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Goodbye, USASo sichern Sie Ihre Online-Daten in einem Schweizer Tresor

Lesezeit 4 Minuten
Die Mail-App von Proton ist auf einem Smartphone zu sehen.

Der Schweizer Anbieter Proton bietet einige Services an – nach schweizerischem Recht, was für Verbraucher einige Vorteile hat.

Bei vielen wächst die Sorge um ihre digitale Privatsphäre. Unser Experte Steffen Haubner stellt einen sicheren Anbieter aus der Schweiz vor.

Als Lesern einer unabhängigen Tageszeitung ist Ihnen sicher längst klar, dass wir Europäer dringend unabhängiger von den USA werden müssen. Das gilt auch für die digitalen Dienste, die meist über US-Server laufen. Sicher wäre es blauäugig zu glauben, dass man sich nun vollständig von global agierenden Konzernen wie etwa Google unabhängig machen kann. Und natürlich haben auch die wichtigsten KI-Firmen ihren Sitz auf der anderen Seite des Atlantiks. Trotzdem ist es sicher sinnvoll, so gut es geht auf hiesige Anbieter auszuweichen.

Steffen Haubner

Steffen Haubner

schreibt als Journalist über Technik- und Medienthemen...

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Auf Datenschutz und Privatsphäre sollte man ohnehin immer achten. Das kann jeder und jede Einzelne mit relativ geringem Aufwand tun. Gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt man beispielsweise mit den Produkten der Firma Proton, die ich in den vergangenen drei Monaten eingehend getestet habe. Proton, gegründet 2014, stammt aus der Schweiz, wo besonders strenge gesetzliche Datenschutzbestimmungen gelten. Die Schweiz ist politisch neutral und zählt auch nicht zu den Ländern, die „Intelligence-Sharing-Abkommen“ unterzeichnet haben. Diese erlauben es den Behörden der daran beteiligten Staaten, auf Informationen wie beispielsweise besuchte Internetseiten, Suchverlauf, persönliche Daten und so weiter zuzugreifen. Auch die Inhalte von Cloud-Speichern und in Passwort-Managern gespeicherte Zugangsdaten sollten Sie gegen Zugriffe von außen absichern, so gut es geht.

Schweizerisches Recht: Proton darf keine Daten mit ausländischen Behörden teilen

Fangen wir an mit dem Passwort-Manager Proton Pass. Bei der Vielzahl an Diensten, die man heutzutage nutzt, ist es extrem wichtig, sichere Passwörter zu verwenden, und zwar für jeden Dienst ein anderes. Diese auf einem Zettel in der Schreibtischschublade aufzubewahren oder als Haftnotiz an den Bildschirm zu kleben, ist aus vielerlei Gründen keine gute Idee. Proton Pass bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die nach schweizerischem Recht geschützt ist. Dem Unternehmen ist es daher untersagt, Daten mit ausländischen Behörden zu teilen.

Wie die anderen Proton-Produkte setzt Proton Pass auf „Nullwissen-Verschlüsselung“. Dahinter steht ein kryptographisches System, das sicherstellt, dass die Daten auf dem Gerät des Benutzers verschlüsselt werden, bevor sie zum Server gesendet werden, und nur auf dem Gerät des Benutzers wieder lesbar gemacht werden können. In der Cloud gespeicherte Daten (also auch Passwörter) sind verschlüsselt, und es ist selbst dem Dienstanbieter nicht möglich, auf die Dateien zuzugreifen, sie zu decodieren und an Dritte wie etwa Behörden oder Werbetreibende weiterzugeben. Das unterscheidet Proton von anderen Cloud-Speichern wie Google Drive, Dropbox oder OneDrive.

Proton bietet auch VPN, Cloud-Speicher, Kalender und Mail-Programm

Teil der Security Suite von Proton ist auch ein VPN. Die Abkürzung steht – treue Leser wissen es – für „virtuelles privates Netzwerk“. Kurz gesagt geht es dabei darum, dass man im Internet unerkannt bleibt, indem man anonym auf andere Server umgeleitet wird. Auch einen Cloud-Speicher unter dem Namen Proton Drive bieten die Schweizer an. Auch hier gilt: Zu den dort gespeicherten Daten hat niemand Zugang außer Ihnen selbst.

Ein kleines Programm (Client) für Windows und MacOS erleichtert und beschleunigt den Datenaustausch von der eigenen Festplatte in den Cloud-Speicher. Sogar eine Backup-Funktion ist an Bord, mittels der man von ausgewählten Ordnern automatisch Sicherungen erstellen lassen kann, was ganz unbemerkt im Hintergrund geschieht. Außerdem kann man Ordner mit anderen teilen. Natürlich gibt es auch mobile Apps für Android und iOS zum automatischen Sichern von Fotos und Videos, die man unterwegs aufnimmt oder um auf Reisen gespeicherte Dateien abzurufen. Interessant sind auch der Kalender und das Mail-Programm. Letzteres funktioniert auch mit den oben erwähnten Mail-Aliassen.

Quelloffene Apps, moderate Preise

Kombiniert man all diese Funktionen, kann man sich fortan weitgehend unbeobachtet im Netz bewegen und Informationen austauschen, ohne dass es von Dritten nachvollzogen werden kann. Proton setzt dabei nach eigenem Bekunden auf Transparenz. Das bedeutet, dass alle Apps „quelloffen“ sind, also von jedem Experten überprüft und auf mögliche Hintertüren abgeklopft werden können.

Dafür sind die Preise moderat. Der Passwort-Manager ist schon als Gratis-Version sehr brauchbar. Für ein Benutzerkonto kann man unbegrenzt Logins und Notizen anlegen, die Geräteanzahl ist nicht limitiert. Eine unbegrenzte Anzahl von Mail-Adressen und Tresoren gibt es ab drei Euro monatlich. Das Gesamtpaket mit allen Diensten läuft unter dem Namen Proton Unlimited für rund 13 Euro monatlich oder knapp 10 Euro, wenn Sie für ein ganzes Jahr buchen. Auf den damit zur Verfügung stehenden 500 Gigabyte Speicher kann man schon so einiges unterbringen, was einem schützenswert erscheint.