Form und Größe eines Glases haben Einfluss auf den Geschmack eines Weines. Doch wie wichtig ist es für den optimalen Genuss? Unsere Weinexpertin Romana Echensperger erklärt, worauf es ankommt.
Sommelière erklärtWie wichtig ist das richtige Weinglas für den Geschmack?
Glasabteilungen gut sortierter Haushaltsabteilungen gleichen einem Dschungel. Unzählige Formen, Größen, Preise, Ausführungen von unterschiedlichsten Herstellern können schnell überfordern. Oft kauft man dann das Glas, was einem vom Design her gefällt, ohne genau zu wissen, wofür unterschiedliche Gläser eigentlich gut sein können. Dabei haben Unterschiede in Form und Größe durchaus Einfluss auf den Geschmack. Ebenso macht es einen Unterschied, ob Gläser mit der Maschine hergestellt oder mundgeblasen wurden.
Für die Kaufentscheidung sollten vor allem praktische Erwägungen eine Rolle spielen: Wie werden die Gläser gespült? Wie viel Platz habe ich in meinem Schrank? Habe ich oft Gäste und brauche daher eine gewisse Zahl einheitlicher Gläser? Doch zunächst einmal zu den Glasformen.
Maximal vier verschiedene Weingläser braucht es
Selbst als Sommelière in einem Spitzenrestaurant bin ich mit vier Glasformen sehr gut ausgekommen. Die Wahl fiel auf ein Schaumweinglas mit nicht zu schmalem Kelch und mit einem eingeschliffenen, sogenannten Moussier-Punkt. Das ist eine raue Stelle am Kelchboden, an der sich die Kohlensäure entlädt, um dann die wunderschönen aufsteigenden Perlenschnüre zu bilden. Das Auge trinkt schließlich mit.
Frucht- und säurebetonte Weißweine ohne Holzfassausbau, wie etwa Riesling oder Sauvignon Blanc, brauchen ein Glas mit kleiner Tulpenform. Tanninbetonte Rotweine, wie Bordeaux oder Brunello, brauchen ein Glas mit großer Kelchform. Ätherische Rotweine wie feine Spätburgunder sowie Weißweine mit Holzfassausbau fühlen sich in einer großen Ballonform wohl.
Ein Universalglas bringt alle Weine zur Geltung
Mit diesen vier Glasformen kann man spielen. Wer zum Beispiel einen lange gelagerten Spitzen-Schaumwein aus einem Burgunderglas trinkt, bekommt deutlich mehr Aromen, dafür weniger Spritzigkeit präsentiert. Wem das alles zu kompliziert ist, kann sich für ein sogenanntes Universalglas entscheiden. Das ist in der Regel von mittlerer Größe und bringt alle Weintypen solide zur Geltung.
Vielleicht gönnt man sich dann auch eine mundgeblasene Version. Denn diese sind deutlich leichter und dünnwandiger als die maschinengemachten Varianten, was in der Haptik einen echten Unterschied macht. Ebenso sorgt eine rauere Oberfläche dafür, dass sich beim Schwenken die Aromen besser freisetzen können. Wer seine Gläser gerne mit Schwung in die Spülmaschine stopft, sollte sich jedoch besser für eine robustere Serie entscheiden. Schließlich will man sein Geld für guten Wein ausgeben und nicht ständig neue Gläser kaufen.
Vorsicht beim Polieren von Weingläsern
Der meiste Glasbruch entsteht übrigens beim (falschen) Polieren. Dann, wenn man Kelch und Fuß gegeneinander dreht – ein absolutes No-Go! Wer Gläser professionell polieren will, nimmt am besten zwei weiche, flusenfreie Geschirrtücher. Mit einem Tuch in der einen Hand trocknet man die Innenseite des Glases, während das andere Tuch in der zweiten Hand den Kelch von außen umfasst. Dann wird poliert, in dem man gleichzeitig das Glas immer ein kleines Stück weiterdreht, bis man alle Stellen erreicht hat. Am Schluss nimmt man mit beiden betuchten Händen den Fuß und poliert diesen. Wer geübt ist, kann dann fast in Lichtgeschwindigkeit ganze Berge von Gläsern wegpolieren, ohne dass etwas zu Bruch geht.
Bleibt am Ende noch der wichtigste Hinweis: Wenn die passenden Gläser nicht zur Hand sind, dafür aber der richtige Wein und die richtigen Gäste, dann werden auch Senfgläser dem Genuss keinen Abbruch tun.