Am AutomatenBei diesen Banken müssen Kunden mindestens 50 Euro abheben
Köln – Wer Bargeld braucht, der geht in der Regel zu einem Geldautomaten: 88 Prozent der Bundesbürger nutzen diesen Weg regelmäßig, um ihre Geldbörse wieder aufzufüllen, wie eine repräsentative Umfrage der GfK Nürnberg im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken zeigt. Die Mehrheit hebt dabei Beträge um die 100 Euro ab. Es gibt aber auch viele Kunden, die nur einen kleinen Betrag für den Kneipenabend oder den Einkauf benötigen. Das wird künftig schwieriger.
Denn immer mehr Geldinstitute führen für die Abhebung am Geldautomaten Mindestbeträge ein. Weniger als 50 Euro gibt es dann nur noch in Ausnahmefällen. So schauen ab dem 1. Juli auch die Kunden der ING-Diba in die Röhre, wenn sie weniger als 50 Euro abheben möchten. Kleinere Beträge werden nur noch in Ausnahmefällen ausgezahlt. Zuvor hatten dies bereits die DKB und die Commerzbank-Tochter Comdirect einen ebenso hohen Mindestabhebungsbetrag eingeführt.
„Just in time“-Kunden sind ein Ärgernis für Banken
Die Banken wollen nun also ihre Kunde erziehen: Jeder Achte zieht am Automaten weniger als 50 Euro. Bei den unter 30-Jährigen ist es sogar jeder Dritte. Laut einer Forsa-Umfrage heben viele Deutsche nur so viel Geld ab, wie sie voraussichtlich für den Abend oder Tag benötigen. Diese Kunden nennt man „Just in time“-Kunden. Und diese Art von Kunden ist teuer für die Banken.
50 Euro als Mindestbetrag für eine Abhebung schätzt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg für die Kunden so ein: „Für die meisten Verbraucher dürfte das zwar kein Problem sein.“ Allerdings gibt es auch Menschen, die sorgfältig rechnen müssen. „Sie sind nun unter Umständen gezwungen, mehr Geld abzuheben, als sie wollen“, sagt der Verbraucherschützer. Im Zweifel müssten betroffene Kunden ihr Verhalten umstellen. „Wer bisher jede Woche 20 Euro abgehoben hat, kann künftig auch alle zwei Wochen zum Geldautomaten gehen.“
Gerade Direktbanken zahlen für Auszahlungen an fremden Automaten
Die Bank erklärt diesen Schritt mit zu hohen Kosten durch Kleinstabhebungen: „Wir haben uns für diesen Schritt entschieden, weil wir für jede Abhebung Gebühren zahlen müssen", erklärt Zsófia Köhler, Pressesprecherin der Bank gegenüber der Berliner Morgenpost. Wenn häufig kleinere Beträge abgehoben würden, entstünden für die Bank höhere Kosten. Für Direktbanken ohne eigenes Filialnetz gehören die Auszahlungen an fremden Geldautomaten zu den größten Kostenfaktoren.
Die Erhöhung des Mindestabhebebetrag ist nicht die einzige Änderung, auf die ING-Diba-Kunden sich ab dem 1. Juli einstellen können. Ein Blick auf die aktuelle Preisliste verrät: Die Bank erhöht auch die Gebühren. Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick:
- Telefonische oder schriftliche Überweisungsaufträge für das Girokonto kosten bereits jetzt 2,50 Euro.
- Geldabheben am Automaten bleibt in allen Euro-Ländern kostenlos – aber es gibt einen Mindestbetrag: Künftig können Kunden der ING-DiBa nur noch Beträge ab 50 Euro abheben.
- Wer kleinere Beträge abheben will, muss jeden Monat 10 Euro zahlen
- Einzige Ausnahme: Liegt das Guthaben des Kunden unter 50 Euro, werden auch kleinere Beträge ausgezahlt.
- Wenn Sie Ihre ING-Diba-Kreditkarte für Glücksspiele in Casinos, Wettbüros oder bei Lotterien einsetzen, kostet das künftig drei Prozent je Umsatz. Mindestens werden 3,90 Euro fällig.
Schreiben der Bank nicht wegwerfen – auch wenn es wie Werbung aussieht
Viel können Kunden dagegen nicht tun – außer, sich nach einem Girokonto bei einem anderen Anbieter umzusehen. „Hier muss ich mir vorher erst einmal Gedanken darüber machen, was ich brauche und was nicht“, erklärt Nauhauser. Einige wichtige Fragen: Was kosten Giro- und/oder Kreditkarte? Wie viel Zinsen werden für die Überziehung des Kontos verlangt? Wie viele kostenlose Geldautomaten gibt es in der Nähe?
Grundsätzlich rät Nauhauser: „Werfen Sie Schreiben ihrer Bank nicht gleich weg, auch wenn sie auf den ersten Blick aussehen wie Werbung.“ Der Grund: Oft verstecken sich in solchen Briefen oder E-Mails Mitteilungen über Preisänderungen. In den Geschäftsbedingungen ist oft festgelegt, dass der Kunde nicht jede Änderung mit einer Unterschrift bestätigen muss. „Schweigen wird dann als Zustimmung gewertet.“
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Alternative: Abhebe-Service in Supermärkten und Tankstellen
Bankkunden können inzwischen auch im Supermarkt wie Rewe, Aldi oder auch bei Tankstellen wie Shell Geld abheben – bisher nutzen dies aber nur wenige regelmäßig. Der Betrag wird in bar aus der Ladenkasse ausgezahlt und per Lastschrift vom Konto abgebucht. Das zeigt die GfK-Umfrage auch. Demnach holen sich vier Prozent ihr Bargeld in der Regel an der Supermarktkasse. Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) suchen sich immer noch lieber einen Geldautomaten. (sar mit dpa)