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Schnell studierenTurbo-Master in vier Semestern

Lesezeit 4 Minuten

Schnellstudenten: Robert Grünwald (v. l.), Marcel Kopper und Marcel Pohl

Wenn der 23-jährige Robert Grünwald über sein Studium spricht, klingt es, als würde ein Hochleistungssportler von seinem Trainingsplan berichten. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Marcel Kopper und Marcel Pohl (beide 23) hatte Grünwald seinen Masterabschluss schon nach rekordverdächtigen vier Semestern in der Tasche – inklusive abgeschlossener Berufsausbildung. Vorgesehen sind elf. Inzwischen hat er sich mit Kopper mit einer Ghostwriter-Agentur selbstständig gemacht und promoviert. Pohl ist derzeit Projekt-Manager bei einer Bank, Dozent an einer Hochschule und promoviert ebenfalls. Über ihr ehrgeiziges Studien-Projekt haben die drei ein Buch geschrieben: „Die Turbo-Studenten“.

„Die Turbo-Studenten: Die Erfolgsstory: Bachelor plus Master in vier statt elf Semestern“ von Robert Grünwald, Marcel Kopper, Marcel Pohl, erschienen im Gabal-Verlag, 24,90 Euro.

Studierende, die Stress im Studium oder sonst im Leben haben, können sich an die Psycho-Soziale Beratung des Kölner Studentenwerks wenden. Das Beratungsteam ist montags bis donnerstags in der Zeit von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr zu erreichen. Telefon: 0221/ 16 88 15-0.

Das Seminar „Keine Zeit für nix? – Zeitmanagement und Arbeitstechniken“ des Kölner Studentenwerks findet vom 8. bis 10. Oktober, jeweils von 9 bis 13 Uhr an der Luxemburger Straße 181-183 statt.

Buchtipp: Selbstmanagement und Zeitplanung von Edith Püschel, Verlag UTB, 148 Seiten, 12,90 Euro. (ris)

Die Dortmunder Grünwald und Kopper kennen sich bereits aus der Schule, sie haben zusammen ihr Abitur gemacht. An der Hochschule für Ökonomie lernen die beiden Marcel Pohl kennen und paukten dann zusammen für Bachelor- und Masterabschluss. Unter der Woche sind die drei Studenten tagsüber in ihren Ausbildungsbetrieben beschäftigt, abends und am Wochenende besuchen sie die Seminare. „Am Anfang waren wir frisch, motiviert und dachten: Da geht doch noch mehr! Warum nicht zwei Semester in einem studieren?“, sagt Grünwald. Ihr Ziel: den Rausch der Geschwindigkeit erleben, Zeit sparen, möglichst früh in einen möglichst guten Job wechseln und dann schnell aufsteigen. Die drei packen es an, probieren, wie viel Belastung sie aushalten können, wie viele Seminare und Klausuren in ein Semester passen.

Kaffee statt Ritalin

„Natürlich war das ein harter Marathon, den wir uns da vorgenommen haben. Und natürlich war es sehr anstrengend. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, sagt Robert Grünwald. Weil die Hochschule zahlreiche Standorte in ganz Deutschland hat, konnten die drei aus einer Vielzahl an Veranstaltungen und Klausurterminen bundesweit wählen – und die Arbeit, so gut es geht, aufteilen. Sie besuchen jeweils verschiedene Veranstaltungen in etlichen deutschen Großstädten und berichten dann den anderen davon. Gelernt wurde bis spät in die Nacht und am Wochenende – gemeinsam. „Jeder von uns hatte auch Zeiten, in denen er aufgeben wollte“, sagt Robert Grünwald. „Aber wir haben als Team zusammengehalten und wollten die anderen nicht im Stich lassen.“ Nur durch viele Entbehrungen, ein Mindestmaß an Freizeit und jede Menge Disziplin war es überhaupt möglich, den ehrgeizigen Plan tatsächlich in die Tat umzusetzen.

Die anderen Kommilitonen reagierten ganz unterschiedlich auf die Turbo-Studenten: So wurden die drei als „Spinnertruppe“ abgetan, als Überflieger oder einfach als exotische Ausnahmen. „Niemand von uns ist hochbegabt“, betont Robert Grünwald. „Wir haben auch nie Ritalin oder so einen Müll genommen, sondern allenfalls Kaffee.“

"Einbuße an Lebensqualität"

In ihrem Buch berichten sie, wie sie ihr Ziel erreicht haben, und appellieren an andere, ihrem Beispiel, zumindest teilweise, zu folgen. Genau davor warnt jedoch die Diplom-Psychologin Gaby Jungnickel, Leiterin der Psycho-Sozialen Beratung des Kölner Studentenwerks: „Ich frage mich vor allem: Warum sollte dieses Verhalten nachahmenswert sein? Abgesehen davon, dass sich Schlafmediziner bei derartigem Verhalten die Haare raufen würden, bedeutet es für die meisten eine erhebliche Einbuße an Lebensqualität.“

Selbstausbeutung zum Credo zu machen sei ziemlich fragwürdig, betont Jungnickel. „Die drei haben bewiesen, dass sie diese sportliche Höchstleistung meistern konnten. Das möchte ich nicht bewerten, denn für sie war es in Ordnung.“ Die Diplom-Psychologin warnt allerdings vor den möglichen Nachteilen eines Turbo-Studiums: „Eine solch enorme Studiengeschwindigkeit lässt – jenseits von Leistungsaspekten – wenig Raum für Lebenserfahrungen, die der Persönlichkeitsentwicklung dienen. Eine fernöstliche Weisheit sagt: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!“

Turbo-Student Robert Grünwald sieht das ganz anders: Er ist stolz, so viel erreicht zu haben. „Ich kann gut von meinem Beruf leben und bin glücklich mit meinem Leben. Ich würde jederzeit wieder so studieren.“

turbostudenten.de