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Keine Lust zu arbeitenDiese Tricks können die Freude am Job zurückbringen

Lesezeit 4 Minuten

Ein bisschen Spaß muss sein – auch im Job.

Es kann die Personalerin sein, die sich tiefer ins Arbeitsrecht einarbeitet als nötig, weil sie eine Leidenschaft für Jura hat. Oder die Krankenschwester, die ihre Schichten mit denen ihrer Lieblingskollegen zusammenlegt und nun wieder gerne zur Arbeit geht. Oder auch der Koch, der sich als Künstler sieht, seitdem er die Gerichte kreativ auf dem Teller anrichtet. Diese Personen wissen es vielleicht nicht: Doch sie alle wenden dieselbe Technik an. „Job Crafting“ oder „aktive Arbeitsplatzgestaltung“ nennt es sich, wenn Menschen kleine Änderungen an ihrem Job vornehmen.

„Die Wirkung kann erheblich sein: Wer die Spielräume innerhalb seiner Tätigkeit erkennt, bekommt ein stärkeres Gefühl der Selbstbestimmung“, sagt Psychologin und Sachbuchautorin Ilona Bürgel. „Das kann Stress reduzieren und Burn-out vorbeugen.“ Und: Wer mehr Spaß an der Arbeit hat, ist automatisch engagierter und oft erfolgreicher.

Schon kleine Veränderungen bringen große Wirkungen

So glauben manche sogar, dass sich Job Crafting zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt. „Die Arbeitnehmer der Zukunft suchen nicht nach einem perfekt designten Job - sie möchten ihn anhand ihrer persönlichen Stärken und Interessen mitgestalten“, sagt Eva B. Müller. Sie war viele Jahre als Führungskraft in internationalen Unternehmen tätig und arbeitet nun als Autorin, Beraterin und Trainerin in den Bereichen Führung und Kommunikation.

Die Veränderungen, die Job Crafter an ihrer Tätigkeit vornehmen, müssen nicht groß sein. „Es geht schließlich nicht um Revolution sondern um Evolution“, sagt Bürgel. Wer die Gleitzeit ausnutzt, um seiner Langschläfer-Neigung nachzukommen oder sich ein neues Ablagesystem für seine Dokumente ausdenkt, muss noch nicht einmal den Vorgesetzten um Erlaubnis fragen. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, welche Art von Job Crafting in Frage kommt.

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Vier Stellschrauben können gedreht werden

Experten teilen die möglichen Stellschrauben in vier Gruppen ein: „Erstens: Was arbeite ich? Damit sind die Aufgaben gemeint. Zweitens: Mit wem arbeite ich? Das können Kollegen oder Kunden sein. Und drittens: Wie sehe ich meinen Job? Dabei geht es um die innere Haltung“, zählt Organisationsberaterin Frauke Schmid-Peter auf. Als eine vierte Stellschraube sieht sie die Frage: „Wo und wann arbeite ich?“. Kontext, Arbeitsplatz und Arbeitszeiten wären dafür Beispiele.

Aufgaben aufschreiben und analysieren

Um strukturiert Job Crafting zu betreiben, rät Schmid-Peter dazu, sich über einen längeren Zeitraum hinweg alle Aufgaben aufzuschreiben, die im Arbeitsalltag anfallen. Dann kann man darüber nachdenken, welche einem Freude bereiten - und welche eher Energie rauben. „Bei unliebsamen Tätigkeiten sollten Arbeitnehmer versuchen, diese zu reduzieren oder schauen, ob es Kollegen gibt, denen diese Aufgaben mehr liegen. Vielleicht will ja jemand tauschen“, erklärt Schmid-Peter.

Eigene Stärken herausfinden

Psychologin Bürgel hält es außerdem für sinnvoll, sich bewusst zu machen, was die eigenen Stärken sind. Jemand der besonders neugierig ist, kann sich zum Beispiel in ein Team einbringen, das im Unternehmen neue Software als erstes nutzt. Arbeitnehmer, die gerne anderen etwas beibringen, haben möglicherweise Spaß daran, bei der Einarbeitung neuer Kollegen zu helfen.

Welche Kollegen mag man?

Zur Frage „Mit wem arbeite ich?“ empfiehlt Organisationsberaterin Schmid-Peter, sich bewusst zu machen, mit welchen Kollegen man gerne zusammenarbeitet. „Vielleicht gibt es die Möglichkeit, stärker gemeinsam an Projekten zu arbeiten - oder zumindest häufiger zusammen Mittag zu essen.“

Innere Haltung ändern

Wenn Arbeitnehmer die innere Haltung verändern, mit der sie an ihren Job herangehen, spricht Beraterin Müller von einem „mental shift“, von einer mentalen Verschiebung. Dabei werde dem Beruf oder einzelnen Aufgaben ein ganz besonderer Sinn zugeschrieben. „Ein Rettungssanitäter, der zu sehr über die negativen Aspekte seiner Arbeit nachdenkt, kann sich wieder mentale und körperliche Ressourcen beschaffen, indem er sich vor Augen führt, dass seine Arbeit vielen Menschen hilft“, erklärt Müller.

Das sollten Job-Crafter beachten

Arbeitnehmer sollten aber immer beachten: Wenn die Veränderungen, die sie vornehmen, auch andere betreffen, ist es klug, sich mit Kollegen und Vorgesetzten abzusprechen. „Wer einen neuen Kundenkreis möchte, braucht sogar die Unterstützung von oben“, sagt Autorin Bürgel. Führungskräfte müssten außerdem sicherstellen, dass die Pläne des Angestellten nicht im Gegensatz zu den Unternehmenszielen stehen.

Und obwohl die langfristigen Folgen von Job Crafting oft positiv sind, weist Müller darauf hin, dass es kurzfristig zu Stress führen kann - verursacht durch zusätzliche oder unbekannte Tätigkeiten, oder auch durch neue Sozialkontakte. Doch Müller kann beruhigen: „Das ist ein ganz normaler Vorgang, wenn Menschen neue Dinge lernen und ausprobieren.“ (dpa)