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Langlebige NachhilfeWorauf es beim Permanent-Make-up ankommt

Lesezeit 6 Minuten
Permanent-Make-up Symbolbild

Beim Permanent-Make-up gibt es einige Dinge zu beachten.

Köln – Das, was sie macht, geht unter die Haut – und das soll es auch. Annette Ludwig, 52 Jahre, arbeitet seit fast 25 Jahren als Permanent-Make-up-Expertin und Visagistin in Köln. In dem Schönheits-Gewerbe gibt es, wie in allen anderen Berufen auch, die feine Abstimmung zwischen denen, die es gut können, und den anderen, die es nicht so gut können. Dieser feine Unterschied macht sich nicht im Preis bemerkbar, der ist in der Regel überall gleich hoch, sondern am Ergebnis, das für jeden sichtbar ist. Lippen, Augenbrauen, Lidstrich sind unter anderem die Haupt-Arbeitsgebiete einer Permanent-Make-up-Expertin, deren Dienste beileibe nicht nur von Frauen in Anspruch genommen werden. Annette Ludwig: „Bei Männern ist es gelegentlich etwas komplizierter, denn das Ergebnis soll nicht so ordentlich aussehen.“ Ein bisschen „nachlässig à la nature“ sagt Männern mehr zu. Diese „kleinen Korrekturen“, die man nicht abschminken kann und schon gar nicht will, haben dauerhaften Effekt: Sie akzentuieren im Gesicht die Konturen, die im Lauf der Jahre verblasst sind.

Natürlich kann jeder mit Fug und Recht sagen „brauch ich nicht, will ich nicht“, behilft sich mit Lidstrich und Lippenstift vom Discounter oder aus der Parfümerie, färbt die Augenbrauen oder lässt sie einfach farblos werden. „Im Alter fallen jedoch bei den meisten Männern und Frauen die Brauenhärchen aus. Das ist ganz normal“, so Annette Ludwig. Folglich ist man um jedes Härchen dankbar, das sich eventuell noch färben lässt.

„Wer zudem noch Brillenträger ist, der ist morgens schwer damit beschäftigt, die Gesichtskonturen zu korrigieren, beispielsweise Leerstellen in den Brauen zu füllen.“ Die definierten Konturen, denen ab einem gewissen Alter „Nachhilfe“ angeboten werden muss, lassen ein Gesicht frisch und optisch jünger aussehen. Wer sich für ein Permanent-Make-up entscheidet, hat rund zwei Jahre nach der Behandlung Ruhe. Wenn’s gut gemacht ist, bedarf es erst dann – oder sogar noch später – einer Auffrischung. Wenn’s schlecht gemacht ist, muss man zügig jemanden finden, der den Fehler korrigieren kann. Letzteres ist nervenaufreibend für den Kunden und erfordert von dem, der es macht, viel Können.

Das sollten Sie beachten

Das ausgewählte Studio muss hygienisch einwandfrei sein.

Die Permanent-Make-up-Expertin sollte eine anerkannte Ausbildung und am besten auch langjährige Erfahrung haben. Vorsicht bei denen, die nur Kurse belegt haben.

Beratungsgespräche sind zwingend notwendig. Die Erwartung des Kunden muss intensiv hinterfragt werden, Mimik des Gesichts, der Haut- und Augenfarbe müssen einbezogen werden.

Die einwandfreie Qualität der Farben muss zugesichert werden. Farben von deutschen Herstellern gelten als sicher.

Bei Lippenherpes müssen vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.

Bei Herpes in Augennähe verbietet sich eine Lidstrich-Pigmentierung.

Blutverdünnende Medikamente dürfen vor der Behandlung nicht eingenommen werden – auch keine Aspirin.

Die Krusten, die sich auf behandelten Lippen, Brauen oder Lidern bilden können, dürfen weder abgekratzt noch abgerieben werden.

Permanent-Make-up, also kosmetische Pigmentierungen, bei denen Farben in die oberste Hautschicht eingearbeitet werden, hat eine lange Tradition. Mit zu Pulver verriebener Holzkohle ließen sich japanische Ureinwohner modellieren oder die Maori in Neuseeland schon vor Jahrhunderten die Lippen dunkel färben und die Augenlider betonen.

Im 17. und 18. Jahrhundert half man der Natur zusätzlich trickreich nach, indem man sich einen Schönheitsfleck an passender Stelle tätowieren oder aufkleben ließ. Je nachdem, wo er platziert wurde, signalisierte er dem Gegenüber eine eindeutige Botschaft: Nahe des Augenwinkels versprach er Leidenschaft, auf der Wange die Lust auf Liebesabenteuer. Auch damals fanden sowohl Frauen als auch Männer Gefallen an solchen Pünktchen oder Hinguckern wie farblich schönen Lippen und ausdrucksvollen Augen. Die Geräte, mit denen man arbeiten musste, würden heutigen Kundinnen und Kunden den Angstschweiß auf die Stirn treiben: Nadeln aus Dornen oder spitze Fischgräten.

Heute wird mit extrem feinen Nadeln pigmentiert, die erst zum Einsatz kommen, wenn die betäubende Salbe Wirkung zeigt. Annette Ludwig arbeitet mit zwei verschiedenen Geräten und fünf unterschiedlichen Nadelsystemen (siehe Info). Mehr noch: Bevor zur Tat geschritten wird, ist mindestens ein intensives Beratungsgespräch zwingend – darauf sollte man in jedem Studio beharren. „Man braucht als Permanent-Make-up-Expertin vor allem ein gutes Auge. Ich muss den Typ Mensch erkennen, muss mit ihm sprechen, muss sehen, wie sich sein Gesicht bewegt, wie die Mimik ist. Ich muss wissen, ist der Kunde Brillenträger, welche Brillen trägt er. All das muss man im Vorfeld analysieren.“

Farbe ist in den ersten Tagen intensiv

Experten wie Annette Ludwig zeichnen unter optimalen Lichtbedingungen die Form der Lippen, Augenbrauen und des Lidstrichs vor, passen die Farbabstufungen der Augen- und Hautfarbe an und prüfen, ob das Ergebnis auch dann noch stimmt, wenn das Gesicht sich bewegt. „Keiner soll von dem, was ich mache, überfordert werden.“

Dazu gehört auch die Beratung über die Farbintensität. „Die Farbe, die ich auftrage, geht unter die Haut und ist in den ersten Tagen intensiv. Wenn die Haut nach der Behandlung heilt und sich neue Haut gebildet hat, verändert sich die Farbgebung. Sie ist deutlich weniger intensiv. Das muss man genau abschätzen, damit nach dem Heilungsprozess das Ergebnis optimal ist.“

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Leider gibt es für manche Kundinnen und Kunden nach dem Heilungsprozess ein böses Erwachen. Annette Ludwig und andere gut ausgebildete Expertinnen müssen nicht selten ein solches Desaster korrigieren. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte man sich schlau machen und sich die diversen Techniken erklären lassen, wie beispielsweise Microblading. Das ist aktuell ziemlich angesagt. Mit einer feinen Klinge werden optisch Härchen in die Haut geritzt, sodass der Eindruck einer natürlich gewachsenen Braue entsteht. „Das wird vielerorts angeboten, weil man diese Technik ganz schnell erlernen kann, kein teures elektronisches Gerät erforderlich ist und der Aufwand überschaubar ist.“

Das Ergebnis sieht „ziemlich natürlich aus, hält aber nur maximal sechs bis neun Monate“. Der Preis für diese kurze Lebensdauer ist genauso hoch wie für die langanhaltende Permanent-Version. Annette Ludwig, die auf Wunsch auch Microblading macht, meint: „Das Preis-Leistungsverhältnis ist nicht optimal.“

Online-Veranstaltung

„Ungeschminkt schön“

Mittwoch, 21. April, 19 Uhr

Mit Annette Ludwig, Masterclass-Expertin für Permanent-Make-up und Visagistin

Moderation: Marie-Anne Schlolaut

Karten: 5 Euro zzgl. VVK-Gebühren.

Die Tickets sind online buchbar unter www.forumblau-akademie.deoder telefonisch bei KölnTicket:0221/ 28 010221/ 28 03 44 (Abonnenten mit Bonuskarte)

Wie andere Experten auch, rät Annette Ludwig davon ab, bei Permanent-Make-up mit egal welcher Technik dem jeweiligen Modetrend zu folgen. Die volle Augenbrauen-Variante, die derzeit angesagt ist, wird sich schon bald erledigt haben. Hinzu kommt, dass die opulente Brauen-Variante beileibe nicht in jedes Gesicht passt. Genauso wenig wie intensiv rote Lippen und ausladende Lippenkonturen. Beides kann wie der berühmte Schuss nach hinten los gehen. Und wer 70-plus ist, der muss einkalkulieren, dass bei der im Alter immer dünner werdenden Haut das Risiko für Blutergüsse steige. „Ich berate diese Männer und Frauen, was man alternativ machen kann und zu einem Ergebnis führt, das den Kunden nicht überfordert.“