Hochbegabte Studenten„Man merkt, dass man anders ist“

Alica Mohnert in der Kölner Zentralbibliothek.
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Köln – Eigentlich fing alles mit einem Japanischkurs an. „Mit 14 hatte ich mir in den Kopf gesetzt, Japanisch zu lernen. Aber der Sprachkurs wurde speziell gefördert, man verlangte einen Intelligenztest – also habe ich den gemacht“, erzählt Alica Mohnert. Das Ergebnis: Mohnert ist hochbegabt, ihr IQ liegt über 130.
Nur zwei Prozent aller Menschen weltweit erreichen dieses Ergebnis. Japanisch blieb nicht die einzige Sprache, die die Kölner Jura-Studentin lernte. Mittlerweile beherrscht sie zwölf Idiome, darunter auch Chinesisch, Türkisch und Russisch.
Mensa ist weltweit aktiv und hat in Deutschland 12.000 Mitglieder, in Köln sind es 259. Köln ist damit die viertgrößten Ortsgruppe.
Um Mitglied zu werden, müssen Kandidaten einen anerkannten IQ-Test vorlegen.
Das nächste Jahrestreffen findet in der Zeit vom 22. bis 26 April in Köln statt, zu dem auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind. Das Programm umfasst Workshops, Vorträge und Ausflüge. Weitere Infos im Internet.
Fürs Studium zog die 27-Jährige nach Köln. An der Kölner Uni sah sie in den ersten Semesterwochen ein Poster von Mensa Deutschland, einem Verein von und für Hochbegabte. Seitdem ist Mohnert begeistertes Mensa-Mitglied. „Mittlerweile sind die meisten meiner Freunde Mensaner“, sagt sie.
Außer den Stammtischen werden viele Cocktail-Abende, Pokerrunden und Tanztreffs organisiert. Gut gefallen Mohnert die „Mind-Akademien“, in denen über ein Wochenende Vorträge und Workshops veranstaltet werden. In einem „Lounge-Bereich“ kann zudem frei diskutiert werden. „Beim letzten Mal haben wir bis spät in die Nacht über Gottesbeweise geredet.“ Zusätzlich veranstaltet der Verein regelmäßig einen „Tag der Intelligenz“. So soll auf den Hochbegabten-Verein aufmerksam gemacht werden.
Negative Folgen
Zwar ist das Thema „Hochbegabung“ heute in der Öffentlichkeit bekannter als noch vor ein paar Jahren. Gerade Kinder und Jugendliche mit hohem IQ werden oft früh erkannt. Dennoch gebe es noch viele Menschen, die nichts von ihrer Hochbegabung wissen. Das könne negative Folgen haben, so Mohnert. „Hochbegabung bedeutet, nicht nur schneller zu denken, sondern auch anders zu denken.“
Erhard Schulz erfuhr erst mit 43 von seiner Hochbegabung. Heute engagiert er sich aktiv im Mensa-Verein. „Für Hochbegabte ist es wichtig, Gleichgesinnte zu treffen“, sagt er. Schulz habe sich jahrelang von seiner Umgebung unverstanden gefühlt: „Man merkt, dass man irgendwie anders ist, anders denkt, und von anderen nicht verstanden wird. Da glaubt man schnell, man sei doof“, sagt er. „Als ich das erste Mal bei einem Mensa-Stammtisch war, und andere traf, die so verquer dachten wie ich, war das ein Aha-Erlebnis.“
Mehr aufklären
Die Außenwahrnehmung von Hochbegabten sei mitunter von Klischees geprägt. „Oft wird angenommen, dass mit der Hochbegabung automatisch Defizite einhergehen, vor allem im sozialen Bereich“, sagt Mohnert. Manche der hochbegabten Mensa-Mitglieder trauen sich daher nicht, sich gegenüber ihren Arbeitskollegen und Freunden zu outen. Gerade am Arbeitsplatz könne das negative Folgen haben: „Manchen Hochbegabten wird dann besonders viel Arbeit aufgebürdet“, sagt Mohnert. Oft fühlten sich Kollegen zurückgesetzt oder versuchten zu beweisen, dass der Hochbegabte gar nicht so schlau ist.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Akzeptanz gegenüber Hochbegabten zunimmt. „Außerdem ist es wichtig, dass Vereine wie Mensa bekannter werden, denn bisher ist nur ein Bruchteil der Hochbegabten in Deutschland Mitglied“, sagt Mohnert. Sie selbst will als Referatsleiterin für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins aktiv werden. Erklärtes Ziel sind mehr Kooperationen mit Stiftungen und Bildungswerken, um Geld zu sammeln und die öffentliche Wahrnehmung der Hochbegabten zu verbessern.