wissen wollen. Werden Sie angerufen, bekommen eine Mail oder SMS, verweigern Sie die Preisgabe von Daten. Suchen Sie stattdessen die Kontaktdaten auf der offiziellen Website, um zu prüfen, ob es sich um eine echte Anfrage handelt.
Mails und Office-Dateien absichern
Öffnen Sie niemals Anhänge unbekannter Herkunft. Stellen Sie in Ihrem Mailprogramm als „Nachrichtenformat“ die Option „Nur Text“ ein (in Outlook über „Datei“, „Optionen“, „E-Mail“). Das verhindert, dass Sie selbst unwissentlich Ransomware verbreiten. In Office-Dokumenten, die Sie von anderen Nutzern bekommen, sollten Sie keine Makros ausführen. Entsprechende Optionen finden Sie in Word, Excel und PowerPoint unter „Einstellungen“ und „Sicherheit & Datenschutz“.
VPN nutzen
Unsichere Verbindungen sind ein Einfallstor für Schädlinge. Wenn Sie von unterwegs auf Ihren PC zugreifen oder ein öffentliches WLAN nutzen, benutzen Sie ein „Virtual Private Network“, kurz VPN. Diese Programme, die Teil vieler Antivirenprogramme sind oder für wenige Euro im Monat gebucht werden können, leiten alle Datenflüsse durch eine Art digitalen Tunnel, der verhindert, dass die Zugänge missbraucht werden können, um Schadcode einzuschleusen.
Vorsorgen
Informieren Sie alle, die Ihren Computer oder Ihr Netzwerk mitbenutzen, was sie bei einem Virenbefalls tun sollen: Ruhe bewahren und den PC sofort vom Netzwerk trennen. Kennt sich jemand damit nicht aus, sollte er den Netzstecker ziehen und Hilfe holen. So verhindert man, dass die Verschlüsselung sich weiter ausbreitet, und erhöht die Chance, dass sich Daten später wiederherstellen lassen.
Über einen Zweitrechner rufen Sie die Seite www.nomoreransom.org/de/index.html auf, um sich über weitere Schritte zu informieren. Hilfe finden Sie auch unter https://www.bleib-virenfrei.de/it-sicherheit/, https://id-ransomware.malwarehunterteam.com/ und auf der Seite des BSI unter www.bsi.bund.de.