AboAbonnieren

Wegen Corona-PandemieWechsel der Kfz-Versicherung kann mehrere Hundert Euro sparen

Lesezeit 5 Minuten
Symbolbild Kfz-Versicherung

Bei der Kfz-Versicherung lässt sich viel Geld sparen.

  1. Wie in jedem Jahr fangen die Kfz-Versicherer im Herbst verstärkt an, um Neukunden zu werden.
  2. Der 30. November ist der Stichtag, bis zu dem der Großteil der Tarife gekündigt sein muss, um einen neuen buchen zu können.
  3. Der Wechsel könnte sich in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie besonders lohnen. Neben dem Preis sollte man allerdings auch auf andere Sachen achten.

Berlin/Köln – Autohalter werden in diesen Tagen immer wieder animiert, ihre Kfz-Versicherung zu wechseln. Denn Stichtag, um die alte fristgemäß zu kündigen, ist meist der 30. November. Der Abschluss einer neuen Versicherung kann sich immer lohnen – in diesem Jahr aber besonders, wie die Zeitschrift „Finanztest“ (Ausgabe 11/2020) in einem Vergleich von 160 Tarifen herausgefunden hat. Der Grund dafür ist die Corona-Pandemie. So kann man durch einen Wechsel der Kfz-Versicherung in diesem Jahr mehrere Hundert Euro sparen.

Mit der Pandemie hat sich auch die Mobilität der Menschen verändert. Einige Arbeitnehmende nutzen ihr Auto nun deutlich seltener, weil sie im Homeoffice arbeiten und sich den täglichen Arbeitsweg sparen. Andere nutzen ihr Auto öfter, weil sie aufgrund des Coronavirus nur noch ungern mit Bus und Bahn unterwegs sind. Die eingesparten Kilometer sollten der Versicherung gemeldet werden, sie können nämlich auch zu eingespartem Geld führen. Auf der anderen Seite sollten allerdings auch die mehr gefahrenen Kilometer gemeldet werden. Und möchte man den Tarif wechseln, sollte beides ebenfalls in die Suche nach der neuen Versicherung mit einbezogen werden.

Weniger Unfälle: Versicherer sparen Geld

Insgesamt hat die Corona-Pandemie bislang für weniger Verkehr auf den Straßen gesorgt. Das Statistische Bundesamt registrierte für das erste Halbjahr 18,3 Prozent weniger Verkehrsunfälle als im Vorjahreszeitraum und insgesamt so wenig wie seit 1998 nicht mehr. Auch den Versicherern fiel das auf. So registrierte Marktführer Huk-Coburg in den ersten Wochen der Stilllegung des öffentlichen Lebens 40 Prozent weniger Schäden. Auf Anfrage von Finanztest berichteten R+V, DEVK und LVM von ähnlichen Tendenzen.

Die Anbieter konnten 2020 somit eine Menge Geld sparen – und sind offenbar gewillt, diese Ersparnisse an die Kunden weiterzugeben. Denn die gesunkenen Ausgaben haben den Spielraum, an Tarifen zu drehen, sie günstiger oder mit mehr Leistung anzubieten, erhöht. Finanztest beobachtet in diesem Jahr „viel Bewegung“ bei den einzelnen Tarifen. So bietet die Huk24 in den Tarifen Classic und Classic Kasko Plus bis zu 20.000 Euro Schadensersatz, wenn Marder die Kabel durchgenagt haben und es zu schweren Motorschäden kommt. Bislang lag die Summe bei 6.000 Euro. Andere Versicherer wollen die Beiträge senken, die Huk-Coburg erwägt, ihren Kunden Beiträge zurückzuerstatten.

Unterschiede von fast 600 Euro

In diesem Jahr lässt sich beim Wechsel der Kfz-Versicherung dank der Bewegung bei den Tarifen durch die Corona-Pandemie viel Geld sparen. Bei einer Beispielrechnung von Finanztest bekommt eine 70-jährige Opel-Fahrerin bei der Huk-Coburg einen Haftpflichtschutz mit umfangreicher Vollkasko für 527 Euro im Jahr. Beim teuersten Anbieter kostet der Tarif 1126 Euro und damit mehr als das Doppelte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Beim Vergleichen ist aber nicht nur auf den Preis allein zu achten, sondern auch darauf, dass beim Wechsel nicht ungewollt weniger Leistungen geboten werden als bisher. Doch was sollten Versicherungen überhaupt als Minimum bieten, und wer braucht welche?

Schäden in Millionenhöhe können vorkommen

Eine Haftpflichtversicherung ist für alle Autohalter, wie schon der Name sagt, verpflichtend. Sie kommt für die Schäden auf, die man anderen etwa durch einen Unfall zufügt. Die Experten raten dabei zu Höchstdeckungssummen von mindestens 100 Millionen Euro und 15 Millionen Euro pro geschädigter Person. Das klingt viel, und solche extrem teuren Unfälle seien zwar selten. Dennoch sind diese Summen ratsam. Vorgeschrieben ist für Sachschäden nur eine Summe von 1,22 Millionen Euro. Aber jeder Cent, den die Unfallkosten darüber ausmachen, wäre ansonsten selbst zu zahlen.

Zusätzlich raten die Finanzexperten zu einer sogenannten „Mallorca-Police“. Diese Erweiterung der Haftpflicht schützt, wenn Kunden einen Mietwagen im Ausland steuern.

Schäden am eigenen Auto begleicht die Pflichtversicherung nicht. Daher reicht sie in der Regel für ältere Autos mit wenig Wert. Wer auch den eigenen Schaden ersetzt bekommen will, braucht einen freiwilligen Kaskoschutz.

Unwetterschäden und Angriff des Marders

Die Teilkaskoversicherung kommt auf, wenn in das Auto eingebrochen oder es komplett gestohlen wurde. Ferner sind Glasbruch aber auch diverse Unwetterschäden und Brand inbegriffen. Bei Marderbissen und Wildunfällen greift sie ebenfalls. Hier darauf achten, dass nicht nur Haarwild wie Rehe oder Wildschweine im Vertrag stehen. Entweder „alle Tiere“ oder zumindest alle „Wirbeltiere“ sollte die Police abdecken. Bei Marderbissen sind besser auch Folgeschäden mit einem Minimum von 5000 Euro inbegriffen.

Die genannten Leistungen sind alle auch in einer Vollkaskoversicherung enthalten. Wichtigster Unterschied: Sie zahlt auch Schäden am eigenen Auto, die selbst verschuldet worden sind. Auch bei Vandalismus und durch Unfallflucht des Verursachers entstandene Kosten greift sie.

Ein Neuwagen ist besser vollkaskoversichert

Die Finanzexperten raten, bei Kaskoversicherungen darauf zu achten, dass folgende Punkte enthalten sind: So sollte der Tarif den „Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit“ erklären. Fehlt der, kann der Versicherer die Zahlung kürzen, wenn der Verursacher grob fahrlässig gehandelt hat, etwa eine rote Ampel übersehen hat. Gut ist es, wenn Kaskoversicherungen anstelle des Zeitwertes den Neupreis eines Autos erstatten. Das gelte oftmals allerdings nur für die ersten sechs Monate – andere bieten es aber bis zu drei Jahre an.

Was eine Kaskoversicherung kostet, ist individuell unterschiedlich und hängt von den persönlichen Umständen wie Alter, Wohnort und vom Fahrzeug ab. „Finanztest“ nennt knapp 90 Euro im Jahr für eine Teilkasko als Durchschnittswert und rund 330 für die Vollkasko. Letztere ist eher bei neuen oder teuren gebrauchten Autos ratsam. (dpa/tmn/tli)