Jeder Siebte überzieht sein Konto. Wie teuer das ist und wie man günstiger an Geld kommt.
Konto im MinusWelche Dispozinsen sind zu hoch und wann ist ein Kredit billiger?
Jeder Siebte in Deutschland ist zwischen September und Anfang Dezember mit seinem Konto im Minus gewesen. So das Ergebnis einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen. Als Grund gab die Hälfte der Menschen die gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel an – also nicht einmal unvorhergesehene Ausgaben für Auto oder Waschmaschine, sondern ihre laufenden Kosten trieben die Menschen in den Dispo.
Verbraucherschützer warnen davor, zu leichtfertig auf den Dispo zurückzugreifen. Das Konto zu überziehen, ist zwar eine einfache Möglichkeit, mehr Geld auszugeben als man hat – also Schulden zu machen – aber eine sehr teure. Wofür der Dispo ausreicht und wann nicht, welche günstigen Alternativen es gibt und worauf man achten sollte, wenn man ihn doch häufiger in Anspruch nimmt.
Inflation treibt Verbraucher in den Dispo
In der Inflation mit dem Geld auszukommen wie sonst, das fällt gerade vielen schwer. Fast jeder Zehnte gab in der Umfrage der Verbraucherzentralen an, die gestiegenen Lebenshaltungskosten auf Dauer nicht tragen zu können. Der finanzielle Stress ist verständlich: Während das Einkommen oft gleich bleibt, steigen notwendige Ausgaben immer weiter an.
Da ist der Dispo eine bequeme Möglichkeit, finanzielle Engpässe kurzfristig zu überbrücken. Zum Beispiel, wenn Ende des Monats noch unerwartete Kosten dazukommen. Wer es allerdings nicht mehr schafft, den überzogenen Betrag in absehbarer Zeit wieder zu begleichen, sollte sich nach einer günstigeren Alternative umsehen. Denn der Dispokredit ist unnötig teuer und kann zur Kostenfalle werden.
Wer ein Girokonto hat, kann es in der Regel bis zu einer festgelegten Summe überziehen. Auf diesen Betrag werden in aller Regel Zinsen fällig. Die sind jedoch vergleichsweise hoch.
So teuer ist der Dispokredit
Durchschnittlich zahlen Kontoinhaber aktuell 9,96 Prozent Zinsen im Jahr, erklärt Stephanie Pallasch von „Finanztest“. 190 von 451 untersuchten Girokonten haben aktuell einen solchen Dispozins von bis zu zehn Prozent. Noch teurer kann es werden, wenn der eingeräumte Dispo-Rahmen überschritten wird. Im teuersten Fall waren es knapp 14 Prozent. „Die vergleichsweise hohen Zinsen führen bei langfristiger Nutzung zu erheblichen Kosten“, sagen die Verbraucherzentralen. Wer zum Beispiel im Jahr durchschnittlich 2000 Euro Dispo zu 14 Prozent beansprucht, müsste allein 280 Euro nur für Zinsen zahlen.
Das sei fast doppelt so teuer wie Raten- oder Konsumkredite mit einer Zinsbindung von ein bis fünf Jahren, erklären die Verbraucherzentralen. Die Verbraucherzentralen und „Finanztest“ raten daher, in einen Ratenkredit umzuschulden.
Ratenkredit ist günstiger als Dispo
Laut einer Smava-Untersuchung lag der Zins für Ratenkredite im Januar bei um die sieben Prozent. Meist lassen sich die Kredite ab 5000 Euro oder 10.000 Euro aufnehmen. „Bei einem Ratenkredit sollte man auf die häufig mit angebotenen Restkredit-Versicherungen verzichten“, rät Pallasch. „Diese verteuern den Kredit erheblich.“
Ein weiterer Vorteil beim Ratenkredit: „Durch die festen monatlichen Raten ist man gezwungen, den Kredit zurückzuzahlen“, sagt Stephanie Pallasch von „Finanztest“. Der Dispo dagegen lässt sich flexibel zurückzahlen. Was erst verlockend klingt, birgt auch die Gefahr, sich mit Zins und Zinseszins langfristig zu verschulden. Die Verbraucherzentralen fordern in der aktuellen Lage unter anderem „eine Begrenzung des Dispo-Rahmens, ein Zinseszins-Verbot, um explodierende Zinsen zu verhindern und einen leichteren Zugang zu kostenfreien Schuldnerberatungen“.
Welcher Dispozins ist fair und welcher zu hoch?
Und wenn man doch ab und zu im Minus landet, aber keinen Kredit aufnehmen möchte? Das kann verschiedene Gründe haben. In diesen Fällen sollte man prüfen, wie hoch der Dispo-Zinssatz des eigenen Girokontos ist. „Dispozinsen sind per Gesetz an einen Referenzwert gekoppelt“, erklärt Pallasch. Fair sei der EZB-Zins und zuzüglich maximal acht Prozentpunkte. Die letzten beiden Zinserhöhungen der EZB werden allerdings noch nicht berücksichtigt. Fair seien deshalb momentan Dispozinsen von maximal 10 Prozent. Zahlt man aktuell mehr, kann sich ein Kontowechsel lohnen. (mit dpa)