Künstliche Intelligenz ist längst wichtiger Bestandteil von Übersetzungstools. Welche Vorteile hat DeepL gegenüber ChatGPT, Gemini und Co.?
KI-Dolmetscher auf dem VormarschLohnt sich die Pro-Version von Übersetzer DeepL?

Bei anspruchsvollen Übersetzungen führt aktuell kaum ein Weg an DeepL vorbei.
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Grenzenlose Verständigung ist heute wichtiger denn je. Um Sprachbarrieren zu überwinden, bedient man sich der künstlichen Intelligenz, kurz KI. Übersetzungshilfen bieten unter anderem Google (als App, Chrome-Add-on oder direkt unter der Adresse https://translate.google.com/?hl=de) und Microsoft mit Bing Translate, das bereits in den Edge-Browser integriert ist. Beide kann man komplett kostenlos nutzen. Geht es um etwas anspruchsvollere Texte oder gar den professionellen Einsatz, führt aber bislang kaum ein Weg an DeepL vorbei.
Den KI-Übersetzer können Sie, ebenfalls gratis, direkt im Browser unter der Adresse www.deepl.com/de/translator nutzen. Einfach im linken Fenster den Originaltext eingeben und über das Ausklappmenü rechts oben die gewünschte Zielsprache auswählen. Auch komplette Dokumente werden gebührenfrei übersetzt, allerdings nur bis zu drei pro Monat. Erkannt werden Word-Dokumente, PDFs und Power-Point-Präsentationen. Ab rund 9 Euro pro Monat gibt es die Pro-Version. Aber lohnt sich diese Ausgabe auch?
Übersetzungen mit DeepL individuell anpassen
Zunächst einmal kann man mit DeepL Pro bis zu fünf Dokumente hochladen und die übersetzten Versionen danach direkt bearbeiten. Zudem werden auch lange Texte auf einen Sitz übersetzt, bei der Gratis-Variante müssen Sie diese in 1500 Zeichen große Häppchen stückeln. Wollen Sie Ihre Dokumente im beruflichen Kontext nutzen, ist ein Pro-Abo sowieso dringend zu empfehlen, denn die hochgeladenen Informationen werden dann verschlüsselt übertragen und nach Gebrauch umgehend gelöscht. Dem Datenschutz ist damit also Genüge getan.
Dazu kommen zwei neuere Funktionen, die ebenfalls für DeepL Pro sprechen. „Clarify“ bietet eine Hilfe für die individuelle Anpassung der Übersetzung. Klicken Sie dazu auf das Lupen-Symbol rechts neben dem übersetzten Text. Hier finden Sie nun diverse von der KI ermittelte Vorschläge, wie Sie Ihren Text weiter gestalten können, beispielsweise mittels alternativer Redewendungen, die dem Text eine andere Färbung geben oder stilistisch eleganter sind. Klicken Sie auf einzelne Wörter, werden Ihnen Synonyme angezeigt und Sie können das Wörterbuch nach genauen Bedeutungen befragen. Soweit ich sehe, funktioniert das bislang aber nur mit Englisch und Deutsch. Die Funktion „Glossar“ dient dazu, bestimmte Begriffe, die Sie häufiger verwenden und in einem gewissen Sinne übersetzt haben möchten, dauerhaft festzulegen. Als Gelegenheitsnutzer braucht man so etwas sicher nicht. Je mehr Sie übersetzen müssen, desto mehr werden Sie diese Funktion aber zu schätzen wissen.
DeepL übersetzt Texte aus Screenshots und Bildern
Ein paar Kniffe zu DeepL muss ich Ihnen auch noch verraten. Dazu laden Sie unter der Adresse www.deepl.com/de/app die DeepL-App herunter. Es gibt sie für PC, Mac, Android und iOS. Damit können Sie unter anderem auch Texte aus Bildern und Screenshots extrahieren und übersetzen – sehr praktisch, wenn man im Ausland unterwegs ist und ratlos vor Schildern oder Speisekarten steht oder der neuen Mikrowelle nur eine fremdsprachige Bedienungsanleitung beiliegt.
Nehmen wir nun an, Sie sind auf einer Webseite und wollen sich einen Textabschnitt übersetzen lassen. Markieren Sie den betreffenden Abschnitt mit gedrückter linker Maustaste und drücken Sie auf der Tastatur STRG und zweimal C. Der Text wird dann direkt übersetzt und in einem eigenen Fenster angezeigt. Klicken Sie auf „Kopieren“ oder „Bearbeiten in DeepL“, wenn Sie den Text direkt verwenden oder anpassen möchten. Das funktioniert übrigens auch in geöffneten Dokumenten oder E-Mails. Das ist schon eine äußerst praktische Sache, die Sie vermutlich bald nicht mehr missen möchten.
Chatbots sind eine Alternative – mit Vor- und Nachteilen
Aber kann man nicht auch KI-Chatbots zum Übersetzen verwenden? Ja, man kann. Das bringt Vor-, aber auch Nachteile mit sich. So können Sie einen markierten Text mit STRG + C kopieren und ihn mit STRG + V in das Eingabefenster von Gemini (https://gemini.google.com) einfügen. Geben Sie Gemini dazu einen Befehl (in der KI-Sprache nennt man das einen „Prompt“) wie „Übersetze mir diesen Text in …“ mit einer beliebigen Zielsprache. Das klingt jetzt vergleichsweise umständlich, dafür können Sie die KI nun beispielsweise anweisen: „Schreibe die Übersetzung so um, dass sie insgesamt etwas lockerer und weniger formell klingt“.
Auf punktuelle Anpassungen, wie sie mit DeepL möglich sind, müssen Sie allerdings verzichten. Sie können Gemini nur mit immer neuen Prompts dazu bringen, genau den Text zu erstellen, der Ihnen vorschwebt, etwa „Benutze statt des Wortes ‚Auto‘ das Wort ‚Fahrzeuge‘“ oder „Vermeide möglichst Wortdopplungen und Fremdwörter“. Damit muss man erfahrungsgemäß etwas experimentieren. Denn gerade in Stilfragen erweisen sich die praktischen KI-Helfer mitunter doch noch als etwas störrisch.