Haare im LockdownWie man die eigene Frisur rettet – und was man besser lassen sollte
Köln – Ob in der Zoom-Konferenz, an der Supermarktschlange oder im Netz: Derzeit ist allerorten von Corona-Matten, Frisur-Chaos und Lockdown-Look die Rede. Das Wort „Flowbee“ scheint Hochkonjunktur zu haben. In einer Zeit, in der, ganz augenscheinlich, vor allem Männer unter den Friseur-Schließungen zu leiden haben, greift man schon mal zum Haarschneideraufsatz für den Staubsauger, zu Trimmern, anderen Rasierern und zur Schere, um selbst Hand anzulegen an der Frisur. Sollten wir das? Und wenn ja, wie genau? Zwei Friseurmeister aus Köln verraten, was man beim Haare selber schneiden beachten – und was tunlichst lassen sollte.
Während perfekt frisierte Promis im Lockdown hierzulande für Furore sorgen, verhalf George Clooney einem wenig glamourösen Gerät, dem Flowbee, kürzlich zu neuer Bekanntheit, als er dem Sender CBS verriet, dass er sein Haar nicht erst seit dem Lockdown, sondern schon seit 25 Jahren mit einer Art Saugroboter frisiert. Also mit einem Staubsaugeraufsatz, den es für verschiedene Haarlängen gibt, und der in einem Rutsch die Haare schneidet und sie auch gleich ansaugt, wodurch angeblich eine einheitliche Schnittlänge garantiert werden soll.
Er macht sie also selbst, die perfekte Frisur. Sollten wir ihm nacheifern, bis die Friseursalons wieder öffnen, und unsere Ponys und Konturen selbst schneiden? Den grauen Ansatz übertünchen? Das herausgewachsene Blond auffrischen? Auf keinen Fall! sagen Friseure wie Miriam Wolff und Markus Schmitz vom Salon „Miriam Wolff. Friseur und Kunstraum" aus Köln, die wie all ihre Kolleginnen und Kollegen landesweit wohl existenzieller unter dem Lockdown leiden als ihre Kundschaft. Wir haben die Haarprofis um Tipps rund ums selber schneiden, stylen und färben gebeten.
Wichtig ist Miriam Wolff und Markus Schmitz, dass weder Kunden noch Kollegen zur Schwarzarbeit animieren: „Es sind nur Haare, wir sehen momentan doch alle wild aus“, sagt Miriam Wolff und ermahnt zur strikten Friseur-Abstinenz. Nicht zuletzt werden Verstöße hart geahndet. Mindestens 250 Euro werden für beide Seiten fällig, bei wiederholtem Vergehen bis zu 2500 Euro. Auch einig sind sich die Haar-Profis, dass der Griff zu Schere und Rasierer keine gute Wahl ist. „Mit einem guten Ausgangs-Schnitt und Styling-Produkten wie Gel, Wachs und Puder kann jede und jeder Corona überstehen.“ Und dann gibt’s ja zu dieser Jahreszeit auch noch hübsche Hüte, Kappen, Mützen.
All diejenigen, die es trotz aller Warnung von den Profis nicht abwarten können, sollten folgende Dos und Don‘ts beherzigen:
Tipps für Frauen von Miriam Wolff
Schneiden: Niemals selbst die Haare schneiden und schon gar nicht mit Küchen-, Bastel- oder Nagelscheren! Die Küchenschere ist für den Friseurbedarf viel zu groß, Bastelscheren zu stumpf. Grobe Schnittkanten und Fehler beim Schneiden sind damit unvermeidbar. Im Internet finden sich zwar diverse Anleitungen und Videos, aber von diesen Tutorials sollte man die Finger lassen. „Ganz schlecht: Tipps, wie die Haare zu einem Pferdeschwanz zu binden und dann abzuschneiden, um eine Stufenfrisur zu erhalten. Das wird nichts“, mahnt Friseurmeisterin Miriam Wolff. Wenn überhaupt, sollte man den Partner, die Freundin oder Tochter bitten, beim Schnitt etwa des Ponys oder der Längen zu helfen, denn eine zweite Person hat eine bessere Perspektive auf die Gesamtfrisur. Wichtig ist, die Haare abzuteilen und keine geraden Schnitte zu machen. Miriam Wolff: „Die Schere hält man am besten horizontal und pointiert ins Haar.“ Auch wichtig: Locken sollten im trockenen Zustand, glatte Haare feucht geschnitten werden.
Färben: „Finger weg von Blondierungen und Strähnen, sie sind die Königsdisziplin und selbst für uns ausgebildeten Friseurmeisterinnen eine trickreiche Angelegenheit“, sagt Miriam Wolff. Dabei kann viel schiefgehen. So passiere es beim Selberfärben nicht selten, dass das Ergebnis orange oder grün ausfällt, da hilft nur noch der Griff in die Karnevalskiste – zur Perücke. Auch beim Färben dunkler Haare sollten Pannen vermieden werden, indem man sich telefonisch von seiner Friseurin oder seinem Friseur beraten lässt. Viele Salons bieten momentan auch Farb-Lieferservices samt Anleitung für zu Hause an. Wichtig: Die Farbe am besten von einer zweiten Person auftragen lassen und immer nur am Ansatz, die Farbe niemals in die Längen ziehen. Miriam Wolff: „Immer eine bessere Wahl: Ansatzsprays und Ansatzpuder vom Friseursalon oder aus der Drogerie, auch Lidschatten oder – bei dunklem Haar - Mascara können zur Überbrückung helfen.“
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Styling-Alternativen: Hüte, Mützen, Pferdeschwänze, Zöpfe und Dutts, Tücher oder Flechtfrisuren können die Übergangszeit bis zum nächsten Friseurbesuch verschönern. „Fast jeder gute Ausgangschnitt kann auch nach vielen Wochen noch schön gestylt werden“, sagt Miriam Wolff. Auch nicht schlecht: der Lockenstab.
Tipps für Männer von Markus Schmitz
Schneiden: Mehr noch als Frauen sollten Männer die Finger von der Schere lassen. „Was Frisuren betrifft, traue ich keinem Mann zu, richtig mit der Schere umgehen zu können“, sagt Friseurmeister Markus Schmitz und empfiehlt Männern mit längerem Haarschnitt, die Corona-Frisur stehen, die Haare also wachsen zu lassen. Denn: „Mit den richtigen Produkten bekommt man beinahe alle Haare unter Kontrolle.“ Beim Fixieren etwa helfen feste Pomaden, für einen lockeren Schnitt benutzt man am besten einen Clay, also eine feste Paste, die das Haar stabilisiert aber nicht zubetoniert. „Ölbasierte Pomaden können mehrfach durchgekämmt und nachgestylt werden – wasserbasierte werden fest“, sagt Schmitz.
Rasieren: Markus Schmitz` Tipp Nummer eins: „Herrschaften, denkt daran, dass ihr euch im Spiegel spiegelverkehrt anschaut.“ Nicht selten hat der Friseurmeister nämlich mit „Haarunfällen“ zu tun, die genau daher rühren, dass Männer in die falsche Richtung rasiert haben. Tipp Nummer zwei und drei: Nie ohne Trimmer-Aufsatz rasieren, der sollte zudem möglichst groß, also etwa sechs Millimeter sein. Und am besten nicht selbst rasieren, eine zweite Person erzielt immer eine bessere Symmetrie.
Auch wichtig: „Die Haare haben verschiedene Wuchsrichtungen, weshalb man in alle vier Himmelsrichtungen rasieren sollte, um Sträußchen zu vermeiden“, sagt Schmitz. Prinzipiell gilt: Mit Bedacht von unten nach oben rasieren, also vom Nacken an den Schädel nach oben „entlangfahren“ und sobald man an die ei-förmige Schädelrundung gelangt, den Trimmer vom Schädel weg, nach oben ziehen. So erreicht man, dass die Haare am Oberkopf ein wenig länger bleiben, der Kopf dadurch etwas runder, die Frisur professioneller aussieht. Auch wichtig ist, dass man um das Ohr herum ruhig etwas fester ansetzt, um keine Härchen stehen zu lassen. Schließlich sollten die Haare immer im trockenen Zustand getrimmt werden, da dann der Rasierer besser greift.