AboAbonnieren

Heimnetzwerk und CodesSo will Netflix das Teilen von Accounts unterbinden

Lesezeit 3 Minuten
Das Netflix-Logo auf einem TV-Screen

Ein Netflix-Account, mehrere Haushalte? Wenn es nach dem Streaming-Anbieter geht, ist das vorbei.

Mit neuen Regeln will Netflix gegen das Teilen von Accounts vorgehen. Für viele Nutzende könnte das Streaming damit komplizierter werden.

Netflix ist in Deutschland Marktführer unter den Streaming-Anbietern. Lange hat das US-Unternehmen geduldet, dass für einen Account Passwörter, Konten und somit auch Zahlungen mit anderen geteilt werden. Doch mittlerweile will Netflix das sogenannte „Account-Sharing“ unterbinden. Und führt dafür neue Regelungen ein.

Laut Netflix gibt es rund 100 Millionen Haushalte, die ihr Angebot quasi umsonst nutzen, indem sie den Account einer anderen Person gebrauchen, von Freunden, Nachbarn oder Familienangehörigen. Dazu reichte bislang die einfache Weitergabe des Passworts. Das aber ist laut Netflix nicht einwandfrei erlaubt: „Personen, die nicht in Ihrem Haushalt leben, müssen zum Streamen von Netflix ihr eigenes Konto verwenden“, schreibt der Streaming-Anbieter. Gerade in seiner Anfangszeit hatte dieser „Account-Sharing“ aber geduldet. Es war schließlich eine gute Option, um weiter zu wachsen.

Ende 2022 unternahm Netflix einen ersten Versuch, das „Account-Sharing“ mit einem neuen Lock-Angebot zu unterbinden. Denn, so die Annahme, vielen ist ein eigenes Netflix-Abo zu teuer, sie sind aber eventuell gewillt, die Hälfte des Preises zu zahlen. Seit November bietet Netflix deshalb ein neues Abo an, das mit 4,99 Euro im Monat vergleichsweise sehr günstig ist, dafür aber Werbeunterbrechungen und keine Downloads beinhaltet. Nun geht der Streaming-Anbieter einen Schritt weiter und aktiv gegen das Teilen vor.

Netflix: Beim Streaming von zuhause ändert sich erst einmal nichts

Gelingen soll das mithilfe des sogenannten Heimatstandorts, auch Heimnetzwerk genannt. Damit sind alle Geräte im Haushalt des Kontoinhabers gemeint. Also beispielsweise der Smart-TV, das Tablet oder das Smartphone. Kontrolliert wird das über „IP-Adressen, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten der Geräte, die in das Netflix-Konto eingeloggt sind“, wie Netflix auf seiner deutschen Hilfeseite schreibt.

Für Netflix-User, die zuhause schauen, ändert sich also erst einmal nichts. Auch unterwegs bleibt alles beim Alten – allerdings nur, wenn man auf einem Gerät schaut, das in den vergangenen 30 Tagen im Heimatnetzwerk eingeloggt war.

Genau hier beginnen die Änderungen. War das Gerät in besagtem Zeitraum nicht am Heimatstandort oder wird häufiger versucht, von einem anderen Standort zu streamen, überprüft Netflix, ob das Gerät wirklich vom Kontoinhaber genutzt wird. Das betrifft dann zum Beispiel mobile Endgeräte auf langen Reisen wie bei einem Auslandsjahr, jegliche Geräte in Hotels oder Ferienwohnungen und natürlich auch Geräte von denjenigen, die über einen fremden Account Netflix schauen.

Netflix außerhalb des Heimnetzwerks nur noch mit Code

Doch wie überprüft Netflix, wer das Konto nutzt? In einem mittlerweile wieder verschwundenen Beitrag auf der deutschen Hilfeseite des Streaming-Anbieters hieß es zunächst, dass Geräte außerhalb des angegebenen Heimatnetzwerks per Code verifiziert werden müssen. Ein Sprecher von Netflix stellte jedoch klar, dass Mitglieder „weiterhin problemlos ihre eigenen Geräte nutzen oder sich auf einem neuen Fernseher einloggen“ könnten. Beispielsweise in einem Hotelzimmer oder in einem Ferienhaus.

So steht es auch in einem kürzlich erschienenen Blog-Eintrag von Netflix. Demnach habe das Unternehmen im vergangenen Jahr einige Ansätze in Lateinamerika ausprobiert – und weite diese nun auf Kanada, Neuseeland, Spanien und Portugal aus. Dies beinhaltet eine größere Kontrolle der Kontoinhaber darüber, wer den eigenen Account benutzt. Dazu bietet Netflix einen Transfer von Profilen innerhalb eines Kontos auf ein neues Konto an, außerdem eine vergünstigte Abo-Erweiterung für Menschen, die nicht mit dem Kontoinhaber in einem Haushalt wohnen.

Mit monetären Konsequenzen müssen Nutzerinnen und Nutzer, die trotzdem weiterhin ihren Account teilen, aktuell nicht rechnen. „Netflix wird Ihre Zahlungsart nicht automatisch belasten, wenn Sie Ihr Konto mit einer Person teilen, die nicht mit Ihnen zusammenlebt“, heißt es vonseiten des Anbieters.

Allerdings stehen andere Strafen für das unerlaubte Teilen von Accounts wohl schon vor der Tür. Auf den englischsprachigen Hilfeseiten von Netflix war in den vergangenen Tagen eine Version aufgetaucht, in der von einer möglichen Sperrung der Geräte außerhalb des eigenen Haushalts die Rede war. Diese Textstelle ist mittlerweile wieder verschwunden – was aber nicht heißt, dass diese Überlegungen vom Tisch sind.