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Ersatz für die GirocardÜber 1700 Beschwerden – warum die neuen Debitkarten so unbeliebt sind

Lesezeit 4 Minuten
Eine Person hält eine Girocard der Kreissparkasse Köln in der Hand, darauf zu sehen: das Maestro-Logo.

Das Maestro-Logo auf der Girocard fällt weg. Die Debitkarte als Alternative macht aktuell allerdings Probleme, wie die Verbraucherzentrale nun mitteilte. (Symbolfoto)

Viele Banken wollen die Girocard durch die Debitkarte ersetzen. Doch mancherorts gibt es Probleme. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Girocard áde: Immer mehr Geldinstitute wollen, dass ihre Kundinnen und Kunden eine Debitkarte nutzen. Doch bei der Verbraucherzentrale gehen Beschwerden ein, über 1700 hat sie gesammelt. Die Debitkarte funktioniert an einigen Stellen nicht. Wir geben Antworten auf Fragen rund um Giro- und Debitkarte.

Hat die Debitkarte einen Nachteil gegenüber der Girocard?

Ja, und zwar einen ganz entscheidenden: In Deutschland werden sehr viele Zahlungen mit der Girocard getätigt, der Deutschen Kreditwirtschaft zufolge ist sie die mit Abstand meistgenutzte Bankkarte in Deutschland. Deshalb sind die Gebühren für Zahlungen vergleichsweise gering. Das führt dazu, dass auch viele kleinere Anbieter wie Kioske oder Bäckereien die Zahlung mit der Girocard anbieten können.

Bei der Debitkarte sind die Gebühren deutlich höher, das können oder wollen sich einige Anbieter nicht leisten. Dafür kann sie im Ausland eingesetzt werden, ohne dafür eine Zusatzfunktion zu benötigen. Die Girocard funktioniert ohne Maestro (von Mastercard) und V-Pay (von Visa) nur in Deutschland.

Welche Probleme gibt es beim Bezahlen mit der Debitkarte?

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat per Online-Formular abgefragt, inwiefern es zu Problemen mit der Debitkarte kommt. Das Ergebnis: Tatsächlich gibt es hierzulande immer wieder Schwierigkeiten beim Bezahlen. Nach einem Aufruf gingen 1745 Problemschilderungen bei der Verbraucherzentrale ein.

„Vor allem in Geschäften innerhalb Deutschlands, im Hotel, im Ausland oder um Bargeld an der Ladenkasse zu erhalten, seien die neuen Debitkarten mitunter nicht akzeptiert worden“, sagte Ramona Pop, Vorständin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Zudem seien Probleme bei Behörden, in Kliniken, im Onlinehandel oder beim Tüv geschildert worden.

Außerdem bemängelten Teilnehmerinnen und Teilnehmer „fehlende Funktionalitäten wie eine Altersverifikation“ oder „die Einsatzmöglichkeit für das ChipTAN-Verfahren.“ Ebenfalls problematisch: Laut Verbraucherzentrale hätte es Rückmeldungen gegeben, nach denen der Zugang zu Automaten und SB-Bereichen, der sich nur mit der Geldkarte öffnen lässt, mit Debitkarten nicht funktioniere.

Warum wollen die Banken die Girocard mit der Debitkarte austauschen?

Der eigens für die Girocard entwickelte Dienst Maestro wird eingestellt, seit dem 1. Juli sollen keine neuen Karten mehr damit ausgestattet werden. Laut Mastercard ist das System „nicht mehr zeitgemäß“. Experten sind sich einig, dass Visa mit V-Pay nachziehen wird. Das macht die Girocard nicht mehr praktikabel – zumindest im Ausland.

„Die Beendigung der Maestro-Funktion betrifft eigentlich nur den Einsatz der Karte im Ausland“, sagt Christian Urban. In Deutschland sollte die Girokarte auch ohne die Maestro-Funktion voll einsatzfähig bleiben. „Auch in Zukunft sollten Sie mit einer Girokarte also wie gewohnt zahlen und Geld abheben können“, so die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. (VZBW)

Warum genau wird Maestro abgeschafft?

Mastercard erklärte, die Girocard sei für den physischen Gebrauch geschaffen worden. Im wachsenden Onlinehandel komme es zu Problemen, weil etwa Kennziffern von Maestro-Karten mit vielen Onlineportalen nicht kompatibel seien.

Die VZBW vermutet jedoch einen anderen Grund hinter der Abschaffung: Mastercard wolle mehr am Umsatz des Onlinehandels verdienen, heißt es in einer Mitteilung. Bislang sei die Girokarte in Deutschland ein Standardzahlungsmittel, in Zukunft müsse dann häufiger eine Kredit- oder Debitkarte zum Einsatz kommen – zum Beispiel von Mastercard.

Ab wann kann ich meine Girocard nicht mehr nutzen?

Karten mit Maestro-Funktion, die vor Juli ausgegeben wurden, können noch bis zu ihrem Gültigkeitsdatum weiter genutzt werden, erklärt Christian Urban von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ein Tipp des Experten: „Das Ablaufdatum finden Sie auf der Karte.“ Da die Girokarten in den meisten Fällen noch einige Jahre gültig seien, werde die Maestro-Funktion somit nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden.

Dennoch weist die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (VZBW) darauf hin, dass Banken selbst entscheiden können, ab wann sie auf eine andere Zahlungsfunktion umsteigen möchten. „Wann genau Sie Ihre Maestro-Karte nicht mehr verwenden können, muss Ihnen Ihre Bank mitteilen“, so die Verbraucherschützer.

Und jetzt ist die Debitkarte die Alternative?

Klar ist: So wie bislang wird es die Girocard nicht mehr allzu lange geben. Die Debitkarte ist hier die wohl die logische Alternative, streng genommen gehört die Girocard auch zur Familie der Debitkarten. Bei einer Debitkarte werden Zahlungen ebenfalls sofort vom Konto abgebucht.

Anders ist das bei Kreditkarten. Hier werden Ausgaben nicht sofort abgebucht, sondern gesammelt und in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel einmal im Monat, vom Konto abgebucht.

Muss ich mich selbst darum kümmern, eine neue Bezahlkarte zu bekommen?

Nein. Handeln muss man erst, wenn die Bank einem eine neue Karte oder Änderungen am Konto anbiete, so die VZBW: „Ihre Bank wird Sie diesbezüglich kontaktieren.“ Schließlich müsse man den Änderungen erst zustimmen und könne sich vorher bei der Bank beraten lassen.

Ein Rat der Verbraucherschützer: „Fragen Sie besonders nach den Unterschieden zwischen der neuen und Ihrer bisherigen Karte.“ Viele Geldinstitute haben in den vergangenen Monaten ihren Kundinnen und Kunden bereits verstärkt Debitkarten von Mastercard und Visa als Alternative zur Girokarte angeboten. (mit dpa)