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Zuschläge, RenteWie unfair ist das Beamten-Gehalt wirklich?

Lesezeit 3 Minuten
Symbolbild_Behoerde_dpa

„Sogar dann, wenn beide Ehegatten verbeamtet sind, erhalten sie den Ehegatten-Zuschlag, jeder allerdings nur zur Hälfte.“

In den Köpfen der meisten Menschen genießen Beamte zahlreiche Privilegien, von denen „normale“ Arbeitnehmer nur träumen können. Sei es beim Ruhestandsgehalt, bei Altersteilzeit und Gesundheitsvorsorge, bei der Einkommenssteuer oder dem Kindergeld. Aber stimmt das auch wirklich? Wie viel Geld verdienen Beamte tatsächlich?

In seinem Buch „Beamte. Was die Adeligen von heute wirklich verdienen“ (Tectum Verlag) rechnet der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt Torsten Ermel den Wert dieser Privilegien genau aus. Sein Ergebnis: Im Vergleich zu einem Arbeitnehmer mit vergleichbarem Aufgabenfeld verdient ein Beamter effektiv rund das Doppelte. Dabei geht es Ermel nicht um „Beamtenbashing“, sondern um Gerechtigkeit, wie er betont.

Beamte Buch

Privilegiert: Im Vergleich zu einem Arbeitnehmer mit vergleichbarem Aufgabenfeld, für den die üblichen Regelungen gelten, verdient ein Beamter effektiv rund das Doppelte.

Als Steuerberater fiel Ermel (Jahrgang 1966) schon früh auf, dass es zwischen Beamten und „normalen“ Arbeitnehmern große Einkommensunterschiede gibt. Das liegt nicht zuletzt an den teilweise unsinnigen Zuschlägen, die man im Staatsdienst erhält. Da gibt es zum Beispiel den sogenannten Ehegattenzuschlag, der bis zu 133 Euro im Monat beträgt. Kurios:

  1. Auch verwitwete Beamte bekommen den Ehegattenzuschlag
  2. Es wird nicht geprüft, ob der Ehepartner selbst ausreichend verdient
  3. Sogar wenn

Das sei ungerecht gegenüber Nicht-Beamten, so der Autor: „Entweder zahlt der Staat allen Bürgern diese Zuschläge. Oder die Grundbesoldung der Beamten wird so abgesenkt, dass sie im Endeffekt, mit den Zuschlägen, das gleiche Einkommen erzielen wie Nicht-Beamte.“

Auch für Kinder gibt es Extrageld: „Für einen Beamten im mittleren Dienst mit drei Kindern summieren sich die Kinderzuschläge im Laufe von 25 Jahren auf 170.700 Euro.“ Rechne man in diesem Beispiel noch den Familienzuschlag hinzu, ergeben sich insgesamt Familienzuschläge von 252.780 Euro. „Das entspricht für den Durchschnittsverdiener in Vollzeit der Arbeitsleistung von fünfeinhalb Jahren“, rechnet Ermel vor.

Satte Rente für Beamte

Beamtengehalt

„Sogar dann, wenn beide Ehegatten verbeamtet sind, erhalten sie den Ehegatten-Zuschlag, jeder allerdings nur zur Hälfte.“

Auch bei der Altersvorsorge genießen Beamte einige Privilegien, wie Torsten Ermel recherchiert hat:

  1. Beamte erhalten 25 Prozent mehr Riesterzulage als Arbeitnehmer
  2. Pensionäre, die während ihrer Dienstzeit hauptsächlich in den Besoldungsgruppen A7 bis A10 (Sachbearbeiter-Ebene) eingestuft waren, erhalten eine höhere Altersversorgung als Arbeitnehmer, die 45 Jahre lang Spitzenverdiener waren
  3. Beamte können die Mindestpension von 1573 Euro monatlich schon nach fünfjähriger Dienstzeit erreichen
  4. Ein Arbeitnehmer müsste 120 Jahre arbeiten, um die Pension eines Beamten zu erreichen

„Für die genannten und viele weitere Privilegien gibt es in der heutigen Zeit keine Rechtfertigung mehr. Sie sind ungerecht und nicht mehr zu bezahlen“, schreibt Autor Ermel im Manager Magazin.

Fazit: Torsten Ermel stößt mit seinem Buch eine Debatte zum Thema Beamten-Privilegien an, und er macht konkrete Änderungsvorschläge. Erst in seinem Fazit nennt Ermel allerdings einen Gedanken, der auch manchen Lesern kommen wird: Nicht die Beamten verdienen im Vergleich zu anderen zu viel, sondern die „normalen“ Arbeitnehmer bekommen zu wenig Gehalt und Zuschläge. Nichtsdestotrotz wirken manche Privilegien aus der Zeit gefallen und sollten dringend korrigiert werden.

Anmerken sollte man, dass Ermel AfD-Mitglied und laut Internetpräsenz der Partei als Schatzmeister im Kreisverband Minden-Lübbecke tätig ist. Und auch wenn er im Manager Magazin betont, die Texte geben nur seine persönliche Meinung wieder, passt die Anti-Haltung zum Beamtentum ganz gut zur marktliberalen Parteilinie.

Was den Stil angeht, liest sich das Buch ein wenig dröge, was an den vielen Daten und Formeln liegt. (gs)

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Torsten Ermel: „Beamte. Was die Adeligen von heute wirklich verdienen“. Tectum Verlag, 16,95 Euro.