ChatGPT kann Texte analysieren und Gespräche führen und hat einen Hype ausgelöst. Aber können solche Technologien menschliche Kommunikation wirklich ersetzen? Was Sie über den Stand der Technik wissen sollten.
Hype um ChatGPTDieser Chatbot verblüfft sogar KI-Experten – was er alles kann
Ein Computerprogramm, das Antworten gibt wie ein Mensch und mit dem man sogar Gespräche führen kann. Diese Zukunftsvision ist Realität geworden. Im Zentrum des Interesses steht das Programm ChatGPT. Unfehlbar ist der Chatbot aber nicht. Und es gibt auch deutliche Kritik an der Technologie.
Was ist ein Chatbot?
Ein Chatbot ist ein Sprachverarbeitungsprogramm, das mit Hilfe künstlicher Intelligenz Fragen beantworten und reale Gespräche simulieren kann. Aktuell werden Chatbots unter anderem auf Webseiten von Unternehmen eingesetzt, um auf diese Weise ohne Personalaufwand rund um die Uhr Kundenfragen zu beantworten. Chatbots werden mit den notwendigen Informationen gefüttert und vearbeiten sie so flexibel, dass man ihre Antworten kaum von denen menschlicher Gesprächspartner unterscheiden kann.
Was steckt hinter ChatGPT?
Das ChatGPT zugrundliegende GPT-3 ist ein „Large Language Model“, ein „großes Sprachmodell“, das kürzlich von OpenAI, einer gemeinnützigen Forschungsorganisation für künstliche Intelligenz (KI, englisch AI) mit Sitz in San Francisco vorgestellt wurde. Einer der Gründer ist der Multimilliardär Elon Musk, der die Organisation verlassen hat, aber neben dem Microsoft-Konzern zu den Geldgebern zählt. Zu den Produkten der Organisation gehört auch der Bildgenerator DALL-E. GPT-3 ist das jüngste einer Reihe von KI-Systemen, die man als „Generative Pre-Trained Transformer“ bezeichnet. Auf der Grundlage von „Deep Learning“, also der Verarbeitung riesiger Datenmengen, können GPTs Texte analysieren und selbst erzeugen. GPTs werden von Menschen trainiert und lernen bei jeder Interaktion dazu, auch jenen mit Nutzern. Durch das Chat-Format kann ChatGPT direkt auf Fragen antworten.
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Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?
Weiterentwickelte Programme wie ChatGPT können selbständig Texte erzeugen und sogar Gedichte und Kurzgeschichten verfassen, deren künstlerischer Wert allerdings eher zweifelhaft ist. Von der KI geschriebene Artikel sind aber nur noch schwer von menschengemachten Texten zu unterscheiden. GPTs können auch Aufgaben ausführen, für die sie nie explizit geschult wurden, wie das Summieren von Zahlen, das Entschlüsseln von unbekannten Wörtern in einem Satz oder das Schreiben von Programmier-Codes.
Ausgezeichnet geeignet ist ChatGPT etwa für Fleißaufgaben wie das Programmieren einfacher Anwendungen, beispielsweise in der Programmiersprache JavaScript für Webseiten. Man kann ChatGPT auch als Suchmaschine verwenden, die anders als Google nicht nur Links, sondern verständlich formulierte Antworten gibt. Letztlich sind die Ergebnisse aber immer abhängig von den Informationen, die dem System vorher zugänglich gemacht wurden.
Was sagt ChatGPT selbst zu seinen Funktionen?
Fragt man ChatGPT nach seinen Aufgaben und Funktionen, erhält man folgende Antwort: „Ich bin in erster Linie dazu da, Benutzern bei ihren Fragen und Anliegen zu helfen. Ich kann Informationen bereitstellen, Fragen beantworten und sogar kleine Gespräche führen. Meine Fähigkeiten können in vielen Bereichen eingesetzt werden, von der Kundenbetreuung über die Unterstützung bei Schulaufgaben bis hin zur Unterhaltung. Im Grunde kann ich dazu beitragen, die menschliche Kommunikation zu erleichtern und zu verbessern.“
Woher kommen die Informationen, auf denen die Konversation beruht?
In das ChatGPT-System werden aktuell fünf Datensätze eingespeist: Common Crawl, WebText2, Books1, Books2 und Wikipedia. Das Web-Archiv der gemeinnützigen Organisation Common Crawl beruht auf Petabytes an Daten, die seit 2011 im Internet gesammelt werden. Das geschieht durch so genannte „Crawler“, wie sie auch von Suchmaschinen für das Sammeln von Informationen aus dem World Wide Web verwendet werden. Laut Aussage von Elon Musk wurden auch Daten von Twitter von ChatGPT ausgewertet. Dies habe er aber einstweilig unterbunden.
Welche Kritik gibt es an der Technologie?
ChatGPT erzeugt mitunter „plausibel klingende, aber falsche oder unsinnige Antworten“, wie OpenAI selbst einräumt. „GPT-3 denkt sich offensichtlich Informationen aus, so dass sie zum erfragten Muster passen“, schreibt die KI-Expertin Tina Nord in ihrem Blog www.lernen-wie-maschinen.ai. Dazu komme, „dass das Modell bei längeren Texten anfängt, dieselben Inhalte stetig zu wiederholen und keine neuen Informationen zu ergänzen.“
Verlässlich sind die Antworten also nicht. Ein weiterer sensibler Punkt sind laut Nord die verwendeten Datensätze, die auch Vorurteile beinhalten und Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Rasse oder Religion diskriminieren können. Durch GPT-3 erzeugte Inhalte sollten daher auf keinen Fall ohne Lektorat und Faktencheck veröffentlicht werden. Das Training von Deep-Learning-Modellen verbraucht außerdem sehr viel Energie.
Kann ChatGPT bewusst die Unwahrheit sagen?
Tatsächlich sind die Antworten oft fehlerbehaftet. So betont ChatGPT, dass es keine Informationen darüber habe, dass Elon Musk Twitter kürzlich gekauft habe. Bewusst die Unwahrheit sagen könne es aber nicht: „Ich habe keine persönlichen Meinungen oder Motive und kann daher nicht bewusst lügen. Meine Antworten basieren immer auf Fakten und Informationen, die ich aus meinem internen Wissensschatz ziehe.“
Kann ChatGPT sich selbst korrigieren?
Ja. Provoziert man etwa eine falsche Antwort durch eine sinnlose Frage wie „Fährt ein Zug nachmittags schneller als auf Schienen?“, antwortet das Programm: „Ich glaube nicht, dass der Zug schneller fahren kann, wenn er auf Schienen fährt. Ein Zug bewegt sich auf Schienen und ist auf diese Weise in seiner Geschwindigkeit begrenzt. Ob er mittags oder zu einer anderen Tageszeit fährt, hat keinen Einfluss auf seine Geschwindigkeit.“
Nach dem Hinweis, dass der erste Satz der Antwort Unfug ist, antwortet ChatGPT: „Sie haben vollkommen recht. Meine Antwort war unpräzise und irreführend. Ein Zug fährt immer auf Schienen und kann daher nicht schneller fahren, indem er von Schienen auf eine andere Unterlage wechselt. Ich entschuldige mich für die Verwirrung, die meine Antwort möglicherweise verursacht haben mag.“
Werden Schriftsteller oder Journalisten bald überflüssig?
Einfache, standardisierte Nachrichten könnte ein GPT sicher erzeugen, sofern man die dafür nötigen korrekten Informationen einspeist. ChatGPT antwortet auf diese Frage: „Meine Fähigkeiten sind darauf ausgelegt, Benutzern bei ihren Fragen und Anliegen zu helfen und die menschliche Kommunikation zu erleichtern, aber ich bin nicht in der Lage, originäre Geschichten zu erzählen oder journalistische Arbeit zu leisten. Schriftsteller und Journalisten bringen ihre eigenen Perspektiven und Ideen ein und können Dinge auf eine Art und Weise ausdrücken, die ich nicht kann. Sie sind unersetzlich für die Bereiche, in denen sie tätig sind.“
Kann man ChatGPT selbst ausprobieren?
Ja, das ist momentan kostenfrei möglich. ChatGPT beherrscht diverse Sprachen, darunter auch Deutsch. Unter https://openai.com/blog/chatgpt/ klickt man auf den Link „TRY CHATGPT“ und legt ein Nutzerkonto an. Dazu muss man Mail-Adresse und eine Mobilfunknummer angeben. Nach der Bestätigung per Mail kann man sich einloggen und mit dem Programm kommunizieren. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass die Eingaben in den Datenschatz von ChatGPT einfließen und unter Umständen von menschlichen Mitarbeitern gelesen werden. Der Datenschutz ist nicht gewährleistet.