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Mit zwei BeispielrechnungenFrührente und gleichzeitig weiterarbeiten – wann es sich lohnt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit Brille arbeitet zu Hause an seinen persönlichen Finanzen.

Im Januar 2023 ist die Hinzuverdienstgrenze für Rentnerinnen und Rentner entfallen.

Seit diesem Jahr können Ältere Frührente plus Gehalt beziehen. Zwei Modellrechnungen der Stiftung Warentest zeigen, wann sich das lohnt.

Die Hinzuverdienstgrenzen für Frührentner sind zum 1. Januar 2023 weggefallen. Seitdem dürfen sie unbegrenzt Geld dazu verdienen – ohne dass es ihre Rente schmälert. Das Magazin Finanztest der Stiftung Warentest hat in zwei Beispielfällen berechnet, wie sich Frührente plus Job auf das verfügbare Einkommen auswirkt. Das Ergebnis: Bis zur Regelaltersgrenze auf die Rente zu warten, lohnt sich eher nicht.

Der Wegfall der Hinzuverdienstgrenze soll den Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand flexibler gestalten. Das Verbrauchermagazin „Finanztest“ nennt dies in seiner Juli-Ausgabe eine „kleine Rentenrevolution“. Frührentner können ihren Job wie bisher ausüben, das regelt das Sozialrecht. Arbeitsrechtlich kann ihnen nicht verwert werden, in der bisherigen Firma weiterzuarbeiten.

Frührente: Sie lohnt sich nach 35 und 45 Versicherungsjahren

Wer auf 35 Versicherungsjahre kommt, sollte bereits über einen Antrag auf Frührente nachdenken. Hier gibt es zwar Abschläge auf die Rente, aber diese Abschläge können in Summe niedriger sein als der Einkommensbooster (Gehalt plus Rente) zu Beginn.

Modellrechnung 1 – Besserverdienerin mit 35 Versicherungsjahren

Die 1960 geborene Besserverdienerin in der Finanztest-Beispielrechnung kommt auf 35 Versicherungsjahre und hat immer überdurchschnittlich verdient – 2023 rund 3300 Euro netto pro Monat. Sie geht im September 2023 mit 63 Jahren in Frührente. Das bedeutet für sie – 1960 geboren – lebenslange Rentenabschläge von 12 Prozent. Sie beantragt die Rente trotz der Abschläge, hört aber erst auf zu arbeiten, wenn sie ihre Regelaltersgrenze im Januar 2027 erreicht.

In diesen drei Jahren und vier Monaten kann sie ihr verfügbares Einkommen nach Steuern und Sozialabgaben durch die bezogene Frührente – 1.186,93 Euro – um 47.477 Euro erhöhen. Ist der zusätzliche Einkommensbooster hoch genug, um langfristig die niedrigere Rentenzahlung nach Erreichen der Regelaltersrente zu rechtfertigen?

Laut den Experten von Finanztest ja, denn damit sich die reguläre Regelaltersrente lohnt, müsste die Beispiel-Arbeitnehmerin sie sehr lange beziehen. 164 Euro stünden ihr nach derzeitigen Werten bei der regulären Rente monatlich mehr zur Verfügung, also 1968 Euro jährlich. Erst nach 27 Jahren – im Alter von 90 Jahren – hätte sie die 47.477 Euro mehr aus dem vorzeitigen Rentenbeginn durch die höhere Regelaltersrente wieder reingeholt.

Finanztest: Frührente lohne sich bei 45 Versicherungsjahren immer

Wer auf 45 Versicherungsjahre kommt und das Mindestalter für die Frührente erreicht hat, sollte immer Frührente beantragen, so Finanztest. Denn das insgesamt verfügbare Einkommen ist bei vorzeitigem Rentenbezug deutlich höher.

Modellrechnung 2 – Normalverdiener mit 45 Versicherungsjahren

Der 1960 geborene Normalverdiener in der Finanztest-Beispielrechnung kommt auf 45 Versicherungsjahre und hat immer durchschnittlich verdient – 2023 rund 2360 Euro netto pro Monat. Er kann ab Januar 2025 mit 64 Jahren und vier Monaten Frührente ohne Abschläge beziehen. Er hört aber erst auf zu arbeiten, wenn er seine Regelaltersgrenze im Januar 2027 erreicht. Die Zeit des doppelten Einkommens bis zur Regelaltersgrenze mit 66 Jahren und vier Monaten ist etwas kürzer als bei der „Besserverdienerin“. Trotzdem ist die Option Frührente plus Job noch besser als im ersten Modellfall.

Sein verfügbares Einkommen nach Steuern und Sozialabgaben erhöht sich in der Zeit bis zur Regelaltersgrenze im Januar 2027 um 35.328 Euro – bei 1.472 Euro monatlich. 45 Euro stünden ihm nach derzeitigen Werten bei der regulären Rente monatlich mehr zur Verfügung, also 540 Euro jährlich. Hier lohnt sich der frühere Renteneintritt besonders, denn erst nach 65 Jahren – im unrealistischen Alter von 131 Jahren – hätte er die 35.328 Euro mehr aus dem vorzeitigen Rentenbeginn durch die höhere Regelaltersrente wieder reingeholt.

Modellfälle guter Indikator – Rentenberatung dennoch sinnvoll

Zwar lassen die Modellfälle keine allgemeingültigen Aussagen zu, sie sind aber ein guter Indikator. Um die individuellen Auswirkungen einer vorzeitigen Rente ausrechnen zu lassen, sei daher eine persönliche Rentenberatung sinnvoll. In bestimmten Fällen kann sogar ein Teilzeitjob von 50 Prozent plus Frührente ähnlich attraktiv sein wie das Arbeiten in Vollzeit bis zur Regelaltersgrenze, erklären die Experten von Finanztest.