Berlin – Fruchtiger Geschmack, bittere Momente und scharfe Noten: Es ist das Zusammenspiel, das gutes Olivenöl so besonders macht. Genau diese Harmonie ist gefragt, wenn sich die Prüfer der Stiftung Warentest „natives Olivenöl extra“ vornehmen und auf der Zunge zergehen lassen. Hier die Resultate, die sie im „Test“-Heft (Ausgabe 11/2021) veröffentlich haben:
Wie viele Olivenöle wurden getestet?
Es wurden 27 Produkte untersucht, sowohl Premium-Marken, als auch mildere und preisgünstige Olivenöle.
Wie lautet das Ergebnis?
Insgesamt überzeugen die Tester 15 Produkte, für die sie das Urteil „gut“ geben. Das ist mehr als die Hälfte, darunter viele Bio-Öle.
Regelrecht ins Schwärmen geraten die Tester, wenn es um ihre beiden Testsieger geht. Das spanische Bio-Öl Artgerecht Phenolio für 48 Euro pro Liter und das italienische Selezione Gustini Antico Frantoio della Fattoria für 40 Euro pro Liter ragen geschmacklich heraus, glänzen mit Duftnoten etwa nach Gras, Mandel, Pfeffer und Artischocke. Auch ihre chemische Qualität sei Spitze. Beide wurden online eingekauft.
Lidl hat das beste Discounter-Öl
Andere gute Olivenöle im Test sind preiswerter: Das beste klassische Marken-Öl ist das Bertolli Originale (9,10 Euro pro Liter), das beste Discounter-Öl ist Lidl Primadonna (5,35 Euro pro Liter).
Ebenfalls mit „gut“ bewertet: Mani Bläuel Polyphenol (26,70 Euro/Liter), dmBio (6,35 Euro/Liter), Latzimas (12 Euro/Liter), Ölmühle Solling vergine (25,80 Euro/Liter), Edeka Gut & Günstig (5,35 Euro/Liter), Edeka Bio (6,40 Euro/Liter), Netto Markendiscount BioBio (6,40 Euro/Liter), Jordan (18 Euro/Liter) La Espanola (11 Euro/Liter), Netto Marken-Discount Vegola (5,35 Euro/Liter und Penny (5,35 Euro/Liter).
Sieben weitere Öle schneiden „befriedigend“ ab, drei „ausreichend“ und zwei „mangelhaft“ ab.
Was gibt es auszusetzen?
Geschmackliche Fehler sind in der höchsten Güteklasse „nativ extra“ nicht erlaubt. Ranzig darf Olivenöl auch nicht schmecken. Diesen Fehler stellten die Verkoster aber beim Öl eines Biomarktes fest. Es hätte nicht als „nativ extra“ verkauft werden dürfen und kassierte „mangelhaft“.
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Ein weiteres Öl fällt durch, weil es sehr hoch mit DEHP belastet ist. Der hohe Wert spricht dafür, dass sich der Weichmacher aus ungeeigneten Schläuchen gelöst haben könnte. DEHP kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen und sei in der Höhe vermeidbar. Das gelte auch für vier Öle, die hoch mit Mineralölkohlenwasserstoffen Moah und/oder Mosh belastet sind.
Weichmacher kommen allerdings auch in allen anderen Ölen vor – in geringen bis sehr geringen Mengen.
Muss man sich um die Weichmacher im Öl sorgen?
„Sie kommen fast überall in der Umwelt vor, etwa im Hausstaub“, erklärt Jochen Wettach, Projektleiter des Tests. Sorgen müsse sich bei geringen Gehalten niemand, so der Lebensmittelchemiker.
Braucht man unbedingt ein teures Olivenöl auf Gourmetniveau?
Zum schonenden Braten oder Pizzabacken reicht Standardqualität, erklärt Stiftung Warentest. Ausdrucksstarke Olivenöle sind zum Erhitzen einfach zu schade. Sie bereichern Salate, runden warme Gerichte durch Beträufeln ab oder kommen pur mit Brot zur Geltung.
Wie lässt sich gutes Olivenöl erkennen?
Interessant ist das Erntejahr, falls es auf dem Etikett steht (nicht verpflichtend): Frische Öle haben eine schärfere Bitterkeit und Schärfe, heißt es in „test“. Das lasse mit der Lagerzeit nach. Gutes Öl sollte dennoch ausgewogen sein und bittere oder scharfe Eindrücke fruchtige Noten nicht überlagern. (dpa/tmn)