„Best in Travel 2021”9 Reiseideen für die Zeit nach der Corona-Krise
Köln – Reisen – das ist durch das Coronavirus schwieriger geworden und zurzeit kaum möglich. Doch wie wird der Urlaub nächstes Jahr aussehen? Wird die Corona-Pandemie unser Reiseverhalten langfristig beeinflussen? Diese Fragen haben sich auch die Köpfe hinter dem Reiseverlag Lonely Planet gestellt als sie die zehn besten Städte und zehn besten Regionen für „Best in Travel 2021“ auswählen und küren wollten. Schließlich hat das Virus die Reisewelt auf den Kopf gestellt, viele Weltenbummler mussten ihre Touren abbrechen, nach Hause zurückkommen. Deshalb verkündet Lonely Planet nun auch nicht die schönsten Ziele für 2021, sondern zeigt 30 besondere Orte, erzählt von inspirierenden Menschen und Projekten, die die Welt ein kleines bisschen besser und schöner machen wollen. Wir stellen neun davon vor.
„Reisen im Jahr 2021 und danach wird deutlich mehr von Rücksichtnahme geprägt sein als jemals zuvor“, sagte Luis Cabrera, CEO von Lonely Planet. „Wenn Reisende wieder vorsichtig mit der Welt in Kontakt treten, werden sie sich darauf konzentrieren, dass ihre Reisen für die Gastgeberinnen und Gastgeber sicher sind und positive Auswirkungen haben.“ Nicht nur auf das klassische Ranking verzichtet der Reiseverlag, sondern auch auf das Buch. „Best in Travel 2021“ erscheint nur online. Die Jury hat in den Kategorien Nachhaltigkeit, Gesellschaft und Vielfalt die zehn Besten ausgewählt. Außerdem kann beim „Readers Choice Award 2021“ jeder selbst einen Ort, eine Person oder ein Projekt vorschlagen, wenn man denkt, dass es die Zukunft des Reisens prägen wird.
Gewinner in der Kategorie Nachhaltigkeit
Aufstrebendes nachhaltiges Reiseziel: Antigua und Barbuda
Die Zwillinginseln liegen am östlichen Rand des Karibischen Meeres. Rund 98.000 Menschen leben auf der Inselgruppe, wobei 97 Prozent der Menschen auf Antigua wohnen. Urlauber kommen auf der Insel in den Genuss der schwarzen Ananas – eine Frucht, die man nur dort kosten kann. Antigua besitzt so viele Strände, wie ein Jahr Tage. Doch das Urlaubsparadies ist stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. 2017 verwüstet Hurrikan Irma die Inseln. Umweltschutz ist zu einem der wichtigsten Ziele geworden. Nachhaltigkeit wird gefördert – so sind Einwegplastik- und Styroporprodukte verboten worden, um die Verschmutzung des Ozeans zu stoppen. Umweltfreundliche Hotels, Geschäfte und Urlaubsorte erstrecken sich über das Land in „Green Corridors“. Auf Barbuda gibt es ein Fregattenvogelschutzgebiet.
Nachhaltige Städtereise: Göteborg
2019 hat es die Stadt an der Westküste Schwedens zum vierten Mal an die Spitze des „Global Destination Sustainability Index“ geschafft, der Index misst und vergleicht Nachhaltigkeitsstrategien. Bald alle Hotels in der Hafenstadt sind grün zertifiziert, knapp zwei Drittel des öffentlichen Nahverkehrs werden mit erneuerbaren Energien betrieben. Rund 600.000 Menschen leben in der zweitgrößten Stadt des Landes. Viele Restaurants tragen Ökosiegel. 2021 feiert die Stadt ihren 400. Geburtstag. Das Geschenk: der Jubileumsparken mit einem im Wasser schwimmendem Schwimmbad. Eintritt kostet das neue Bad nicht. Im Freizeitpark Liseberg, dem größte in Skandinavien, werden alle Fahrgeschäfte mit Windenergie betrieben. Göteborg ist außerdem für seine Kaffeehäuser bekannt. Im Hafen können Reisende das Museumsschiff Viermastbark Viking bestaunen.
Nachhaltiger Wanderweg: „Le Vie di Dante“
395 Kilometer lang ist der „Cammino di Dante“, der Dante-Wanderweg, der sich von Florenz, Dante Alighieris Geburtsstadt, bis zu seiner Grabstätte in Ravenna und zurück erstreckt. Zwanzig Etappen liegen zwischen den Städten, ein Weg, um auf den Spuren des Dichters zu wandeln. Mittelalterliche Burgen, Kirchen, einsame Wälder, Wasserfälle und Berge liegen auf der Strecke zwischen Toskana und Emilia Romagna. Urlauber können in nachhaltige Unterkünfte einkehren und die Ruhe in der Natur genießen. Das zu Fuß gehen entschleunigt: Darauf zu achten, wie der Wind die Blätter wiegt und auf sein Rauschen zu hören. Die Schritte zu gehen, die der Poet vor rund 700 Jahren gegangen ist. Und sich dabei vorzustellen, wie er seine „Göttlichen Komödie“ ersonnen hat.
Gewinner in der Kategorie Vielfalt
Beste LGBTQ+- Stimme: „Couple of Men“
Das Pärchen Karl Krause und Daan Colijn berichten auf ihrem Blog „Couple of Men“ über LGBTQ+-freundliche Reiseziele. Orte, an denen sie schöne Urlaube verbringen können, ohne, dass sie anders behandelt werden. Ihr Blog hat zig Informationen zu Unterkünften, Restaurants, Bars, Reisezielen, Aktivitäten und Ausflügen. Die beiden erzählen von ihren Reisen und wie zwei homosexuelle Männer aus Deutschland und den Niederlanden die Welt entdecken und neue Kulturen kennenlernen. Die beiden teilen auch persönliche Erlebnisse zum Beispiel wie Karl Vater seiner beiden Kinder geworden ist. Sie möchten mit ihren Berichten Menschen unterstützen, die sich mit ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung schwertun. Sie wünschen sich, dass sich die Reisebranche weiterentwickelt und künftig stärker auf die Bedürfnisse der LGBTQ+-Community eingeht.
Beste kulturelle Vielfalt: San Diego
San Diego liegt an der Pazifikküste Kaliforniens, nahe an der Grenze zu Mexiko. Die Stadt ist geprägt von Einflüssen aus spanischen, mexikanischen, amerikanischen und indigenen Gemeinschaften. Vielfalt ist fest verankert – Minderheitengruppen machen fast 60 Prozent der Bevölkerung aus. Ob Tacos, italienische Küche, Südstaaten-Barbecue oder äthiopische Gerichte – kulinarisch hat San Diego viel zu bieten. Im Balboa-Park finden sich 17 Museen, Gärten und jede Menge Kunst. Wer möchte kann sich auf eine lange Entdeckungsreise begeben. Das Barrio Logan ist ein wichtiger Ort für die mexikanisch-amerikanische Kunst und Kultur. Reisende können das milde Klima genießen. Der Strand „Black Beach“ ist von Klippen umgeben.
Bester barrierefreier Reiseveranstalter: „Wheel the World“
Ob Fallschirmspringen in Santiago oder an den Machu Picchu zu reisen – das kalifornische Reiseunternehmen „Wheel the World“ bietet barrierefreie Reisen für Menschen mit Behinderungen für mehr als 30 Reiseziele in 15 Ländern an. 2018 haben Alvaro Silberstein und Camilo Navarro das Unternehmen gegründet. Alvaro ist Rollstuhlfahrer und seine Leidenschaft für das Reisen hat ihn auf die Idee für das besondere Reisebüro gebracht. Er wollte den Torres-del-Paine-Nationalpark in Patagonien besuchen, was aufgrund der mangelnden Barrierefreiheit unmöglich erschien. Er machte sich mit Camilo auf die Suche nach Wegen, wie sie die gemeinsame Reise unternehmen können. Der erfolgreiche Trip brachte Alvaros auf die Idee, auch anderen Menschen Urlaube anzubieten, die auf den ersten Blick nicht machbar zu sein scheinen, weil geeignete barrierefreie Unterkünfte oder Wege fehlen.
Gewinner in der Kategorie Gesellschaft
Bester Geschichtenerzähler: Hesham Moadamani
Für „Refugee Voices Tours“ nimmt Hesham Moadamani Reisende auf seinen Führungen mit durch Berlin. Das Besondere: Er bringt seine persönlichen Erfahrungen seiner Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg ein, zieht Parallelen zwischen dem Konflikt in Syrien und der Geschichte der Migration in Deutschland. Nur mit seinen Schuhen um den Hals und seinen Papieren in einer Plastiktüte in der Hand, schwamm Hesham Moadamani von der Türkei bis nach Griechenland und lief von dort aus zu Fuß bis nach Deutschland. Das alles erfahren seine Zuhörer. Er erklärt an historischen Orte in Berlin, zum Beispiel an der Topographie des Terrors, am Checkpoint Charlie oder der Berliner Mauer, wie durch den Zweiten Weltkrieg 15 Millionen Menschen vertrieben wurden und berichtet von der aktuellen Situation in Syrien. „Refugee Voices Tours“ soll den Geflüchteten, die nach Europa gekommen sind, eine Stimme geben.
Beste Unterkunft: Kasachstan
Der kasachische Tourismusverband bildet Dorfbewohnerinnen und Bewohner dazu aus, Reisende bei sich zu Hause zu beherbergen. Die Menschen auf dem Land bekommen so neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Reisende lernen das kasachische Leben näher kennen und können in traditionellen Jurten übernachten. Die goldene Steppe mit dem Pferd zu entdecken, Naturspaziergänge, Dorftouren oder Kochkurse, das alles organisieren die Bewohner für die Gäste. Von den Dörfern aus lassen sich auch Kasachstans größte Naturwunder wie die Kolsai-Seen schnell erreichen. Dieses Konzept sorgt dafür, dass Reisende die Natur und das Land entdecken können, ohne dass die empfindliche Umwelt bebaut wird, weil Unterkünfte, die es schon gibt, genutzt werden.
Bestes Tourangebot: „Invisible Cities“
Bei „Invisible Cities“ werden Obdachlose zu Stadtführern und Stadtführerinnen ausgebildet. In ihren Heimatstädten in Großbritannien können sie Reisenden so die Gelegenheit bieten, die Perspektive von Obdachlosen auf die Stadt zu erleben. Zakia Moulaoui hat das Unternehmen in Edinburgh gegründet. Mittlerweile gibt es die Stadttouren nicht nur in der schottischen Hauptstadt, sondern auch in Manchester, Glasgow, Cardiff und York. Die Obdachlosen werden von Menschen betreuet, die sich in der Tourismusbranche auskennen. Gemeinsam werden spannende Touren entwickelt, die über Verbrechen, Kunst, Geschichte, oder Frauenfiguren informieren. „Invisible Cities“ verschafft den Obdachlosen ein Einkommen, sie können ihre Geschichte und ihr Interesse mit den Reisenden teilen.