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Verfolgt auf Schritt und TrittSo wehren Sie sich gegen App-Überwachung

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau sitzt auf dem Sofa und schaut auf ihr Smartphone.

Vorsicht bei Apps: Zugriffsrechte auf sensible Daten wie den Standort gewährt man besser nur, wenn die jeweilige Berechtigung für die Nutzung zwingend notwendig ist.

Viele App-Anbieter treiben Handel mit Nutzerdaten. Vor allem die Standortverfolgung ist problematisch.

Wir wissen es seit langem: Ob eine App kostenlos ist oder nicht, ist zweitrangig, denn meist zahlt man mit seinen eigenen Daten. Das stört den einen mehr, den anderen weniger, doch wenn man dann erfährt, dass man zum gläsernen Nutzer gemacht wird und andere damit viel Geld verdienen, ist es mit der Gelassenheit vorbei. Der Bayerische Rundfunk hat jetzt gemeinsam mit netzpolitik.org und anderen Partnermedien ein weiteres Mal belegt, dass viele Apps mehr über ihre Nutzerinnen und Nutzer verraten, als diesen lieb sein kann. Millionen Menschen, darunter fast 800.000 aus Deutschland, seien betroffen.

Steffen Haubner

Steffen Haubner

schreibt als Journalist über Technik- und Medienthemen...

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Konkret geht es um Standortdaten, also mal mehr, mal weniger detaillierte Aufzeichnungen, welche Wege man zurückgelegt hat – nicht im Netz, sondern im realen Leben, auf dem Weg zur Arbeit und zum Arzt, bei Einkäufen oder bei privaten Ausflügen. Mutmaßliche Quelle sind rund 40.000 Apps für Apple- und Android-Geräte, deren Anbieter Nutzerprofile erstellen und die Informationen an Zwischenhändler liefern, die sie dann ganz legal weiterverkaufen. Denn in aller Regel hat man den Datenschutzbestimmungen zugestimmt, laut denen etwa die App von „Wetter Online“ Informationen an mehr als 800 Firmen in aller Welt weitergeben darf. Was die damit machen? Wer weiß das schon so genau. Und dann ist da noch die Gefahr, dass Datenbroker wie Data Stream oder Gravy Analytics selbst Opfer von Hackerangriffen werden.

iPhone: So verhindern Sie, dass ihr Standort weitergegeben wird

Auf dem iPhone gehen Sie in die Einstellungen und tippen auf „Datenschutz & Sicherheit“ und „Ortungsdienste“. Sie können nun über den Hauptschalter ganz oben die Ortungsdienste ganz deaktivieren. Damit stehen Ihnen aber bestimmte Dienste nicht mehr zur Verfügung, etwa Navigationsfunktionen, die Streckenerfassung von Fitness-Apps oder die Möglichkeit, Restaurants in der näheren Umgebung zu suchen. Laut Apple können die Standortdaten aber weiterhin für Notrufe verwendet werden. Tippen Sie im Zweifel auf „Über Ortungsdienste und Datenschutz“, um Näheres über die damit verknüpften Funktionen zu erfahren.

Sinnvoller als eine komplette Deaktivierung ist es oft, etwas weiter unten für jede einzelne App festzulegen, ob, wann und wie genau sie den aktuellen Standort erfassen darf. Gerade die präzise Erfassung kann problematisch sein, da so nämlich auch Ihre genaue Wohnadresse oder Ihr Arbeitsplatz ermittelbar sind. Tippen Sie auf die jeweilige App und setzen unter „Zugriff auf Standort erlauben“ einen Haken bei „Nie“. Meist können Sie auch noch entscheiden, ob der genaue – im Gegensatz zum ungefähren – Standort erfasst werden darf. Bei Taxi-Apps ist der genaue Standort sicher wichtig, bei Wetter-Apps eher nicht. Auf dem iPad finden Sie die gleichen Optionen unter „Datenschutz & Sicherheit“ und „Standort“.

Android: So verhindern Sie, dass ihr Standort weitergegeben wird

Auch bei Android-Geräten führt der Weg über die Einstellungen, und zwar über „Standort“. Von Modell zu Modell weichen die Bezeichnungen etwas ab. Sie können „Standort verwenden“ ganz deaktivieren. Unter „Standortdienste“ sollten Sie aber unbedingt „Emergency Standortdienst“ oder „Notfall-Standortdienst“ aktiviert lassen. Das Gerät verwendet diese Funktion nur, wenn eine Notnummer angerufen oder eine SMS dorthin gesendet wird.

Tippen Sie unter „Standort“ auf „Berechtigung zur Standortermittlung“. Dort können Sie bestimmen, wann die jeweilige App ermitteln darf, wo Sie gerade sind. Sie finden dort auch Hinweise darauf, ob die diese Daten weitergegeben werden dürfen. Bei vielen Apps ist das nicht verhandelbar. Tippen Sie auf den entsprechenden Hinweis, um zu erfahren, wozu Ihre Daten verwendet werden. Sind Sie damit nicht einverstanden, bleibt Ihnen nur, die App zu deinstallieren und sich eine Alternative zu suchen.

Über Android sammelt Google fleißig Daten

Hinter Android steht Google, was das Thema Datenschutz noch einmal verschärft. Setzen Sie sich unter „Standortdienste“ daher etwas eingehender mit „Google-Standortfreigabe“ und „Google-Standortverlauf“ auseinander. Ist letzterer aktiviert, werden von Ihnen besuchte Orte sogar dann erfasst, wenn Sie aktuell gar keinen Google-Dienst nutzen.

Über „Verlauf verwalten“ können Sie Einstellungen zur „Zeitachse“ abrufen und gespeicherte Informationen löschen. Tippen Sie unter „Berechtigungen zur Standortermittlung“ auf die drei Punkte oben rechts und „System-Apps anzeigen“. Unterbinden Sie auch hier die Standortbestimmung, wenn es Ihnen nicht einleuchtet, warum Sie Google Zugriff darauf gewähren sollten.

Hinweise darüber, was Google über Sie weiß, finden Sie über jeden Webbrowser unter der Adresse myactivity.google.com. Eine Garantie dafür, dass Sie tatsächlich nicht mehr „getrackt“ werden, ist all das aber leider nicht. Aber man muss es den Datensammlern ja nicht einfacher machen als nötig.