Einwegmasken sind Alltag in der Corona-Krise. Doch sie hinterlassen bereits ihre Spuren in der Umwelt.
Die Expertin für Abfallressourcen-Wirtschaft Kerstin Kuchta erklärt, aus welchen Materialen der Mund-Nasen-Schutz besteht und wie er richtig entsorgt wird.
Warum der Wegwerf-Artikel problematisch für die Umwelt ist, schildert die Autorin Katarina Schickling.
Köln – Der Mund-Nasen-Schutz ist in der Corona-Krise zum ständigen Begleiter geworden. Doch was uns Menschen vor Covid-19 schützt, könnte zum Problem für die Umwelt werden. Denn die gebrauchten Masken landen überall: Sie liegen im Gleisbett der U-Bahn, auf dem Schotterweg im Park, auf den Bürgersteigen. Als Wegwerfprodukt gelangt die Einwegmaske in Straßengräben, in Flüsse und ins Meer.
Wie viele der Masken schon im Mittelmeer schwimmen, zeigen Bilder auf der Facebook-Seite der französischen Nichtregierungsorganisation „Opération Mer Propre“. Joffrey Peltier von der Organisation schreibt dazu: „Mit dem Wissen, dass zwei Milliarden Masken von der Regierung [gemeint ist die französische, Anm. der Redaktion] bestellt wurden, wird es hier im Mittelmeer bald mehr Masken als Quallen geben.“ Bei diesen Bildern werde schnell klar, dass dies problematisch für die Umwelt sei, sagt Autorin und Nachhaltigkeitsexpertin Katarina Schickling.
Masken können nicht recycelt werden
Warum die Masken umweltschädlich sind, wird deutlich, wenn man sich anschaut, aus was die Masken bestehen: Die Materialien seien nicht bei allen Einwegmasken identisch, erklärt Prof. Kerstin Kuchta, sie lehrt Abfallressourcen-Wirtschaft an der Technischen Universität Hamburg. „In der Regel sind sie aus einem Vlies, das aus Zellulose und Kunststoffen, zum Beispiel Polyolefinen, besteht. Dazu kommen Gummihalterungen für die Ohren und ein Clip an der Nase. Er ist manchmal aus Metall, meist aber aus Kunststoff.“ Recycelt werden können die Masken aus zwei Gründen nicht: Zum einen aufgrund der Hygiene, zum anderen sind solche Materialmixe nur sehr schwer recycelbar. Auch werden meist verschiedene Kunststoffe verwendet. „Der Aufwand der Trennung steht in keinem Verhältnis zu dem, was ich an Material aus den Masken gewinnen würde“, sagt Kuchta.
Gelangt eine Maske in den Fluss, in den Straßengraben oder ins Meer, löst sich der Zelluloseanteil relativ schnell auf und wird abgebaut. „Der Kunststoffanteil allerdings wird nur sehr, sehr langsam abgebaut. Aus dem Vlies bleibt ein Gespinst von Kunststoffen übrig. Sie brauchen Dekaden, wenn nicht sogar an die hundert Jahre, um sich zu zersetzen. Das ist genauso wie mit einer Plastiktüte, sie zerbricht in der Strömung in kleinere Plastikteilchen“, erklärt die Expertin. Landet die Maske im Meer, tritt noch ein weiteres Problem auf: Forscher haben herausgefunden, dass Schildkröten Plastikteilchen wegen ihrer Form, Farbe, aber auch wegen des Geruchs fälschlicherweise für Nahrung halten und deshalb den Müll fressen.
Entsorgung nur im Restmüll
Durch die Einwegmasken und die Corona-Pandemie könnte noch mehr Müll in die Meere gelangen, als es normalerweise der Fall ist. Das Wirtschaftsministerium hat im Frühjahr einen Bedarf von bis zu 12 Milliarden Einwegmasken pro Jahr errechnet. Das zusätzliche Müllaufkommen durch diese Menge an Masken und zusätzlicher Schutzkleidung läge bei 1,1 Millionen Tonnen, heißt es vom Hamburger Umweltinstitut. Das wären etwa sieben Prozent der gesamten Hausmüllmenge Deutschlands, die zusätzlich entstehen würden. Eine Menge, die nicht zu verschmerzen sei, findet Katarina Schickling. Im Zeichen der Corona-Krise sei der Plastikverbrauch gestiegen. Es sei kein gutes Signal für die Umwelt, wenn mehr Plastik verwendet werde. „Die EU versucht aus gutem Grund, viele Plastikartikel aus unserem Alltag zu verbannen“, sagt Schickling.
Wer eine Einwegmaske nutzt, sollte sie im Restmüll entsorgen. „In Deutschland wird der Restmüll verbrannt. Die Maske wird also nicht weiter sortiert und Menschen können nicht mit kontaminierten Masken belastet werden. Bei der Verbrennung werden definitiv alle Viren vernichtet.“ Die Energie aus der Verbrennung werde noch genutzt. „Zwar kann dies nicht die Herstellung der Maske aufwiegen, aber wir ziehen so noch etwas Gutes für die Gesellschaft aus den Materialien der Maske raus“, sagt Kuchta.
Mund-Nasen-Schutz aus Stoff ist nachhaltiger
Müllverbrennung ist für Katarina Schickling immer nur die zweite Wahl. Besser: den Müll gar nicht erst zu produzieren. „Die gute Alternative zu Einwegmasken sind wiederverwendbare Masken.“ Im Idealfall seien sie aus Stoffresten, die sowieso anfallen. Dann sei ihre Ökobilanz perfekt. Viele Schneidereien und kleine Modelabels bieten mittlerweile solche Masken an. Um den textilen Mund-Nasen-Schutz virenfrei und somit hygienisch nutzen zu können, muss er aus einem Stoff sein, der bei 60 Grad in der Maschine gewaschen werden kann.
Die Maske mit dem Bügeleisen oder im Backofen von Viren zu befreien, sei aus Nachhaltigkeitssicht nicht die beste Methode, sagt Schickling. „Es wird sehr viel Energie verbraucht, um den Stoff so heiß zu bekommen, dass wirklich Viren abgetötet werden.“ Ein weiterer negativer Aspekt: die Masken bleiben dreckig. Hautpartikel oder Schweiß, der beim Tragen in den Stoff eingebracht wird, lassen sich weder im Backofen noch mit dem Bügeleisen entfernen.
Umweltschonend reinigen
„Die umweltschonendste Methode die Maske zu reinigen, ist es, sie bei 60 Grad in der Waschmaschine in einer vollen Ladung mitzuwaschen“, sagt Schickling. Wer nicht so viele Masken besitze, um auf die nächste Wäscheladung zu warten, könne sie per Hand auskochen. Dazu am besten mehrere Masken in einen Topf legen und mit kochendem Wasser aus dem Wasserkocher übergießen.
Um den wiederverwendbaren Mund-Nasen-Schutz so virenfrei zu bekommen, muss er mindestens drei Minuten ausgekocht werden, heißt es in den anerkannten Verfahren für Desinfektion beim Robert Koch-Institut. Danach die Masken auswaschen und gut trocknen lassen. Wer den Mund-Nasen-Schutz nicht direkt nach dem Benutzen waschen kann, sollte ihn luftdicht verschlossen bis zur nächsten Wäsche aufbewahren.