Der Kaffeepreis ist weltweit auf einem Hoch. Tchibo hat schon reagiert. Und die Kölner Kaffeeröstereien? Haben unterschiedliche Pläne.
Tchibo erhöht die PreiseWird der Kaffee in Kölner Röstereien jetzt auch teurer?
Es ist eine Nachricht, die sich möglicherweise nicht nur an der Kasse bemerkbar machen wird – sondern auch in Cafés und in kleinen wie mittelgroßen Röstereien, von denen es in Köln inzwischen einige gibt. Der Kaffee-Marktführer Tchibo hat die Verkaufspreise für Röstkaffee angepasst, sprich: angehoben. „Im vergangenen Jahr sind viele Kosten weiter gestiegen, auch für Rohkaffee“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Tchibo-Sprecher Arnd Liedtke sagt: „Um unseren Kundinnen und Kunden weiterhin die gewohnt hohe Tchibo-Qualität zu bieten, müssen nun auch wir handeln. Wir haben lange gezögert.“ Von Preiserhöhung zwischen 50 Cent und 1 Euro ist die Rede, je nach Sorte und Herkunftsland.
Das Großunternehmen mit 900 Geschäften in acht Ländern plus Online-Shop gilt als Seismograf der Kaffee-Branche, wenn Tchibo anzieht, ziehen andere nach. Wie also gehen Kölner Röstereien mit der Preiserhöhung um?
Wie kommt der Preis für Kaffee überhaut zustande?
Im weltweiten Kaffeehandel gehören Preisschwankungen zum Alltag. Denn zahlreiche Faktoren beeinflussen den Preis: die Qualität der Rohkaffeesorten, Ertragszyklen und auch Lagerbestände in Anbau- und Importländern spielen eine Rolle. Hinzu kommen die saisonalen Schwankungen beim Kaffeeverbrauch. Die Erntezeiten in den Anbauländern, Handelspraktiken und nicht zuletzt Börsenspekulationen mit dem kostbaren Rohstoff wirken sich ebenso auf die Preise aus, zu denen Kaffee gehandelt wird. Vermehrt kommen klimatisch bedingte Ernteausfälle hinzu, durch Trockenheit oder durch Überschwemmungen.
Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbands spielen zudem Kosten für Rohöl, Transport und Versicherungen eine Rolle, ebenso Schwankungen beim US-Dollar; die Währung, in der der internationale Kaffee-Handel abgewickelt wird.
Im Februar 2022 war der durchschnittliche Preis für Kaffeebohnen nach Angaben der Internationalen Kaffee-Organisation (ICO) auf ein Hoch von 2,11 US-Dollar je US-Pfund (454 Gramm) gestiegen. Zwar fielen die Preise zunächst wieder, steigen seit Herbst vergangenen Jahres aber erneut deutlich an, auf inzwischen 1,82 US-Dollar.
Wie beziehen die Röstereien in Köln eigentlich ihren Rohkaffee?
Schamong Kaffee ist die älteste Rösterei in Köln, seit 1949 wird in Ehrenfeld nicht nur der Kaffee geröstet, sondern auch verkauft. Inzwischen ist eine große Rösterei-Anlage in Ossendorf hinzugekommen. Die Rösterei verkauft den Kaffee nicht nur an die Endverbraucher, sondern liefert an Gastronomen und Supermärkte. „Unseren Kaffee beziehen wir direkt aus den Anbauländern, also aus Kolumbien, Brasilien oder Kenia“, sagt Mirko Schamong, der das Kölner Traditionsunternehmen in dritter Generation zusammen mit seinem Vater Heribert führt. „Und wir arbeiten auch mit Kaffee-Agenten zusammen, die in den Ursprungsländern unterwegs sind.“
Ein Markt also, der einerseits unabhängig von den großen Lieferketten in der industriellen Kaffeeverarbeitung läuft, aber trotzdem von den Schwankungen auf dem Weltmarkt beeinflusst ist. „Es geht schon lange nicht mehr nur um Angebot und Nachfrage“, sagt Schamong. Denn natürlich reagierten auch die Produzierenden in den kaffeeexportierenden Ländern auf die Preisschwankungen, die vor allem von den Sorten Robusta und Arabica beeinflusst werden. Fast 99 Prozent der Gesamtproduktion von Kaffee weltweit entfallen derzeit auf diese beiden Kaffeearten. Brasilien ist seit Jahren der größte Kaffee-Lieferant der Welt.
Ist der Kaffee in Köln teurer geworden?
Zweimal hat das Kaffee-Unternehmen Schamong in den vergangenen vier Jahren den Preis angezogen, um rund 15 Prozent. Der „Espresso Fiorentino“ liegt aktuell bei 6,80 Euro. Aktuell ist keine Preisanpassung geplant. „Wir haben gut eingekauft und können diesen Kaffee jetzt erst einmal abrufen.“
Zum Vergleich: Der günstige Espresso bei Tchibo kostet 11,99 Euro pro Kilo – umgerechnet also 2,99 Euro pro 250 Gramm. Wer bei Tchibo allerdings nach spezielleren Kaffee-Sorten sucht, landet ebenso bei 4 bis 8 Euro pro 250 Gramm, also bei einem ähnlichen Preis wie auch bei den kleinen Röstereien.
Wie groß ist der weltweite Kaffeemarkt?
Rund 74 Prozent des weltweit geernteten Kaffees werden exportiert. Schätzungen zufolge beläuft sich die Exportmenge im Erntejahr 2023/2024 auf rund 142,2 Millionen Sack Kaffee zu je 60 Kilogramm, also rund 8,5 Millionen Tonnen. Importweltmeister mit mehr als 1,5 Millionen Tonnen Kaffeebohnen pro Jahr sind die USA, gefolgt von Deutschland mit rund 1,1 Millionen Tonnen.
Von der Verarbeitung und dem Verkauf sehr großer Mengen sind die kleinen Röstereien in Köln weit entfernt. „Wir produzieren im Jahr etwa 85 Tonnen Rohkaffee, das entspricht wahrscheinlich mehr oder weniger dem Tagesoutput von Tchibo, Aldi oder Lidl“, sagt Moritz Eylandt, der die Kaffee-Manufaktur Heilandt 2010 mitgegründet hat.
Wie kommt der Kaffee nach Köln und wer ist Teil der Lieferkette?
Auch Eylandt und sein Team versuchen schon länger, so unabhängig wie möglich vom Kaffee-Weltmarkt agieren zu können. „Wir haben uns dazu entschieden, nur noch direkten Handel mit Kaffeeproduzenten zu betreiben. Wir sind also eine der wenigen Röstereien in Deutschland, die alles, was sie verkauft, direkt bei den Herstellern einkauft oder selbst produziert. Und gleichzeitig alle Kräfte aus der Handelskette heraushält, die nicht unbedingt vonnöten sind.“ Die Liste der beteiligten Akteure im Kaffee-Handel kann mitunter lang werden: Menschen, die den Kaffee pflanzen und ernten, Plantagenbesitzer, Zwischenhändler, Exporteure, Importeure, Agenten und Makler sind beteiligt. Und Veredelungsbetriebe, wie die kleinen, unabhängigen Röstereien.
Inzwischen treibt Heilandt direkten Handel mit Farmen, Kooperativen und Bauernverbänden in Sumatra, Mexiko, Peru, Guatemala oder Brasilien. Die Preise werden individuell ausgehandelt. Die Rösterei kauft kleine Bestände bis zu 60 Kilogramm genauso wie große von ganz unterschiedlichen Qualitäten, um den Ertrag für die Kaffee-Produzenten vor Ort möglichst groß zu halten.
Ganz unabhängig ist Heilandt trotzdem nicht vom industriellen Kaffeegeschäft. Eine Ankündigung wie die von Tchibo setzt auch kleinere Röstereien unter Zugzwang, über eine Preisanpassung nachzudenken und auch nochmal neu zu verhandeln mit den Abnehmern aus Großhandel und Gastronomie. „Natürlich befinden wir uns in einem ständigen Preiskampf, um mit den großen Anbietern mithalten zu können“, sagt Eylandt.
Zuletzt hat Heilandt die Preise Anfang letzten Jahres angezogen, in diesem Fall auch für den Verkauf an die Endverbraucher, die in die Geschäfte im Belgischen Viertel, in Sülz oder Nippes kommen. „Das kann man immer ganz gut an dem Produkt ‚Espresso 1‘ festmachen, der hat vorher für 250 Gramm 8,30 Euro gekostet und liegt jetzt bei 8,70 Euro“, sagt Moritz Eylandt. mit einem weiteren Preisanstieg sei derzeit nicht zu rechnen.
Wonach unterscheidet sich der Kaffeepreis noch?
Auf der Bonner Straße in der Südstadt befindet sich eine der kleinen Kaffee-Manufakturen von Köln: die Ernst Kaffeeröster. „Wir sind so etwas wie das Fine Dining der Kaffee-Szene“, sagt Maren Ernst, die die Rösterei vor zehn Jahren gegründet hat. Ernst verkauft vor allem rare, hochpreisige Sorten. „Den Einkauf von Spezialitätenkaffee können Sie mit dem Geschäft in der Kaffee-Industrie gar nicht vergleichen“, sagt Ernst. Da geht es um kleinste Ernteeinheiten, unter anderem aus sogenannten „Micro Lots“, bei denen das Kilo 40 bis 50 Euro kosten kann. „Wir reden häufig über weniger als 70 Kilogramm, die es davon auf dem gesamten Kaffeemarkt gibt.“
Sogenannte Blends werden im Gegensatz dazu aus verschiedenen Kaffeesorten zusammengestellt, von denen es deutlich größere Mengen Rohkaffee gibt. Auch bei Ernst gibt es den „Espresso Blend“, er liegt derzeit bei 8,90 Euro für 250 Gramm. Die Preise für diese günstigere Kaffee-Reihe sind zuletzt im Jahr 2022 um zwei Euro pro Kilogramm angestiegen, Nachwehen der Corona-Pandemie, sagt Maren Ernst. Hinzu kamen Ernteausfälle nach einem Frosteinbruch in Brasilien und der ohnehin schon angestiegene Weltmarktpreis.
Die rare Sorte „Colombia Geisha“ kostet für die gleiche Menge 25 Euro. Rund viermal im Jahr stellt Ernst nach Beratung mit Rohkaffee-Partnern ihr Sortiment um. Die Preise richten sich nicht ausschließlich nach dem Kaffeemarkt, sondern auch nach der speziellen Sorte. Der Einfluss der Preispolitik von großen Ketten wie Tchibo hat hingegen wenig Einfluss. „Natürlich steigen genau wie in Deutschland auch auf den Farmen die Lohnkosten, Energiekosten oder Transportkosten, auch das hat Auswirkunken auf die Preise“, sagt Ernst. Und so wird dann auch der Kaffee in Köln teurer.