„Faxen dicke!“Bürokauffrau lässt ihren Bewerbungs-Frust in Jobanzeige raus
Die Suche nach einem neuen Job kann oft belastend sein. Welche Frustration manch einen Bewerber dabei packt, zeigt nun ein Stellengesuch bei Ebay-Kleinanzeigen. Dort redet eine Bürokauffrau Tacheles – und zeigt damit Probleme von vielen Arbeitssuchenden auf.
Unternehmen antworten nicht einmal
„Bürokauffrau hat die Faxen dicke“ betitelt die Verfasserin ihre Anzeige, die seit dem Erscheinen am 19. April schon knapp 30.000 Mal geklickt worden ist. Die Frau aus Nordhessen ist wegen einer Firmenpleite „unverschuldet arbeitslos“ und sucht nach einem Vollzeit-Job.
Für sie sei es unverständlich, dass viele Firmen sich noch nicht einmal die Mühe machen würden, auf die Bewerbung zu antworten: „Was ist bitte so schwierig daran, meinetwegen 200 Bewerbern eine Serien-Absage per Mail zu verschicken?“ schreibt sie dort. Und wenn Absagen kommen würden, seien diese „verlogen“: „'Warum schreibt keine Firma: Tut mir leid, Sie gefallen dem Abteilungsleiter optisch nicht!' oder 'Ohje, Sie haben neben Büroarbeiten noch in 2 anderen Berufen gearbeitet - das schmälert Ihre Fähigkeiten enorm!‘“ regt sich die Bürokauffrau auf. Immerhin würden „diese blumig-verwelkten Formulierungen“ nicht dazu beitragen, dass man die Absage nicht trotzdem persönlich nehme.
Den perfekten Bewerber gibt es nicht
Auch das verlangte „übertriebene Selbstmarketing“ in den Bewerbungen nerve sie enorm. In den Stellenanzeigen würden außerdem so viele explizite Kenntnisse und Fähigkeiten verlangt, über die so gut wie niemand verfüge. Vieles würde man schließlich erst im Laufe der Zeit innerhalb des Jobs lernen – und erst dann würde sich herausstellen, ob jemand die perfekte Besetzung dafür sei. Aber diese Möglichkeit würden Firmen ausschließen und lieber monatelang auf den Wunsch-Bewerber warten.
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Ein weiterer Aufreger für die „Anfang 40“-Jährige, die auch einen Twitter-Account für ihre Job-Suche erstellt hat: Dass Bewerber immer so tun müssten, als hätten sie schon immer von einem Job bei genau jenem Unternehmen geträumt. „Es ist einem vollkommen egal, WO man arbeitet. (Halsabschneider usw. mal ausgenommen).“ Es geht den meisten erst einmal darum, einen vernünftigen Job zu bekommen.
Agentur für Arbeit ist keine Hilfe
Schließlich stellt sie noch die Unterstützung der Agentur für Arbeit in Frage: Dort würden Bewerbern oftmals alte oder nicht zum eigenen Profil passende Stellenanzeigen angeboten. „Da vermittelt vermutlich jedes Tierheim besser. Hat dort mal jemand einen Wellensittich bekommen, wenn er einen Golden Retriever wollte?“ lautet ihr Urteil.
Zum Schluss beschreibt sie dann ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in humorigen Worten: „Über mich: gelernte Bürokauffrau, zusätzlich Erfahrungen in den Bereichen: Grafikdesign und Internet/Online-Redaktion“ und fragt: „Welchem Unternehmen kann ich meine Bewerbung schicken, ohne 200 Mitbewerber mit Baustoffkenntnissen/perfekten Japanischkenntnissen (ich mag gebratene Asia-Nudeln, falls das hilft! ;-) /Jodeldiplom usw. zu haben?“
Aufmerksamkeit im Netz hat die Bewerberin mit ihrer Anzeige jedenfalls schon erregt. Es bleibt nur für sie zu hoffen, dass sich unter den Besuchern ihrer Kleinanzeige auch der ein oder andere Chef befindet. (chs)