Zum 1. Juli steigen die Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung. Aber es trifft nicht alle gleich stark. Eine Gruppe soll sogar entlastet werden.
Familien, KinderloseNachgerechnet – Das bedeutet die Pflegereform ab Juli für Ihr Gehalt
Vor allem für Menschen ohne Kinder wird es teurer. Eltern mit zwei oder mehr Kindern unter 25 Jahren werden dagegen entlastet. Das soll die Finanzierung der Pflege fairer gestalten. Was genau die Pflegereform in Ihrem Fall bedeutet.
Bereits im Juli wirkt sich die Pflegereform auf das Gehalt von Beschäftigten aus. Für die meisten bedeutet das: Sie zahlen höhere Beiträge. Der Arbeitgeber behält mehr vom Gehalt ein und sie bekommen netto weniger raus. Das gilt besonders für Menschen ohne Kinder.
Kinderlose zahlen mehr
Für Kinderlose soll die Erhöhung stärker ausfallen als für andere. Bei einem monatlichen Bruttogehalt von 3000 Euro werden demnach statt der bisherigen 56,25 Euro dann 69 Euro vom Arbeitgeber einbehalten und abgeführt. Damit landen jeden Monat 12,75 Euro weniger auf ihrem Konto. Aufs Jahr gerechnet sind es 153 Euro. Das hat das Ratgeberportal finanztip.de berechnet.
Bereits seit dem 1. Januar 2022 zahlen Menschen ohne Kinder etwas mehr für die Pflegeversicherung ein als Eltern. Bislang wird allerdings nicht unterschieden, wie viele Kinder jemand hat – ob nun eins oder vier. Das reicht dem Bundesverfassungsgericht nicht aus. Daher werden Eltern von zwei oder mehr Kindern nun zusätzlich entlastet: Für sie sinkt der Pflegebeitrag nun gestaffelt nach der Anzahl der Kinder.
Moderate Entlastung für Familien
Eine Mutter mit zwei Kindern unter 25 Jahren muss keine höheren Beiträge zahlen. Ihr bleiben bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro aber nur 2,25 Euro mehr im Monat – 27 Euro aufs Jahr gerechnet. Denn bei ihr sinkt der Arbeitnehmeranteil, sie muss noch 43,50 Euro statt 45,75 Euro Monatsbeitrag zur Pflegeversicherung leisten.
Wer mehr als zwei junge Kinder hat, wird noch stärker entlastet – für jedes weitere Kind ein wenig mehr. Bei drei Kindern beträgt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung nur noch 1,2 Prozent, bei vier Kindern 0,95 Prozent und bei fünf und mehr Kindern 0,7 Prozent. Die Entlastung gilt je für beide Elternteile.
Zum Vergleich: Kinderlose zahlen jetzt einen Arbeitnehmeranteil von 2,3 Prozent des Bruttoeinkommens. Eltern mit einem Kind 1,7 Prozent, Eltern von zwei Kindern 1,45 Prozent ihres Bruttolohns.
In unserer Übersicht sehen Sie, was der neue Pflegebeitrag für Sie bedeutet:
Berücksichtigt werden alle Kinder unter 25 Jahren. Sind alle Kinder bereits 25 Jahre oder älter, werden die Eltern behandelt, als hätten sie ein Kind. Sie zahlen nicht den Aufschlag für kinderlose Menschen.
Der Arbeitgeber übernimmt bislang jeweils die Hälfte der Beiträge. Für alle Angestellten mit Kindern sind das 1,525 Prozent des Bruttolohns. Künftig sind es immer 1,7 Prozent, unabhängig von der Zahl der Kinder.
Rentner müssen Beitrag alleine stemmen
Rentner trifft die Pflegereform besonders, weil sie die Beiträge zur Pflegeversicherung in voller Höhe zahlen müssen – bei ihnen gibt es schließlich keinen Arbeitgeber mehr, der einen Teil übernimmt.
Ein kinderloser Ruheständler, der 1800 Euro Rente bezieht, muss darum ab dem 1. Juli einen monatlichen Beitrag von 72 statt bislang 61,20 Euro leisten, ergeben die Berechnungen von finanztip.de. Das sind 10,80 Euro mehr im Monat.
Bei gleicher Rentenhöhe muss ein Rentner mit Kindern über 25 Jahren nur 6,30 Euro pro Monat mehr zahlen. Sein Beitrag steigt von 54,90 Euro auf 61,20 Euro an.
Pflegereform: Auch das Pflegegeld steigt
Hintergrund ist die geplante Pflegereform der Bundesregierung. Die Anpassung der Beiträge werde laut Bundesgesundheitsministerium zu Mehreinnahmen in Höhe von rund 6,6 Milliarden Euro im Jahr führen. Mit diesen Einnahmen sollen die gestiegenen Kosten der Branche abgefedert und die Bedingungen verbessert werden. Beispielsweise soll zum 1. Januar 2024 das Pflegegeld um 5 Prozent erhöht werden. Das erhalten Menschen mit einem eingetragenen Pflegegrad 2 bis 5. (mit dpa/tmn)